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Sport: Mit Löw nach Südafrika

Der DFB legt dem Bundestrainer einen neuen Vertrag bis zur WM 2010 vor

Der Rahmen war passend gewählt. Zur Eröffnung des Verbandstreffens des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Donnerstagabend im Mainzer Staatstheater stand der Marsch „Einzug der Gladiatoren“ auf dem musikalischen Programm. Der eigentliche Höhepunkt sollte schon kurz darauf folgen – die Verlängerung des Vertrages mit dem erfolgreichen Bundestrainer Joachim Löw. Der 47-Jährige, der die Fußball-Nationalmannschaft gerade zur vorzeitigen Qualifikation für die Europameisterschaft 2008 geführt hat, soll nach Informationen des Tagesspiegels das Team bis zum Ende der WM 2010 in Südafrika führen. Dem Vernehmen nach soll Löw jährlich 2,5 Millionen Euro verdienen.

Trotz der 0:3-Niederlage zuletzt gegen Tschechien zeigte sich die Spitze des Verbandes schon vor der Bekanntgabe der Personalie überzeugt, dass Löw die Nationalelf im kommenden Jahr zum EM-Titel in Österreich und der Schweiz führen kann. In Löws Bilanz stehen zwölf Siege, zwei Unentschieden sowie nur noch eine zweite Niederlage – mit einer Ersatzelf gegen Dänemark. Ansonsten wusste das Team trotz des Ausfalls einiger Leistungsträger wie Michael Ballack und Torsten Frings durch offensiven, teils begeisternden Fußball zu überzeugen. Seine Philosophie fasste der Coach so zusammen: „Wir zwingen dem Gegner ein Stück weit unser Spiel auf. Wir bestimmen, was läuft.“

Löw, der schon als Assistent von Jürgen Klinsmann maßgeblichen methodischen Anteil an der erfolgreichen WM in Deutschland hatte, die für den Gastgeber mit dem dritten Platz endete, hat vor allem durch seine akribische taktische und individuell auf die Spieler zugeschnittene Arbeit überzeugt. „Ich sehe zu dem eingeschlagenen Weg keine Alternative – selbst wenn wir bei der EM in der Vorrunde ausscheiden sollten, was ich nicht wirklich glaube", sagte Verbandschef Theo Zwanziger auf Nachfrage. Für den DFB-Präsidenten steht ebenfalls die Vertragsverlängerung an, seine Wiederwahl am heutigen Freitag gilt als sicher. Das Ergebnis dürfte angesichts der Einigung mit Löw noch ein wenig positiver ausfallen.

Die Vertragsverhandlungen zwischen Verband und Bundestrainer, an denen auch der designierte neue Generalsekretär Wolfgang Niersbach beteiligt war, gingen relativ unaufgeregt über die Bühne. Nationalelf-Manager Oliver Bierhoff überbrachte intern Löws Forderungen, die vor allem inhaltlicher Natur waren. So drängte Löw auf eine Verstetigung seiner Spielphilosophie bis hinunter in die Jugendmannschaften. Bei der Nachwuchsarbeit und der Trainerausbildung beim DFB, die eigentlich in den Bereich von Sportdirektor Matthias Sammer fallen, verlangte er einen „gewissen Einfluss“.

Auch personell wünschte sich Löw Kontinuität. So sollte sein Trainerstab zusammenbleiben, inklusive der von Klinsmann eingeführten Fitnesstrainer aus Amerika. Erwartungsgemäß sollten auch die Verträge von Kotrainer Hans-Dieter Flick, Torwarttrainer Andreas Köpke und Chefscout Urs Siegenthaler verlängert werden. Dass Löw längst aus dem Schatten des Reformers Klinsmann getreten ist, lässt sich auch daran erkennen, dass er seine Bedingungen mit großem Selbstbewusstsein öffentlich vortrug. „Orientiert man sich nur an den guten Ergebnissen? Oder ist man von unseren Methoden überzeugt?“, fragte er in Richtung Verband und ließ keinen Zweifel daran, dass es ihm auf die zweite Frage ankommt. Angesichts der Erfolge des Bundestrainers und seines rasant gestiegenen öffentlichen Ansehens ging der DFB innerhalb weniger Wochen auf Löws Vorstellungen ein. Passend dazu stand zum Abschluss eines harmonischen Festabends im Mainzer Staatstheater ein weiteres Musikstück zur Aufführung an: die schnelle Sport-Polka.

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