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Sport: Mika Häkkinen: Keine Angst vor der Blackbox-Falle - Bei McLaren-Mercedes glaubt niemand an eine nachträgliche Disqualifikation

Niki Lauda ist nicht mehr auf dem aktuellen Formel-1-Level. Die Meinung des österreichischen Ex-Weltmeisters ist zwar immer noch begehrt, aber seine Aussage zu Mika Häkkinen vor dem zehnten WM-Lauf auf dem A1-Ring war schlicht daneben.

Niki Lauda ist nicht mehr auf dem aktuellen Formel-1-Level. Die Meinung des österreichischen Ex-Weltmeisters ist zwar immer noch begehrt, aber seine Aussage zu Mika Häkkinen vor dem zehnten WM-Lauf auf dem A1-Ring war schlicht daneben. Lauda hatte den finnischen Titelverteidiger kritisiert, dass dieser in einer für ihn schwierigen Situation eine Woche Urlaub eingelegt hatte. "Unmöglich, das hätte ich nie getan, vielmehr getestet, getestet, getestet ...", äußerste er sich im Stile eines Oberlehrers. Nicht akzeptieren wollte er offensichtlich, dass dieses probate Mittel aus seiner aktiven Zeit nicht mehr beim Formel-1-Stress im neuen Jahrtausend taugen würde. Häkkinens deutlicher Sieg in Spielberg war der Beweis für die neue Zeitrechnung in der High-Tech-Branche Motorsport. "Jetzt ist Mika der große Held. Wahrscheinlich müssen wir ihn vor einem Grand Prix immer in Urlaub schicken", zog Mercedes-Sportchef Norbert Haug sein Fazit daraus, während es von Lauda zu dieser Frage keinen Nachsatz gab. Interessiert hätte dieser am Sonntag abend ohnehin niemanden mehr.

Mitten ins Weißbierfest mit einer steierischen Musikkapelle im silbernen Motorhome platzte die Nachricht, dass bei der routinemäßigen Kontrolle der elektronischen Blackbox an Häkkinens Silberpfeil ein offizielles Prüfzeichen des Automobil-Weltverbandes Fia gefehlt habe. Die Konsequenz daraus: Bei einem Regelverstoß würde dem Finnen im schlimmsten Fall eine nachträgliche Disqualifikation drohen. Häkkinen war zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Flug zurück nach Monaco, während man bei McLaren-Mercedes gelassen blieb. "Wir lassen uns damit nicht aus der Ruhe bringen", meinte Mercedes-Pressesprecher Wolfgang Schattling, "es wäre schon etwas anderes, wenn irgendwelche Maße nicht gestimmt hätten." So war es später auch nicht zum "Schweißausbruch bei Häkki" gekommen, von dem der "Daily Star" am Tag darauf berichtete. "Die Fia soll die Software ruhig mitnehmen und untersuchen. Danach wird sich herausstellen, dass alles den Vorschriften entsprochen hat", äußerte sich Norbert Haug selbstsicher.

Jo Bauer, Technischer Delegierter der Fia aus Rosenheim, hatte zuvor den Grund für den ganzen Wirbel um das Siegerauto genannt: "An der Blackbox müssen zwei Siegel befestigt sein, es war aber nur eines dran. Jetzt wird geprüft, ob das Innere in Ordnung ist. Sollte dies der Fall sein, ist alles okay. Sollte jedoch an der Elektronik etwas verändert worden sein, liegt ein Regelverstoß vor. Am Dienstag schreibe ich einen Bericht. Dann werden die Rennkommissare entscheiden." Wahrscheinlich habe sich das Siegel durch Vibrationen während des Rennens von selbst gelöst, wurde bereits eine Erklärung dafür in den Umlauf gebracht.

Unabhängig vom Ausgang der Untersuchung im "Fall Häkkinen" elektrisiert der sich nach Spielberg weiter zuspitzende Dreikampf um den WM-Titel zwischen Michael Schumacher, David Coulthard und Mika Häkkinen die Massen. Der Grand Prix von Deutschland auf dem Hockenheimring am letzten Juli-Wochenende ist bereits seit zwei Wochen ausverkauft. 250 000 Zuschauer haben dafür ihr Ticket in der Tasche, nicht eine einzige Restkarte soll mehr zu haben sein. Auch bei McLaren-Mercedes lässt man sich die Freude darauf - trotz der offenen Fia-Entscheidung - nicht nehmen. "Für den Heim-Grand-Prix ist die Situation gigantisch für die Fans. In Hockenheim sind wir immer enorm stark gewesen. Die Highspeed-Strecke liegt uns, da waren wir immer schneller als Ferrari", erklärte Norbert Haug. Noch nicht ganz klar ist, ob Häkkinen bis dahin wieder ein paar Tage entspannen darf. Was wohl Niki Lauda diesmal dazu sagen würde?

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