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Sport: Mit Charme und ohne Hut In Hoppegarten begann die Galopprennsaison

Es fehlen die Hüte. Denn so hat sich Beatrice die Frauen auf der Haupttribüne von Hoppegarten eigentlich vorgestellt: edel, damenhaft – und mit großen, schmuckvollen Kopfbedeckungen.

Es fehlen die Hüte. Denn so hat sich Beatrice die Frauen auf der Haupttribüne von Hoppegarten eigentlich vorgestellt: edel, damenhaft – und mit großen, schmuckvollen Kopfbedeckungen. So wie im englischen Ascot vielleicht. „Aber von wegen!“ Dabei hat sie sich extra einen Faschings-Cowboyhut aufgezogen. Nun sitzt sie mit ihren Freunden Georg, Jan und Tim auf einer großen Decke auf der Wiese direkt an der Rennstrecke und sagt: „Es ist superschön hier, aber das Publikum ist so unspektakulär – die wetten ja nur.“ Die vier dagegen haben sich vor ihrem ersten Galopprenntag ihres Lebens lange überlegt, wie man sich in Hoppegarten kleidet. Die Männer tragen Cowboystiefel, Cordjacketts und große Sonnenbrillen. Sie trinken Champagner und haben Spaß an der Inszenierung eines ausgefallenen Sonntagsausflugs in die Natur.

Die jungen Szene-Berliner fallen auf inmitten eher reservierter Rennbeobachter mit vom Regen durchnässten Wettscheinen in den Händen. Mit dem Hasseröder-Renntag beginnt auf der altehrwürdigen Galopprennbahn die grüne Saison. Die ist am Sonntag aber eher eine graue Saison – dicke Wolken liegen über Hoppegarten. Nach dem Hauptrennen gehen die meisten Zuschauer. Obwohl doch endlich die Sonne scheint. Beatrice will deshalb auch noch bleiben. Die Rennen sind ja letztlich egal. Obwohl: „Ich bin gekommen, weil ich Geld brauche“, sagt Georg und lacht. Schließlich sind aus den 35 Euro Einsatz 100 Euro geworden. Er sagt: „Damit gehen wir gleich essen.“ Und dann packt ihn doch der Ehrgeiz: „Verdammt, wir hätten auf Sieg setzen sollen!“ Gesetzt hat er eigentlich nur auf den Namen des Pferdes. Der klang so toll: „Hot Lips“.

Wesentlich verbissener wird in der verrauchten „Wettbierhalle“ gespielt. Auf drei Monitoren laufen Rennwettbewerbe aus aller Welt, nach draußen, an die feuchte Luft, gehen die meisten, die angespannt vor ihren Pilsgläsern sitzen, nur wenn unbedingt nötig. Wenn also die Pferde die Zielgerade erreichen. Wobei die Endergebnisse auch durchgesagt werden. Uwe Zimmer seufzt. „Läuft nicht gut“, sagt er und zündet sich noch eine Marlboro an. Er ist an jedem Renntag in Hoppegarten. Ob es an diesem Pfingstsonntag ein schöner Saisonstart ist? „Keine Ahnung, ich weiß nur: Ich setze scheiße.“ Die Frau hinter einem der vielen Annahmeschalter ist angesichts der niedrigen Temperaturen zufrieden. „Es geht einigermaßen“, sagt sie. In der Wetthalle ist es warm und stickig. Rund 3000 Besucher sind an diesem Sonntag nach Hoppegarten gekommen. Deutlich weniger als erwartet. Viel Platz ist zwischen den Essbuden und auf den Bänken der Nebentribünen. Dumpf dröhnen Techno-Bässe von der Kinderhüpfburg.

Dann endlich. Im Bistro, an einem der hinteren Tische: eine Frau im Kostüm, mit einem schwarzen Hut auf dem Kopf. Große Krempe, Eleganz. Anke Brinkmann aus Berlin ist zum ersten Mal in Hoppegarten. Sie wird wieder kommen, immerhin sei sie „äußerst erfolgreich“ beim Wetten. „Und es herrscht ein besonderer Charme.“ Auch wenn sie eine der wenigen mit aufwendigem Outfit ist. „Das liegt bestimmt am Wetter“, sagt sie. Am Wind. Wer will schon, dass sein teurer Kopfschmuck im Matsch landet.

Cowboyhüte sind in Hoppegarten noch die Ausnahme.

Patrick Bauer[Hoppegarten]

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