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Sport: Mit letzter Kraft

Dank eines Treffers kurz vor Schluss gewinnt Alba 88:87 gegen Bonn und zieht ins Pokal-Halbfinale ein.

Berlin – Noch 9,2 Sekunden standen auf der Uhr, als Leon Radosevic an der Freiwurflinie stand. Mit zwei Punkten lag Alba Berlin zurück, doch der Berliner Centerspieler vergab beide Freiwürfe, den zweiten absichtlich. In normalen Basketballspielen ist die Niederlage an diesem Punkt besiegelt, doch bei Alba Berlin ist in diesen Tagen wenig normal.

Aus dem Nichts tauchte Reggie Redding auf, schnappte sich den Rebound, lief in die Ecke hinter die Dreierlinie und knallte den Ball in Richtung Korb. „Ich wusste gar nicht, wie viel Zeit noch war“, sagte der US-Amerikaner, „ich habe einfach draufgeworfen.“

Der Ball fiel zum 88:87 (39:44)-Sieg in den Korb, die Spieler der Baskets Bonn vergaben einen letzten Verzweiflungswurf – und die 8741 Zuschauer in der Arena am Ostbahnhof feierten den Einzug von Alba Berlin ins Pokalhalbfinale und ihren Matchwinner.

„Das war ein Alles-oder-Nichts-Spiel“, sagte Reggie Redding glücklich, „und, Mann, wir haben alles.“ Nämlich die Chance beim Pokalturnier der letzten vier Mannschaften in Ulm am 29. und 30. März den Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen. Neben dem Gastgeber Ulm und den Berlinern qualifizierten sich am Mittwoch auch Meister Bamberg und Tabellenführer Bayern München für das Turnier.

„Da sind alle und keiner die Favoriten“, sagte Albas Trainer Sasa Obradovic.

Ihm war klar, warum sich seine Mannschaft gegen Bonn so schwer getan hat. „Wir haben den Rhythmus in der letzten Woche verloren, als wir nur einmal trainiert haben“, sagte er. Immer noch hängen den Berlinern die zwei in einem Bus verbrachten Nächte bei der Auswärtsfahrt nach Juschni in der Ukraine in den Körpern. Alba zeigte gegen Bonn nicht die gewohnte Stärke in der Defensive gezeigt, ließ 87 Punkte zu und brachte vor allem den überragenden Tony Gaffney (28 Punkte) nie unter Kontrolle. „Das dürfen wir uns eigentlich nicht erlauben“, sagte Reggie Redding. Erneut enttäuschte David Logan, der bei Alba eigentlich als bester Werfer vorgesehen ist. Der Flügelspieler erzielte nach 27 Minuten seinen ersten Korb – es sollte sein einziger bleiben.

Für ihn sprang erneut Jan Jagla in der Offensive mit 15 Punkten in die Bresche. „Er spielt auf einem guten Level in den letzten Spielen“, lobte Obradovic. Und Reggie Redding, der 18 Punkte erzielte und sich immer mehr zum Anführer des Berliner Teams entwickelt. Nicht nur wegen seines letzten Wurfes.

„Die Mannschaft geht auf dem Zahnfleisch“, sagte Albas Sportdirektor Mithat Demirel.

Trotzdem hielt auch gegen Bonn die Berliner Siegesserie, die nun bei 16 Erfolgen in Serie steht. Mithat Demirel sagte: „Das Glück, das wir beim letzten Wurf hatten, hat sich die Mannschaft hart erarbeitet.“ Benedikt Voigt

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