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Sport: Mit 0:0 glanzlos nach Europa

Mit viel Glück erreichen die Berliner ein torloses Unentschieden auf Zypern. Nun kommt das große Geschäft mit großen NamenKlaus Rocca Jürgen Röber stand an der Seitenlinie und schimpfte.

Mit viel Glück erreichen die Berliner ein torloses Unentschieden auf Zypern. Nun kommt das große Geschäft mit großen NamenKlaus Rocca

Jürgen Röber stand an der Seitenlinie und schimpfte. Sekunden später war das Spiel zu Ende, aber so richtig freuen mochte sich der Trainer von Hertha BSC noch immer nicht. Dieses 0:0 vor 8000 Zuschauern bei Anorthosis Famagusta bescherte den Berlinern zwar den Einzug in die Champions League, aber sie strapazierten dabei das Glück allzu sehr. Drei Riesenchancen erspielte sich der Zyprische Meister in den letzten zwanzig Minuten, und es fehlte nicht viel an einer unangenehmen Überraschung aus Sicht der Berliner, denen der 2:0-Sieg im Hinspiel zum Einzug in die Champions League genügte.

Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen darf sich Hertha BSC nun auf das große Geschäft und auf die großen Namen freuen. Manchester, Barcelona, Mailand... Und doch stimmte es bedenklich, wie viel Mühe schon die Aufgabe gegen die drittklassigen Zyprer machte. Nur in der ersten Halbzeit stand Hertha sicher in der Abwehr, tat aber im Spiel nach vorne nicht mehr als nötig. "Ein bisschen mehr Kontrolle wäre schon schön gewesen", meinte Hertha-Manager Dieter Hoeneß. Doch der für die Regie zuständige Dariusz Wosz versteckte sich allzu oft und stand deutlich im Schatten von Sebastian Deisler, der auf der rechten Seite die auffälligsten Szenen hatte. Zweimal schoss der angehende Nationalspieler auf das Tor, und beide Male, in der 4. und 31. Minute, hielten die zyprischen Fans den Atem an.

Die größte Chance erspielte sich Hertha zu einem Zeitpunkt, als die erste Halbzeit eigentlich schon beendet war. 90 Sekunden der Nachspielzeit liefen, da hatte Wosz eine seiner wenigen guten Szenen und flankte in die Mitte, wo Ilija Aracic einen Tick schneller war als Famagustas Torhüter Panayiotou. Der Ball trudelte ins Tor, doch in den Berliner Jubel hinein ertönte der Abseitspfiff des belgischen Schiedsrichters Romain. Sein Linienrichter hatte die Fahne gehoben.

Es war dies der erste lichte Augenblick des Ilija Aracic, den Hertha-Trainer Jürgen Röber als Ersatz für Michael Preetz nach dessen Armbruch aufgeboten hatte. Auch von Ali Daei, dem zweiten Berliner Stürmer, der vor zwei Wochen beim Hinspielsieg das frühe Führungstor erzielt hatte, war wenig bis gar nichts zu sehen, was allerdings auch an der bescheidenen Unterstützung aus dem Mittelfeld lag. Aracic und Daei fühlten sich doch sehr alleingelassen.

Auf der Gegenseite lief allerdings auch nicht viel zusammen. Die in Berlin noch so gefährlich wirkenden Spitzen Obiko und Okkas waren bei Sverrisson und Herzog lange Zeit bestens aufgehoben. Okkas hatte seine auffälligste Aktion kurz nach der Halbzeit, als Herzog aus der Drehung das Bein ein wenig zu weit nach oben streckte. Der mitgelaufene Zyprer hatte den Kopf allerdings reichlich tief, so dass er direkt in den Schuh des Berliners lief. Minutenlang wälzte sich der Zyprer am Boden, Wasserflaschen flogen auf den Platz. Herzog bekam die Gelbe Karte, und jetzt war das Publikum endlich in der Stimmung, Anorthosis mit aller Macht nach vorn zu treiben. Okkas wurde immer stärker, und für ein paar Minuten sah es kritisch aus für die Berliner, vor allem in der 66. Minute, als Ciric mit einem Flugkopfball den Pfosten des Berliner Tores traf.

Hertha verhielt sich in dieser Phase allzu passiv, und wenn Famagustas Stürmer ein wenig mehr Glück im Abschluss gehabt hätten, dann wäre das Spiel vielleicht noch einmal gekippt. So aber konnten sich die Berliner bei ihrem Torhüter Gabor Kiraly bedanken, dass es beim 0:0 blieb. Mit der Faust boxte der Ungar in der 71. Minute einen Kopfball von Obika von der Linie, den mancher Famagusta-Fan schon im Tor gesehen hatte. Zehn Minuten vor Schluss hatte Okkas abermals per Kopf eine gute Möglichkeit, wuchtete den Ball aber knapp vorbei. Ach ja, und dann hätte doch beinahe Hertha das Tor des Tages erzielt. Pal Dadai lief in der 84. Minute allein auf das Tor, vertendelte aber auf eine behäbige Art und Weise, wie sie typisch war für Herthas Auftritt auf Zypern. © 1999

Klaus Rocca

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