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Sport: Milos Raonic oder: der neue Pete Sampras

Philipp Petzschner hatte Milos Raonic mächtig getriezt. Er stand dicht davor, nach dem zweiten auch noch den vierten Satz zu gewinnen gegen den kanadischen Hünen, dem eine große Zukunft vorausgesagt wird.

Philipp Petzschner hatte Milos Raonic mächtig getriezt. Er stand dicht davor, nach dem zweiten auch noch den vierten Satz zu gewinnen gegen den kanadischen Hünen, dem eine große Zukunft vorausgesagt wird. Doch zwei Schnitzer am Netz machten alles zunichte. Petzschner gab seinen Aufschlag zum 5:6 ab, Raonic beendete die Zweitrundenpartie mit 6:4, 5:7, 6:2 und 7:5. „Ich kann mir nicht viel vorwerfen“, sagte Petzschner, „ich habe gegen einen gespielt, der bald in den Top Ten stehen wird.“

Prognosen wie diese hört Raonic oft. Der 21-Jährige ist so schnell nach oben geschossen wie seine Bälle über das Netz. Nachdem seine Familie mit ihm aus Montenegro nach Toronto ausgewandert war, als Milos drei Jahre alt war, begann sein Vater Dusan dessen Faible für Tennis zu fördern. So gut werden wie sein großes Idol Pete Sampras wollte er. So schnell aufschlagen wie „Pistol Pete“ tut Raonic längst, mit bis zu 230 km/h. Auch die Geschmeidigkeit der Aufschlagbewegung wirkt wie eine Hommage an den 14-maligen Grand-Slam-Sieger, ebenso seine ruhige Art zu sprechen. Mit den dunklen Locken und dem jungenhaften Gesicht hat Raonic auch sonst eine leichte Ähnlichkeit mit dem jungen Sampras, von dem er jedes Match auf Video aufgezeichnet hat.

„Mir hat immer gefallen, wie Sampras alles unter Kontrolle halten konnte“, sagt Raonic, „daran arbeite ich auch: zu kontrollieren, was möglich ist, und mich über die anderen Dinge nicht aufzuregen.“ Früher war Raonic ein Hitzkopf. Sein Trainer, der spanische Ex-Profi Galo Blanco, hat ihm das fast abgewöhnt. Petzschner brachte ihn zwischenzeitlich trotzdem ziemlich in Rage. Doch Raonic hat die Gewissheit, dass sein Aufschlag auch an schwachen Tagen eine gefährliche Waffe ist. „Er schlägt mit extrem viel Schnitt auf“, sagte Petzschner, „sein Slice-Aufschlag springt mir über den Kopf; wie soll ich den returnieren?“ Diese Frage wird der australische Altmeister Lleyton Hewitt in der nächsten Runde wohl auch nicht beantworten können, eher schon Titelverteidiger Novak Djokovic in einem möglichen Achtelfinale. Aber Raonics Zeit wird eher früher als später kommen, daran besteht kein Zweifel. Was große Spieler ausmacht, hat er bereits verstanden: „Ich weiß, wenn es um Sieg oder Niederlage geht, dann kommt es nur auf mich an.“

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