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Sport: Mit Kusshand

Silke Spiegelburg und Lisa Ryzih holen Silber und Bronze im Stabhochsprung

Barcelona - Silke Spiegelburg und Lisa Ryzih hüpften jubelnd über die Laufbahn, ihre Hände verband eine flatternde Deutschlandfahne. Herbert Czingon, Chefbundestrainer der deutschen Leichtathleten, warf ihnen Kusshände von der Tribüne aus zu. Eine Belohnung für die Silber- und Bronzemedaillen-Gewinnerinnen im Stabhochsprung bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Barcelona.

Gleich daneben absolvierte Swetlana Feofanowa die Ehrenrunde mit der russischen Fahne. Sie hatte Gold gewonnen. Das bedrückte dann Spiegelburg schon. „Ich bin froh, dass ich eine Medaille gewonnen habe, aber es wäre mehr möglich gewesen“, sagte sie später.

Dabei sind Silber und Bronze für das deutsche Team eine hervorragende Bilanz. Vor allem Lisa Ryzih überraschte. Die 21-Jährige aus Ludwigshafen stellte mit 4,65 Metern eine persönliche Bestleistung auf. Als Ryzih dann vor 4,70 Metern Höhe stand, im ersten Versuch, da versagten ihre Nerven. Sie hatte Bronze schon sicher, alles in ihr war abgefallen, sie konnte die Spannung nicht mehr halten. Fast weinend wartete sie, bis sie dann in letzter Sekunde doch loslief. Aber sie rannte unter der Latte durch, dann ließ sie sich, überglücklich, an Wassergraben nieder und genoss einfach die Situation. „Ich konnte nicht mehr, war völlig fertig, konnte keinen Schritt mehr machen“, erzählte sie später. Aber auf diesen Versuch kam es nicht mehr an.

Silke Spiegelburg ist in solchen Situationen schon unaufgeregter, sie wollte unbedingt Gold. Deshalb pokerte sie. Zwei Versuche über 4,70 Meter hatte sie gerissen, den dritten sparte sie sich. Die 24-Jährige wollte die nächste Höhe, 4,75 Meter – in der Hoffnung die führende Feofanowa würde sie reißen. Aber Spiegelburg schaffte es nicht, mit dem Oberkörper nahm sie die Latte klar mit. Feofanowa dagegen bewältigte die 4,75 Meter, sie war damit Europameisterin. Sie profitierte allerdings ebenso wie die Deutschen von der Abwesenheit der Weltrekordlerin Jelena Isinbajewa.

Und Carolin Hingst, die als Nummer eins der europäischen Rangliste nach Barcelona gekommen war, die vor drei Wochen 4,72 Meter übersprungen hatte? Die hatte schon bei 4,35 Metern enorme Probleme. Erst im dritten Versuch schälte sie sich über die Latte. Aber bei 4,45 Metern war dann endgültig klar, dass mit ihr an diesem Tag nicht zu rechnen sein würde. Beim dritten Versuch lief sie an, als hingen an ihrem Stab Bleigewichte. Wieder gerissen.

Spiegelburg dagegen sprang zuverlässig wie ein Uhrwerk. 4,45 Meter, 4,55 Meter, 4,65 Meter, alles im ersten Versuch. Ein Zeichen, wie sehr sie an Wettkämpfhärte gewonnen hatte. Nur das Nervenspiel im Pokern um die 4,75 Meter, das verlor sie. Frank Bachner

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