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Sport: Michael Skibbe: In Dortmund ist der junge Coach gescheitert, jetzt soll er Teamchef Rudi Völler helfen

Am Ende seines ersten Jahres als Cheftrainer bei den Profis hat sich Michael Skibbe einer radikalen Imagekorrektur unterzogen: Ohne Schnauzbart präsentierte er sich nach der Sommerpause, und zu den Spielen seiner Mannschaft trug er fortan graue Anzüge und dunkle Hemden. Vielleicht hat Michael Skibbe geglaubt, die neuen Kleider und das neue Aussehen verliehen ihm jenes Maß an Seriosität, das man in diesem Geschäft benötigt, um wirklich ernst genommen zu werden.

Am Ende seines ersten Jahres als Cheftrainer bei den Profis hat sich Michael Skibbe einer radikalen Imagekorrektur unterzogen: Ohne Schnauzbart präsentierte er sich nach der Sommerpause, und zu den Spielen seiner Mannschaft trug er fortan graue Anzüge und dunkle Hemden. Vielleicht hat Michael Skibbe geglaubt, die neuen Kleider und das neue Aussehen verliehen ihm jenes Maß an Seriosität, das man in diesem Geschäft benötigt, um wirklich ernst genommen zu werden. Dass seine Arbeit bei Borussia Dortmund zumindest beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ernst genommen wird, zeigt sich jetzt bei der Suche des DFB nach einem Kotrainer an der Seite des neuen Teamchefs Rudi Völler. Zwar hat der DFB noch nicht offiziell Vollzug gemeldet, doch Völler hat erklärt, dass Skibbe den Posten bekommen wird.

Als Skibbe im Sommer 1998 Cheftrainer bei Borussia Dortmund wurde, war er mit 32 Jahren der jüngste Coach in der Bundesliga. Mit dem aus der Mode geratenen Fußballer-Schnauzbart und dem Mittelscheitel sah er aus, als sei er geradewegs aus dem Panini-Sammelalbum der Saison 1982/83 in die Jetztzeit gebeamt worden. Vielleicht ist Skibbe deswegen nie richtig ernst genommen worden, vielleicht hat er deshalb nach einem Jahr sein Aussehen geändert. Doch wenn man einmal in der Imagefalle steckt, erzielt man mit seinen Maßnahmen oft das Gegenteil dessen, was man bezweckt. Der frühere Bundestrainer Berti Vogts hat einmal über sich gesagt, selbst wenn er über Wasser wandeln könnte, würden die Leute sagen: "Mensch, guck mal, nicht mal schwimmen kann der!" Michael Skibbe ist es in Dortmund ähnlich ergangen.

Zwanzig Monate war der Hoffnungsträger des BVB im Amt, dann hatten ihn die dauernden Anfeindungen des einstmals besten Publikums der Welt dermaßen demoralisiert, dass Skibbe seinen Rücktritt einreichte. Die gesammelte Enttäuschung der verwöhnten Anhängerschaft hatte sich nicht etwa gegen die hoch bezahlten Spieler und ihre beleidigenden fußballerischen Darbietungen gerichtet, die Schuld trug nach Ansicht des Publikums alleine Michael Skibbe. Dem jungen Coach fehlte die natürliche Aura eines Erfolgstrainers. Skibbe, der nach dem Abitur selbst gerne Journalist geworden wäre, blieb im Umgang mit den Medien meist blaß und traf nur selten den Ton der Kohlenpott-Klientel.

Und ausgerechnet der farblose Skibbe soll nun das Produkt Nationalmannschaft groß herausbringen? Auf den ersten Blick mag die Entscheidung des DFB wie eine Fehlbesetzung aussehen. Doch Skibbe wird in seiner neuen Rolle als Assistent des Volkshelden Völler nur bedingt für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig sein. In der Pause bei Waldemar Hartmann die erste Hälfte noch einmal Revue passieren zu lassen, dürfte für Skibbe jedenfalls kein Problem sein. Und die Darstellung des großen Ganzen wird ohnehin eher Völlers Aufgabe sein.

Insofern ist die Entscheidung des DFB durchaus logisch: Völler steht im Licht der Öffentlichkeit, Skibbe kann im Hintergrund vergleichsweise ruhig arbeiten. Für ihn ist die Rolle als zweiter Mann vermutlich weit weniger ein Problem als für seine Kollegen, die ebenfalls als Kandidaten für den Posten an Völlers gehandelt wurden. Im Gegenteil: Nach seinem Rücktritt in Dortmund hat sich Skibbe ohne Murren wieder ins zweite Glied eingereiht und den Job des Jugendkoordinators beim BVB übernommen.

An den fachlichen Qualitäten des neuen Bundestrainers bestehen ohnehin keine Zweifel. Bevor er beim BVB Cheftrainer wurde, holte er mit der Dortmunder A-Jugend drei Mal in Folge den Meistertitel. Für Alfred Nijhuis war Skibbe vor zwei Jahren noch "der geborene Trainer, weil er stets den richtigen Ton trifft". Und auch als die Missstimmung beim Dortmunder Publikum bereits recht deutlich zu vernehmen war, verteidigte Kapitän Stefan Reuter seinen Chef: "Wir wissen, dass er ein hervorragender Trainer ist."

In seinem ersten Jahr als Chefcoach führte Skibbe das Team in die Champions League. Als Skibbe im Februar dieses Jahres zurücktrat, lag die Mannschaft noch auf einem Uefa-Cup-Rang, erst danach geriet sie in Abstiegsgefahr - worauf Skibbe auch mit einiger Genugtuung öffentlich hingewiesen hat. Dennoch: Die nach seinen Wünschen für 50 Millionen Mark verstärkte Mannschaft hat auch unter seiner Führung dem eigenen Anspruch nur selten gerecht werden können. Am Ende war Borussia Dortmund froh, den Abstieg verhindert zu haben.

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