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Sport: Mit Jesus im Bunde

Die deutschen Schnellfeuerschützen Schumann und Reitz holen Silber und Bronze nach starkem Finale

Diesmal also die Silbermedaille. Drei Mal schon ist Ralf Schumann mit der Schnellfeuerpistole Olympiasieger geworden, aber auch Silber ist ihm nicht fremd: Vor 20 Jahren, 1988 in Seoul, war er zum ersten Mal auf ein olympisches Podest gestiegen. Es ist die fünfte Medaille, und doch war alles anders. Denn diesmal war göttlicher Beistand mit ihm. „Ich habe Jesus alles zu verdanken“, predigte der 46-Jährige. „Er hat mir die Kraft gegeben.“ Auch eine schlechte Platzierung auf der olympischen Schießanlage hätte ihn, versicherte der Topfavorit, nicht aus der Bahn geworfen. „Er würde mich auch lieben, wenn ich Letzter geworden wäre.“ Sein Erweckungserlebnis hatte Schumann während der Spiele von Athen, als ihn Turner Andreas Wecker missionierte.

Schumann fehlten am Ende 0,7 Ringe auf den Ukrainer Alexander Petriw, das ist eine Winzigkeit in dieser Disziplin, in der ein Schütze innerhalb von vier Sekunden fünf Schuss auf die 25 Meter entfernte Scheibe abfeuert. So kommen oft größere Abstände zustande, wie der Finaldurchgang bewies: Hier leisteten sich die drei Führenden aus dem Vorkampf so viele Fehler, dass sie ohne Medaille blieben.

Ein Absturz, der den Ärger des zweiten deutschen Medaillengewinners noch größer machte: Christian Reitz aus Löbau, der 21-jährige Weltrekordler in dieser Disziplin, hatte wie Schumann einen schlechten Vorkampf absolviert. „Alle haben da irgendwie schlecht geschossen“, sagte der Sportdirektor des Deutschen Schützenbundes, Heiner Gabelmann. „Aber dann muss man eben dran bleiben.“ Und Reitz, der hinter Schumann als Vorkampf-Sechster ins Finale gegangen war, blieb tatsächlich dran. Vor der letzten Serie hatte er wieder alle Chancen.

Aber dann kam dieser Aussetzer, dieser Blackout, diese 7,9. „Diese Sieben war blöd, sehr ärgerlich“, fauchte Reitz, der ebenfalls nur 0,9 Ringe Rückstand auf den Olympiasieger aufwies. Und dennoch ist es sehr bemerkenswert, was dieser erst 21-Jährige leistete. „Er schießt erst seit diesem Jahr bei den Männern“, sagte Schumann und bat um Nachsicht für den Junior. Während der Saison hatte Reitz den dreimaligen Olympiasieger schon einige Male besiegt, in Peking aber, im wichtigsten Wettkampf, distanzierte Schumann den Newcomer. Aber er lobte seinen 25 Jahre jüngeren Kollegen, mit dem er auch gemeinsam trainiert. „Man hat in Deutschland lange auf einen Nachfolger gewartet. Der sitzt hier. Aber es steht nicht fest, wann er die Nachfolge antritt“, sagte Schumann. Denn er will weitermachen. Mindestens bis London 2012.

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