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MICHEL PLATINI gegen Rassismus: Wehret den Anfängen – aber wie?

Kurz vor dem Beginn der Europameisterschaft hat Uefa- Präsident Michel Platini versucht, ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. „Die Schiedsrichter können Spiele beenden.

Kurz vor dem Beginn der Europameisterschaft hat Uefa- Präsident Michel Platini versucht, ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. „Die Schiedsrichter können Spiele beenden. Sie haben die Macht, wenn es Vorfälle in puncto Rassismus gibt. Das ist, so denke ich, der beste Weg, den Sport vor Rassismus zu beschützen“, sagte er dem britischen Rundfunksender BBC.

Vermutlich bezog Platini sich dabei sowohl auf Beleidigungen, die von Spielern ausgehen, als auch auf Verbalinjurien von den Rängen. Beides hatte vor der EM die Diskussion über Rassismus im Fußballsport immer wieder aufflammen lassen. So hatte der englische Fußballverband FA dem Verteidiger John Terry Anfang Februar die Kapitänsbinde entzogen, weil dieser vor Jahresfrist in einem Spiel seines Vereins FC Chelsea gegen die Queens Park Rangers den dunkelhäutigen Anton Ferdinand rassistisch beleidigt haben soll. „Die Entscheidung wurde aufgrund der hohen moralischen Verpflichtung des Amtes auf und neben dem Platz getroffen“, hieß es in einer Mitteilung der FA. „Er wird das Team nicht führen, bis die Vorwürfe gegen ihn geklärt sind.“ Dies wird allerdings erst nach der EM der Fall sein, und Nationaltrainer Roy Hodgson sah nicht davon ab, Terry für das Turnier zu nominieren. Eine umstrittene Entscheidung, zumal Rio Ferdinand von Manchester United, Antons Bruder und Terrys Konkurrent um einen Posten in der Innenverteidigung, von Hodgson nicht berücksichtigt wurde.

Der italienische Nationalstürmer Mario Balotelli, Sohn ghanaischer Einwanderer und in der Vergangenheit immer wieder Opfer von Rassismus, kündigte sogar an, den Platz zu verlassen, sollte er bei der EM erneut beleidigt werden. Und er wurde noch drastischer: „Wenn jemand eine Banane nach mir wirft, werde ich in den Knast gehen. Denn dann töte ich ihn“, sagte er ebenfalls der BBC. Michel Platini warnte ihn daraufhin vor Selbstjustiz: „Wenn ein Spieler beleidigt wird, nimmt der Schiedsrichter die Strafe vor. Es ist kein Spieler, der dies zu entscheiden hat.“

Wie diese Strafe genau aussehen soll, sagte Platini allerdings nicht. Während vorstellbar ist, dass die Unparteiischen die Entgleisungen einzelner Spieler in einer Unterbrechung mit Platzverweisen sanktionieren, bleibt offen, wie mit rassistischen Fangruppen verfahren werden soll. Bei einer Trainingseinheit der niederländischen Nationalmannschaft im polnischen Krakau kam es am Mittwoch zum ersten Zwischenfall dieser Art: Anhänger des heimischen Erstligisten Wisla machten Urwaldgeräusche in Richtung der dunkelhäutigen Spieler. „Nun wissen wir immerhin, was uns erwartet“, sagte Bondscoach Bert van Marwijk sarkastisch. „Tolle Stimmung.“Dirk Gieselmann

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