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Sport: Michael Johnson: Wenn der Blitz vom Blitz getroffen wird

Dieses Mal hat Rudi Thiel auf Anhieb alles richtig gesagt. Das war nicht immer so bei der Vorstellung von Michael Johnson.

Dieses Mal hat Rudi Thiel auf Anhieb alles richtig gesagt. Das war nicht immer so bei der Vorstellung von Michael Johnson. Als der Meeting-Direktor des Istaf vor einigen Jahren den US-Amerikaner bei einer Pressekonferenz begrüßte, sorgte er nämlich mit einem Versprecher für große Erheiterung: "Und hier begrüßen wir - Michael Jackson!" Gestern also war wieder Michael Johnson zu Gast. Der 32-Jährige, derzeit der Star der Leichtathletik schlechthin, wird am Freitag beim Istaf im Olympiastadion sein vorletztes Rennen vor den Olympischen Spielen in Sydney laufen.

Extra für Michael Johnson haben die Istaf-Organisatoren kurzfristig noch die 400 m ins Programm genommen und dafür den 200-m-Lauf gestrichen. Für den 200- und 400-m-Weltrekordler (19,32 beziehungsweise 43,18 Sekunden) wurden freilich schon Zeitpläne eines ganz anderen Kalibers verändert. Vor allen Dingen die der Olympischen Spiele. 1996 wurde ihm dadurch erst die Möglichkeit eröffnet, ein Stück Leichtathletik-Geschichte zu schreiben. Als erster Mann gewann er bei Olympia damals sowohl die 200 als auch die 400 m. Nachdem Michael Johnson in Atlanta über die kürzere Strecke in Weltrekordzeit Gold gewonnen hatte, kommentierte der drittplatzierte Ato Boldon (Trinidad und Tobago), der am Freitag beim Istaf über 100 m antreten wird, beeindruckt: "Michael ist nicht gelaufen, sondern geflogen. Ich habe nur noch einen Blitz gesehen."

Doch nach jenem historischen Doppelsieg hatte der Olympiasieger nicht nur Glück. Zweimal gab es während der letzten vier Jahre große Sprintduelle - beide Male wurde Michael Johnson wie vom Blitz getroffen. Mitten im 150-m-Zweikampf gegen den 100-m-Olympiasieger Donovan Bailey (Kanada) um den zweifelhaften Titel "Schnellster Mann der Welt" warf ihn im Mai 1997 eine Oberschenkelverletzung ebenso auf die Laufbahn wie vor einigen Wochen in Sacramento. Dort ging es über 200 m gegen den 100-m-Weltrekordler Maurice Greene, der sich ebenfalls verletzte, und um die US-Olympiastartplätze. Die 200 m in Sydney werden ohne Johnson und Greene stattfinden. "Das Prinzip unserer Trials ist einfach: die ersten drei sind qualifiziert. Das habe ich nicht geschafft, also habe ich es auch nicht verdient, bei Olympia über 200 m zu laufen", sagt Michael Johnson, der in Brüssel am vergangenen Freitag zum ersten Mal nach jenem 200-m-Endlauf von Sacramento wieder an den Start ging. "Ich habe mich erholt von der Verletzung und bin fit für Sydney", erklärt Johnson, der in Brüssel über die 400 m in 44,07 gewonnen hatte.

"Es sollte beim Istaf möglich sein, meinen eigenen Stadionrekord zu brechen, wenn das Wetter mitspielt." Jene 43,94 war Michael Johnson vor sieben Jahren bei seinem ersten Istaf-Start gelaufen. Obwohl er selbst schon davon gesprochen hat, dass sich seine Karriere dem Ende zuneigt, dürfte es übermorgen noch nicht sein letztes Istaf sein. "Ich werde erst nach Sydney sagen, wie es weiter geht", sagte Johnson zwar gestern, aber es gilt als sicher, dass er zumindest im nächsten Jahr noch laufen wird. Ein großes Ziel ist neben den olympischen Goldmedaillen über 400 m und mit der 4 x 400-m-Staffel die Verbesserung seines 400-m-Weltrekordes auf unter 43 Sekunden. "Eine solche Zeit ist möglich - ich hoffe, ich schaffe das vor meinem Karriereende."

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