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Altes Stadion, neuer Name. Gerade erst hat Investor Michael Kölmel die Namensrechte des Leipziger Zentralstadions langfristig verkauft.

© dpa

Geldspieler: Michael Kölmel: Zwischen Mathematik und Abenteuer

Der umtriebige Filmrechtehändler Michael Kölmel unterstützt viele Traditionsvereine. Beim 1. FC Union wird er dafür verehrt – mit anderen Klubs stritt er vor Gericht.

Von Katrin Schulze

In unserer Serie stellen wir Menschen vor, die aus den unterschiedlichsten Gründen in den Sport investieren – und beleuchten ihre Motive. Heute: Michael Kölmel.

Die Geschichte von Michael Kölmel hat durchaus Potenzial. Der hochaufgeschossene schlanke Mann mit dem lustigen Lockenkopf hat schon so viele Höhen und Tiefen erlebt, dass er es mühelos in den Plot einer Vorabend-Soap schaffen würde – mindestens. Im Moment sieht er sich wieder auf der guten Seite des Lebens; und das hat viel mit einem finanzkräftigen Getränkebetrieb zu tun. „Es läuft sehr gut“, sagt Michael Kölmel beschwingt; seine Stimme wippt rhythmisch auf und ab. „Wir haben ja vor kurzem erst die Namensrechte vom Fußballstadion in Leipzig verkauft.“ Bis zum Jahr 2040 wird die sächsische Arena den Namen einer klebrig-süßen Energiebrause tragen.

Und man wird das Gefühl nicht los, dass Michael Kölmel es seinen Kritikern mit diesem Deal wieder einmal gezeigt hat. Noch vor zehn Jahren, als er den Zuschlag für Umbau und Betrieb des Stadions erhielt, da „hat jeder gesagt: das kann nichts werden“, erzählt Kölmel. „Jetzt gehen viele davon aus, dass sich der Standort in den nächsten Jahren zu einer der Topadressen entwickeln wird.“

Die Leipziger Anekdote ist typisch für das umtriebige Geschäftsleben des Michael Kölmel. Oft genug wurde der Unternehmer für seine zahlreichen Aktivitäten auf dem Filme- und Fußballmarkt belächelt, zuweilen beschimpft – und manchmal sogar juristisch verfolgt. Oft genug ging der heute 56-Jährige am Ende dennoch als Sieger hervor.

Angefangen hat alles im Jahr 1984, als Michael Kölmel zusammen mit seinem Bruder die Firma „Kinowelt“ gründete und in den Filmrechtehandel einstieg. Doch Kölmel ist seit seiner Jugend nicht nur leidenschaftlicher Filmfan, beinahe genauso stark interessierte er sich für Fußball. Also heuerte er 1998, als der Neue Markt zu boomen begann und er die „Kinowelt“ an die Börse brachte, im großen Stil bei verschiedenen Klubs an. „Ursprünglich war ich Medienvermarkter“, sagt er. „Irgendwann ist man dann auch ein gewisses wirtschaftliches Risiko eingegangen und wurde so zum Investor.“ Mehr als 120 Millionen Euro soll Kölmel insgesamt in verschiedene Vereine gepumpt haben.

Bei Union wird er verehrt wie ein Heiliger

Sieht man sich die Liste der Vereine an, bei denen der Filmrechtehändler heute noch aktiv ist, fällt dem Fußballfan ein Schema auf: Es sind allesamt Traditionsklubs mit nicht gerade üppigen Finanzen: 1. FC Union, Eintracht Braunschweig, Fortuna Düsseldorf, Rot-Weiss Essen, Dynamo Dresden, Rot-Weiß Erfurt, Karlsruher SC, Waldhof Mannheim, Sachsen Leipzig. Mit Alemannia Aachen befindet er sich noch im Rechtsstreit. „Unsere Grundidee war, dass wir abgestiegene Vereine mit Tradition, die in Schwierigkeiten stecken, aufbauen“, sagt Kölmel. Große Gewinne dürfte er dabei nicht erwirtschaftet haben.

Vor allem an einen Klub hat der Unternehmer aber sein Herz verloren, etwa fünfmal pro Saison schaut er noch vorbei – in Berlin-Köpenick, wo er auf jede Menge Gegenliebe stößt. Bis heute verehren ihn die Anhänger des 1. FC Union wie einen Heiligen, weil er ihren Klub einst mit seinen Geldern vor dem Ruin bewahrte. Inzwischen sieht er sich bei Union „eher als Mäzen. Diese Rolle können Sie aber nur bei einem Klub spielen“. Bis in die Zweite Liga haben es die Köpenicker mit den Geldern ihres Gönners geschafft; als sie im Jahr 2009 in die Zweite Liga aufgestiegen sind, feierte Kölmel inmitten der Mannschaft.

Doch der 1,93 große Mann ist längst nicht überall so wohl gelitten. Das Verhältnis zu seinem Heimatverein Karlsruher SC zum Beispiel hat mächtig gelitten. „Nachdem der Klub Erfolg hatte und seinen Bundesligaaufstieg begann, gab es Leute, die von der Vergangenheit nichts mehr wissen wollten“, erinnert sich Kölmel. „Sie setzten sich zum Ziel, unsere Verträge anzufechten, auch wenn sie damit vor Gericht scheiterten.“

Michael Kölmel ist kaum zu stoppen, wenn er über seine Investitionen und Firmen redet, er tendiert dazu, wirtschaftsspezifische Monologe zu halten. Fragt man ihn jedoch nach seinen persönlichen Befindlichkeiten, legt er lange Kunstpausen ein, so als überlegte er sich jedes einzelne Wort seiner Antwort haargenau. Vielleicht hat das mit seiner Ausbildung zu tun, vielleicht auch mit seiner Vergangenheit, die ihm nicht nur finanzielle Pleiten einhandelte, sondern sogar bis in die Untersuchungshaft führte. Untreue, Betrug und Insolvenzverschleppung hießen die Vorwürfe. Es war ein Tiefpunkt in seinem Leben, der ihn mitgenommen habe, gibt Kölmel zu. „Wenn man in eine juristische Auseinandersetzung hineingezogen wird, nimmt einen das persönlich sehr mit. Daran ändert sich auch nichts, wenn man nachher vom Gericht in fast allen Punkten freigesprochen wird.“

Spätestens seit dieser Episode gibt es nicht mehr nur das Bild von Michael Kölmel als Robin Hood des Ostens, sondern auch das des Schurken. Am ehesten trifft es aber wohl die Bezeichnung eines Richters, der ihm einst „ein gewisses Abenteurertum“ anlastete. Kölmel selbst kann mit derlei Begriffen nur wenig anfangen. Kein Wunder, ist der Mann doch studierter Mathematiker, er sieht sich schon von Natur aus als „Analytiker. Für mich selbst und objektiv betrachtet sind meine Geschäfte nicht risikoreich“.

Michael Kölmel wird wohl auch künftig nicht viel ruhiger werden. Im Augenblick plant er ein neues Projekt, über das er noch nicht sprechen will. Nur so viel sagt er, und man weiß nicht recht, ob man es als Drohung oder doch als positives Zeichen deuten soll: „Meine Zeit für den Ruhestand ist noch nicht gekommen.“

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