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Sport: „Michael wird nicht mehr wechseln“

Schumachers Manager Weber über die Zukunftsplanung seines Formel-1-Stars

Herr Weber, stimmt es, dass Sie unter die RennsportTeamchefs gegangen sind?

Ja, ich habe die Lizenz für das deutsche Team der neuen Serie A1 Grand Prix erworben und bin somit der Teambesitzer.

A1 Grand Prix ist eine Rennserie auf Formel-Basis, die heute ihren zweiten Lauf auf dem Lausitzring austrägt. Wie hat Sie Scheich Maktoum aus Dubai, der Gründer und Finanzier von A1, dafür gewonnen?

Nun, die Serie füllt eine Lücke. Sie wird von September bis April ausgetragen, also zu einer Zeit, in der sich der Motorsport eigentlich aus Europa verabschiedet. Außerdem ist das Konzept völlig neu und sehr reizvoll. Die Fahrer fahren nicht für sich, sondern für ihre Nationen. Es ist fast schon eine Art Olympiade. Die Macher, die dahinter stecken, verfügen zudem über die Ressourcen, die Rennserie langfristig finanziell am Leben zu erhalten.

Was hält denn Formel-1-Chef Bernie Ecclestone von A1 Grand Prix?

Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen. Aber soweit ich weiß, hat Bernie einen Beratervertrag mit A1.

Wie lange ist Ihr A1-Engagement angelegt?

Auf jeden Fall erst einmal fünf Jahre. So lange läuft der Vertrag.

Hat Michael Schumacher, dessen Manager Sie bekanntlich sind, auch schon daran Interesse bekundet, einmal für Deutschland in der A1 zu fahren?

Ich habe mit ihm über mein Engagement gesprochen, aber er hat sich nicht großartig damit befasst. Er fährt Formel 1, und etwas anderes kommt für ihn eh nicht in Frage.

Hat er nach der bisweilen harten Kritik in dieser Saison nicht die Lust daran verloren?

Nein. Es war doch zu erwarten, dass so etwas passiert, wenn es mal nicht so läuft. Die Kritik war aber zum Teil überzogen. Beim Lesen mancher Artikel musste man ja fast das Gefühl bekommen, Michael hätte von heute auf morgen das Autofahren verlernt. Dabei hat doch jeder gewusst, woran es liegt.

Sie meinen seinen Rennwagen. Auch heute beim Rennen in Japan wird er viel Glück brauchen, um von Startplatz 14 aus zu gewinnen. Kann es sein, dass Ferrari seinen technischen Vorsprung ganz einfach aufgebraucht hat und nun einige Jahre benötigen wird, um wieder an die Spitze zu kommen?

Da mag ich gar nicht dran glauben, weil ich die Ressourcen des Teams kenne. Ferraris Potenzial ist unglaublich, im Team fährt der – immer noch – beste Rennfahrer der Welt, und deswegen bin ich hundertprozentig davon überzeugt, dass wir im kommenden Jahr wieder die Position der Saison 2004 haben werden.

Schumacher ist also noch immer besser als der neue Weltmeister Fernando Alonso und der McLaren-Pilot Kimi Räikkönen?

Auf jeden Fall. Er hat wesentlich mehr Erfahrung und Vorteile beim Speed und der Rennintelligenz.

Und die vielen Probleme mit seinem Auto in diesem Jahr haben ihn nicht demotiviert?

Überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Michael ist gewillt und motiviert, das Ding wieder umzudrehen, daran arbeitet er mit Hochdruck. Ich kenne Michael – der Rennsport ist sein Leben, seine Freude, das, was er am liebsten tut. Für ihn ist jedes Rennen eine neue Herausforderung.

Da Sie gerade von einer neuen Herausforderung sprechen: Wird Michael Schumacher noch einmal den Rennstall wechseln?

Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Die Herausforderung heißt ganz klar, mit Ferrari weiterzufahren und das Team wieder auf die Siegerstraße zu bringen.

Aber kann sich Ferrari seinen Star noch leisten? Sie stehen gerade in Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung über die Saison 2006 hinaus, und es heißt, Sie fordern eine großzügige Gehaltserhöhung.

Ich wüsste nicht, warum sich Ferrari ihn nicht mehr leisten können sollte. Der beste Rennfahrer hat Anspruch auf die beste Bezahlung. Abgesehen davon wollen wir gar nicht mehr Geld. Wir sind bereit, zum gleichen Gehalt weiterzufahren.

Und wie lange wird er noch fahren?

Das weiß Michael selbst noch nicht. Er will bis Mitte nächsten Jahres darüber entscheiden, ob er nach 2006 noch fährt. Wenn er sich dafür entscheidet, schätze ich mal, dass er noch zwei Jahre dranhängt, und dann wird’s das auch gewesen sein.

Wird die Formel 1 in Deutschland ohne Schumacher wieder eine Randsportart?

Es wird dem deutschen Motorsport natürlich nicht gerade bekömmlich sein, wenn Michael aufhört. Er wird eine große Lücke reißen. Wir brauchen einen deutschen Piloten, der erfolgreich weiterfährt, um das Interesse aufrechtzuerhalten. Aber eines ist klar: Das Erbe eines Michael Schumacher kann niemand übernehmen. Seine Leistungen werden einmalig bleiben in den nächsten 50 Jahren.

— Das Gespräch führte Christian Hönicke.

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