zum Hauptinhalt

Sport: Mit Köpfchen zum Glück

Hertha BSC schlägt Dortmund 2:1 und startet zum Rückrundenstart eine Aufholjagd

Berlin. Unter der Woche ließ sich die Mannschaft von Hertha BSC zu einem Gag hinreißen. Auf Wunsch ihres Trikotsponsors hatten die Spieler sich die Haare rot färben lassen. Daraufhin bemühten sich alle, dieser Angelegenheit etwas Brauchbares abzuringen. Rot sei die Farbe der Kampfansage – auf diesen kleinsten gemeinsamen Nenner hatten die Spieler sich verständigen können. Denn kämpfen und angreifen wollten und mussten sie schließlich zum Rückrundenstart. Nun, am Ende der Woche sind die Berliner ein ganzes Stück weiter. Hertha schlug Borussia Dortmund nach Toren von Pal Dardai und Marcelinho mit 2:1 (0:0). Für den Meister hatte Koller zwischenzeitlich ausgeglichen.

Die Ausgangslage war allen klar. Dortmund hätte einen Sieg gebraucht, um ein wenig mit den Bayern im Kampf um die Meisterschaft mithalten zu können. Und Hertha? Die Berliner wollten von Platz neun aus eine groß angelegte Aufholjagd starten. Ein Sieg gegen den Deutschen Meister sollte die Initialzündung sein.

Dazu ist es gekommen, doch in der Praxis sah es lange Zeit anders aus. Zwar konnten beide Mannschaften in Bestbesetzung antreten, doch haperte es oft an der Feinabstimmung. Es war ein sehr zerfahrenes Spiel, das vor 50 547 Zuschauern im Berliner Olympiastadion ablief. Dortmunds Trainer Matthias Sammer hatte seine Mannschaft bewusst defensiv eingestellt. Man wollte die Berliner kommen lassen, weil sie genau damit Probleme hatten in der Vorrunde. Und so entwickelte sich in der ersten Halbzeit ein Kick, der geprägt war von Mut- und Einfallslosigkeit auf beiden Seiten. Herthas Spielmacher Marcelinho fiel bis zu seinem Siegtreffer in der letzten Spielminute allein durch seine knallig-orangen Fußballschuhe auf. Sein Gegenüber, der Tscheche Rosicky, war gut aufgehoben bei Pal Dardai, der gestern zum besten Mann auf dem Platz avancierte.

Ganz selten nur blitzte auf, warum die Borussia die stärkste Auswärtsmannschaft der Bundesliga ist. So klärte Herthas Kapitän Marko Rehmer zur Ecke vor dem einschussbereiten Jan Koller. Und nach einer guten halben Stunde musste Torwart Gabor Kiraly im Strafraum Kopf und Kragen riskieren gegen den anstürmenden Jörg Heinrich. Das aber gekonnt. Hertha dagegen konnte im ersten Abschnitt keine Gefahr ausstrahlen. Den ersten Eckstoß bekamen sie in der 25. Minute zugesprochen. Nicht eine Chance ergab sich aus dem Spiel heraus. Einzig ein Freistoß von Marcelinho forderte Dortmunds Torwart Jens Lehmann heraus. Der Ball pfiff knapp am Gehäuse vorbei.

Herthas Trainer Huub Stevens hatte seiner brasilianischen Doppelspitze das Vertrauen geschenkt. Doch weder Alves noch Luizao vermochten für Aufreger zu sorgen. Fairerweise muss gesagt werden, dass sie so gut wie kaum Verwertbares vor ihre Füße bekamen. Auf Dortmunder Seite besetzten Jan Koller und Ewerthon die offensivsten Positionen. Nachdem die Dortmunder merkten, wie wenig Gefahr von den Berlinern ausging, wurden sie frecher. Und irgendwie konnte man den Eindruck gewinnen, dass die Berliner genau darauf gehofft hatten. Denn fortan verlegten sie sich aufs Kontern. Und das sah besser aus. Nach einer Stunde entstand so eine Torchance für Marcelinho. Doch der Drehschuss aus Nahdistanz verfehlte noch das Ziel. Zehn Minuten später machte es Pal Dardai besser. Bart Goor hatte sich auf der linken Seite durchgesetzt. Sein Rückpass in den Rücken der gesamten Dortmunder Abwehr verwandelte der Ungar mit einem beherzten Flachschuss zum 1:0.

Das Spiel wurde bewegter. BVB-Trainer Sammer brachte Amoroso ins Spiel. Eine Maßnahme, die sich kurz darauf schon auszahlen sollte. Seinen eigentlich direkt geschossenen Freistoß fälschte Koller mit dem Kopf unhaltbar für Kiraly zum 1:1 ab. Ein Unentschieden hätte beiden Mannschaft wenig genutzt. Also wagten beide alles. Mit dem glücklicheren Ende für Hertha. Stevens hatte kurz vor Schluss Michael Preetz gebracht. Der setzte sich in der Schlussminute bis zur Grundlinie durch und flankte lehrbuchreif auf Marcelinho. Der kleine Brasilianer hatte keine Mühe, den Ball mit dem Kopf über die Torlinie zu drücken.

Klaus Rocca

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false