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Sport: Mit Glück und Routine

Garbrecht-Enfeldt gewinnt den WM-Titel über 500 Meter

Berlin. Die Nervenschwäche ihrer Gegnerinnen war das große Glück von Monique Garbrecht-Enfeldt. Als auf der Anzeigetafel des Sportforums in Hohenschönhausen die Zeiten der beiden letzten Läuferinnen Anzhelika Kotyuga aus Weißrussland und Manli Wang aus China erschienen, zeichnete sich im Gesicht der Berlinerin mehr Erleichterung als Jubel ab. Ihre Bestzeit im zweiten Lauf (38,50) hatte zum Sieg über 500 Meter gereicht. Dabei schien der insgesamt neunte WM-Titel für Garbrecht-Enfeldt bereits verloren.

Der Kampf um die Sprint-Krone nahm zunächst einen unerwarteten Verlauf. Die beiden Top-Favoritinnen, Monique Garbrecht-Enfeldt und Olympiasiegerin Catriona LeMay-Doan, fanden sich nach dem ersten Rennen auf dem dritten und vierten Platz wieder – für beide enttäuschend. „In der ersten Kurve habe ich sofort gemerkt, dass etwas mit den Kufen nicht stimmte. Deshalb bin ich die zweite Kurve verhalten angegangen“, sagte Garbrecht-Enfeldt nach dem verkorksten Lauf. Sie zeigte sich aber kämpferisch. „Der Druck lastet jetzt auf Kotyuga und Wang. Noch habe ich nicht aufgegeben.“

Die Pause zwischen den Läufen verbrachte die 34-Jährige in der Aufwärmhalle. Sie plauderte mit der Kanadierin LeMay-Doan, als würden die zwei in wenigen Minuten zum Trainieren aufs Eis gehen und nicht, um die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Garbrecht-Enfeldt lief zwar auch kein optimales zweites Rennen, auf den letzten 200 Metern ließ sie LeMay-Doan aber keine Chance. Danach verspielten Wang und Kotyuga ihren Zeitvorteil. Als die Deutsche nach der Siegerehrung bei der Pressekonferenz zwischen der Chinesin und der Weißrussin saß, wirkten die Zweit- und Drittplatzierte ziemlich blass. Wang nannte schüchtern ihren Geburtsort, Kotyuga gratulierte der Berlinerin brav zum Erfolg in ihrer Heimatstadt. Früher war es umgekehrt, da verhielt sich Garbrecht-Enfeldt zurückhaltend und unsicher. Heute sagt sie: „Ich mache nur noch das, was mich persönlich weiterbringt.“ Auch sportlich hat ihr diese Einstellung nicht geschadet.

Matthias Bartsch

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