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Sport: Mit Lust und Laune nach Europa

Beim 6:2 gegen die hilflosen Österreicher schießt Mesut Özil zwei Tore und sichert der deutschen Mannschaft damit die vorzeitige EM-Qualifikation

Auf dem Videowürfel in der Schalker Arena erschien in regelmäßigen Abständen ein wichtiger Hinweis. Das Uefa-Reglement erlaube leider keine TV-Bilder während des Spiels. Das war sehr ärgerlich, weil man sich so manche schöne Szene gerne noch einmal genauer angesehen hätte. Andererseits war es vielleicht besser, dass man nicht unnötig abgelenkt wurde. Die Gefahr, etwas auf dem Feld zu verpassen, wäre einfach zu groß gewesen. Es ist schon bemerkenswert, mit wie viel Spaß die deutsche Fußball-Nationalmannschaft derzeit ihrer Arbeit nachgeht. Gegen Österreich bescherte sie dem Publikum wieder einen rauschhaften Abend. 6:2 (3:1) gewann die Mannschaft von Joachim Löw, die sich mit dem achten Sieg im achten Spiel vorzeitig die Qualifikation für die Europameisterschaft im kommenden Sommer in Polen und der Ukraine gesichert hat.

Die Deutschen hatten sich vor dem Spiel voller Hochachtung über ihren Gegner geäußert, der ihnen im Hinspiel vor drei Monaten einige Mühe bereitet hatte. Gestern aber konnten die Österreicher, bei denen immerhin sechs Bundesligaspieler in der Startelf standen, einfach nicht mithalten. Die Gastgeber erwiesen sich vor allem in der ersten halben Stunde als entschieden zu dominant, ihre Spielfreude war außergewöhnlich. Ein Doppelpass hier, einer da – und immer das Ziel im Blick. Schon in der achten Minute gingen die Deutschen in Führung. Nach einer zu kurz abgewehrten Flanke von Bastian Schweinsteiger wuchtete Mesut Özil den Ball von der Strafraumgrenze volley ins Tor. Als Torschütze wurde im Stadion Miroslav Klose gefeiert, der den Ball noch berührt haben soll. Bei genauerem Hinschauen war jedoch zu sehen, dass Kloses Beitrag zu diesem Treffer allein darin bestand, dass er im entscheidenden Moment seinen Fuß noch aus der Flugbahn des Balles bekommen hatte. Der Schiedsrichter sprach dennoch Klose das Tor zu.

Die Deutschen befanden sich ständig in Bewegung, sie kombinierten auch in höchstem Tempo flüssig und spielten vor allem im Mittelfeld sehr variabel. Mal rückte Bastian Schweinsteiger in die Offensive vor, mal Toni Kroos. Die Grenzen zwischen dem gewohnten 4-2-3-1 und dem etwas offensiveren 4-1-4-1, mit dem die Deutschen vor rund drei Wochen gegen Brasilien gewonnen hatten, waren fließend – und für die Österreicher manchmal zu verwirrend. Eine Viertelstunde nach dem 1:0 war die Begegnung schon so gut wie entschieden. Nach einem Doppelpass mit Klose umspielte Özil Torhüter Christian Gratzei und vollendete zum 2:0, nur fünf Minuten später traf Lukas Podolski nach einem dynamischen Vorstoß des Innenverteidigers Holger Badstuber zum 3:0. Es war bereits das 43. Länderspieltor für den Kölner, der damit Uwe Seeler eingeholt hat.

Kurz vor der Pause gelang es den Österreichern, zumindest das Ergebnis etwas freundlicher zu gestalten. Nach einer Flanke von Florian Klein verlor Badstuber Marko Arnautovic aus dem Blick, der Bremer kam frei zum Kopfball und überwand Manuel Neuer zum 1:3. Auch den zweiten österreichischen Treffer erzielte ein Bundesligaprofi: Diesmal vollendete der Stuttgarter Martin Harnik mit einem wuchtigen Schuss von der Strafraumgrenze. Dazwischen aber hatte Özil mit seinem zweiten (eigentlich dritten) Treffer bereits das 4:1 erzielt. Christian Fuchs konnte ihn nicht mehr entscheidend stören, Österreichs Torhüter erwischte Özil mit einem Schuss ins kurze Eck auf dem falschen Fuß.

Die Deutschen spielten mit Lust, und ihre Lust sollte an diesem Abend bis zuletzt nicht entscheidend nachlassen. Immer wieder stießen die Offensivspieler überfallartig in die Leerstellen der österreichischen Defensive. Bevor die eingewechselten André Schürrle und Mario Götze in der Schlussphase noch auf 6:2 erhöhten, hätten auch Podolski, Jerome Boateng und erneut Özil weitere Tore erzielen können. Wenn es am deutschen Spiel überhaupt etwas zu kritisieren gab, dann nur die leichten Nachlässigkeiten in der Abwehrarbeit, die den Gästen zwei Tore ermöglichten. Der allgemeinen Begeisterung unter den 53 313 Zuschauern im Stadion schadete das jedoch nur punktuell.

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