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© dpa

Michael Schumacher: Alle Sinne wachgerüttelt

Erstmals seit seiner zweiten Comeback-Ankündigung steigt Michael Schumacher wieder in ein Rennauto.

Von Christian Hönicke

Berlin - Der Helm läutete die neue Ära ein. Das knallige Rot erinnerte noch an die alte Zeit, doch am Stern über dem Visier ließ sich erkennen, dass Michael Schumacher gerade seine erste Testfahrt als Formel-1-Pilot für Mercedes absolvierte. Vor drei Wochen hatte der Rekordweltmeister sein Comeback nach drei Jahren Pause verkündet, und nun ließ der inzwischen 41-Jährige in Jerez im Süden Spaniens den Motor aufheulen.

Allerdings steuerte Schumacher dabei mitnichten den neuen Formel-1-Mercedes um den Kurs – der wird erst Ende Januar vorgestellt, gerade einmal eineinhalb Monate vor dem Saisonstart am 14. März in Bahrain. Schumacher raste vom frühen Morgen bis zum späten Nachmittag unter Ausschluss der Öffentlichkeit in einem Auto der Nachwuchsserie GP2 umher, deren Rennen im Grand-Prix-Rahmenprogramm ausgetragen werden. Testfahrten in Formel-1-Wagen sind laut Reglement noch bis Anfang Februar verboten. Doch Schumacher wollte nicht warten, und so kam eine auf drei Tage angelegte Ausfahrt in Südspanien unter der Überschrift „Entwicklungstest“ für die neuen GP2-Renner zustande.

Insgesamt 51 Runden drehte Schumacher auf dem Kurs, auf dem er 1997 einst mit einem Rammstoß gegen Jacques Villeneuve im WM-Finale einen Tiefpunkt seiner Karriere erlebt hatte. Diesmal blieben ihm solche Begegnungen in Ermangelung anderer Autos erspart – schließlich hatte er gleich die komplette Strecke für sich reservieren lassen –, dafür erwies sich das Wetter als unangenehm. Nur wenige Umläufe konnte der siebenmalige Weltmeister auf Trockenreifen absolvieren, danach musste er auf Regenreifen wechseln, bevor ihn strömender Regen und starker Wind schließlich ganz in die Garage zwangen. Dennoch zeigte sich Schumacher zufrieden. „Der Tag heute war schon allein deshalb gut, weil ich nach langer Zeit mal wieder in einem Auto fahren konnte, das annähernd an die aktuelle Formel 1 herankommt“, sagte er. „Das Wetter hat zwar nicht ganz mitgespielt, wie uns allen lieb gewesen wäre, trotzdem wurden alle meine Sinne wieder wachgerüttelt – das allein war es schon wert.“

Abgesehen von der Witterung hatte Schumacher offensichtlich keine Probleme – er mache einen guten Eindruck, alles sei ohne Komplikationen abgelaufen, hieß es aus seiner Garage. „Ich habe mich von Anfang an wohl gefühlt auf der Strecke“, teilte er selbst mit. Dem wirklichen Test war nämlich nicht der Wagen unterzogen worden, sondern Schumacher selbst. Und zwar vor allem sein Nacken, den er sich vor knapp einem Jahr bei einem Motorradunfall verletzt hatte. Seinen ersten Comebackversuch im August für Ferrari hatte er deswegen nach nur einer Testfahrt in Mugello wieder abbrechen müssen. Noch Wochen später hatte der Deutsche über starke Schmerzen geklagt. Im Dezember nun hatte Schumacher erklärt, der Nacken bereite ihm „keinerlei Beschwerden“ mehr. Doch die Runden in Jerez sind der erste Praxistest in einem schnellen Formel-Wagen seit Schumachers FerrariFahrt in Mugello. Als „Aufwärmprogramm“ hatte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug das bezeichnet.

Gar nicht so ungelegen dürfte Schumacher dafür sein untermotorisiertes Fahrzeug gekommen sein. Da ein GP2-Auto nur über 600 PS und damit etwa 150 weniger verfügt als ein Formel-1-Wagen, kann er sich langsam an die Belastungen für den Nacken herantasten. Dafür steht Schumacher in Jerez auch ein Physiotherapeut der Sportklinik Bad Nauheim zur Seite. Auch wenn ein GP2-Auto in punkto Fliehkräfte nicht an die Formel 1 herankomme, könne man die Sensibilität im Grenzbereich trainieren, erklärte Schumacher.

Bis einschließlich Donnerstag will Michael Schumacher sein Aufwärmprogramm noch absolvieren. Bei seinem nächsten Aufenthalt in Spanien könnte es dann schon ein wenig heißer zur Sache gehen. Die Premiere am Lenkrad des Silberpfeils ist bei den Testfahrten am 1. Februar in Valencia geplant.

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