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Sport: Mit dem Innenschenkel zu Bronze

Judoka Matijass holt die erste deutsche Medaille

Athen Die Tränen flossen, aber bei Bundestrainer Dietmar Littkopf war Julia Matijass in guten Händen. Es dauerte ein wenig, bis die leichteste der deutschen Judo-Kämpferinnen realisiert hatte, dass sie mit einer Bronzemedaille nach Hause kommen wird. Die 30-Jährige aus Osnabrück erkämpfte zugleich die erste Medaille für das deutsche Team bei den 28. Olympischen Spielen in Athen. Sie setzte sich im kleinen Finale des Extraleichtgewichts (bis 48 kg) gegen die Griechin Maria Karagiannopoulo nach 2:51 Minuten durch. „Ich hatte schon gedacht, es würde wieder nicht reichen wie im Vorjahr, als ich bei WM und EM ohne Medaille geblieben war“, sagte die gebürtige Russin aus Ljubino, nachdem sie im Halbfinale gegen die Vizeweltmeisterin Frederique Jossinet aus Frankreich vorzeitig unterlegen war. Mit ihrer Spezialtechnik, dem Innenschenkelwurf, durchbrach sie nun diese Negativserie. Norbert Littkopf hatte ihr Mut zugesprochen: „Vergiss alles, jetzt nimmst du dir die Medaille, und dann gehen wir.“

Den Finalkampf, den die Olympiasiegerin von Sydney, Ryoko Tani aus Japan, gegen Frederique Jossinet, gewann, bekamen der Trainer und sein Schützling dann tatsächlich nur noch am Rande mit. Zu viel war in den zurückliegenden Jahren passiert, was sich nach dem Bronze-Erfolg alles in grenzenloser Freude mit den Teamgefährten entlud. „Alle Torturen haben sich endlich ausgezahlt. Eine schwierige Zeit liegt hinter mir: Ich konnte kein Wort Deutsch, ich hatte keine Freunde, meine Familie blieb in Russland. Jetzt bin ich nur noch glücklich“, sagte die Superleichtgewichtlerin, die vor acht Jahren ihrem deutschen Mann nach Osnabrück gefolgt war. Viermal war Julia Matijass seitdem Deutsche Meisterin geworden, aber dennoch musste sie gemeinsam mit ihrem Heimtrainer Jürgen Füchtmeyer verkraften, dass sich vor vier Jahren ihr Olympiatraum nicht erfüllte.

Bereits vor vier Jahren sollte die Mutter eines achtjährigen Sohnes in Sydney ihr olympisches Debüt geben, in jenem Jahr, in dem sie EM-Dritte wurde. Doch Gewichtsprobleme machten der einstigen Turnerin einen Strich durch die Rechnung. Für sie wurde die Remscheiderin Anna-Maria Gradante nominiert, die überraschend Bronze gewann. „Dass ich damals nicht dabei war, hat sich letztlich positiv ausgewirkt“, sagte Matijass, die als 13-Jährige mit dem Judosport begonnen hatte und 1993 Junioren-Weltmeisterin geworden war. Gewichtssorgen hatte sie diesmal nicht. „Das habe ich jetzt besser im Griff.“

Bundestrainer Littkopf hat vom ersten Tag an auf seinen Schützling gesetzt. „Julia ist unheimlich akkurat, fleißig und ehrgeizig. Sie ist eine große Kämpferin und exzellente Technikerin“, schwärmte der Coach aus Leipzig nachdem Julia Matijass bei der WM im vergangenen Jahr auf Rang fünf gekommen war. Tsp

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