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Sport: Mit Fantasie nach vorne

Mit dem Sieg über Manchester beendet Arsenal die Krise – vorerst

London - Er habe sein ganzes Leben gebraucht, um wie ein Kind zu malen, hat der gelegentlich am runden Leder interessierte Pablo Picasso einst gesagt. Falls jene kindliche, soll heißen: unbekümmert ehrliche Reduktion auf das absolut Wesentliche auch für den Fußball das entscheidende Qualitätskriterium sein sollte, hatte man am Samstagmittag im Emirates-Stadion ein episches Kunstwerk erlebt. Arsenal gegen Manchester United, der Premier League-Klassiker schlechthin, „das war Fantasiefußball vom Spielplatz“, wie United-Trainer Alex Ferguson hinterher begeistert und ein wenig angewidert zugleich sagte.

In der Schlussphase erinnerte das Match tatsächlich an einen Freizeit-Kick im Regents Park: Ohne Vorsicht, Taktik oder das, was man im weitesten Sinne als Mittelfeld bezeichnen könnte, rauschten die Angriffswellen von einem Strafraum zum anderen. An der Seitenlinie stand Arsenals Trainer Arsène Wenger und ruderte immer wieder frustriert mit den Armen. Sein Team führten nach den Toren des Franzosen Samir Nasri und dem späten Anschlusstreffer von Uniteds Brasilianer Rafael mit 2:1, wurde vom englischen Meister heftigst bedrängt und stürmte doch bei jeder Gelegenheit euphorisch nach vorne, um selbst das entscheidende Tor zu erzielen. Trotz Torgelegenheiten im Sekundentakt fiel es nicht mehr – weder hüben noch drüben.

„Unsere Qualität und Einstellung standen heute nicht in Frage“, sagte Wenger. Das war zuletzt, nach nur zwei Siegen in sechs Spielen, ganz anders gewesen. Eine veritable Krisenstimmung hatte sich in Nordlondon breit gemacht, weil alles auf eine vierte titellose Saison hindeutete. Arsenals jugendlicher Truppe schien die Robustheit zu fehlen, zudem hatte es der Trainer abermals vermieden, erfahrene Spitzenkräfte für Innenverteidigung und Sechser-Position zu verpflichten – obwohl der Verein ihm knapp 40 Millionen Euro für Neuverpflichtungen zur Verfügung gestellt hatte.

Nach dem Sieg der ersatzgeschwächten Mannschaft gegen Manchester United waren die Zweifel am System Wenger verflogen, zumindest offiziell. Dass die labile Truppe vom FC Arsenal ernsthaft in das Meisterschaftsrennen der Premier League eingreifen wird, darf trotzdem bezweifelt zu werden: Der Rückstand der Londoner auf die Spitze beträgt weiter sechs Punkte. Raphael Honigstein

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