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Sport: „Mit Milde darf keiner rechnen“

Hermann Tomczyk, Funktionär des Motorsport-Weltverbands Fia, über Probleme des Stallorder-Verbots in der Formel 1

Glauben Sie wirklich, dass sich Ferrari durch das neue StallorderVerbot stoppen lässt?

Das Verbot wurde nicht ausgesprochen, um Ferrari zu bremsen. Es wurde verhängt aus Gründen der Fairness. Gebremst werden kann Ferrari nur von der Konkurrenz, indem die den technischen Rückstand aufholt.

Aber wie will die Fia zum Beispiel verhindern, dass Barrichellos Ferrari langsamer betankt wird als der von Michael Schumacher?

Da muss man noch intensiv überlegen. Die Fia wird Kontrollen finden. Letztlich werden die Sportkommissare urteilen müssen.

Man kann ein Auto auch durch den Computer an der Box langsamer machen. Kontrollieren Sie jetzt auch die Software?

Das wäre technisch kein allzu großes Problem. Ich bin zuversichtlich, dass sich da Lösungen finden lassen, die greifen.

Unterm Strich bleibt für Zuschauer der Verdacht, dass weiter manipuliert wird.

Hier muss man mal grundsätzlich nachdenken, bevor man so etwas unter stellt. Die Formel 1 ist auch Teamsport. Da gibt es Regularien, die für alle gelten. Wenn bei der Tour de France zwei Wasserträger Jan Ullrich den Berg hinaufziehen, spricht auch keiner von Manipulation.

Bei der Formel 1 kann erheblich subtiler manipuliert werden.

Gegen vorsätzliche Unregelmäßigkeiten ist niemand gefeit. Wird jemand erwischt, braucht er nicht mit Milde zu rechnen. Die Strafen der Fia können drakonisch sein.

Der neue Qualifyingmodus wird von allen Fahrern gelobt. Warum hat man nicht früher den langweiligen Freitag mit dem Freien Training aufgewertet?

Vor einem Jahr sprach kein Mensch davon, auch die Piloten nicht, dass das Freitagstraining langweilig ist. Aber plötzlich wurde das Thema diskutiert, und da das Bessere der Feind des Guten ist, hat man gehandelt. Ich begrüße die Korrektur. Das Freitagstraining wird dadurch spannender.

In einigen Punkten bleibt der neue Regelkatalog unverbindlich. Wer soll denn ersthaft glauben, dass ein Spitzenteam freiwillig auf Testserien verzichtet?

Die Regeln gelten für alle Teams, und damit haben auch alle die gleiche Bedingungen. Entscheidend wird immer sein, auf welche technischen Ressourcen ein Team zurückgreifen kann. Außerdem können die Teams ja frei entscheiden, ob sie mehr Testtage haben wollen oder mit zwei Stunden mehr am Rennwochenende auskommen. Das ist für alle eine interessante Herausforderung.

Hat die Formel 1 denn nicht schlicht ein unlösbares Problem? Die dauernde Kluft zwischen armen und reichen Teams. McLaren-Chef Ron Dennis hat erklärt: „Wer sich die Formel 1 nicht leisten kann, soll nicht teilnehmen.“

In den vergangenen Jahren haben immer mehr die Hersteller die Regie übernommen, weil sich die Formel 1 zu einem erstklassigen Marketinginstrument entwickelt hat. Aber auch auf technischer Seite geben sie aufgrund ihres entsprechenden Potenzials den Takt an. Es ist klar, dass hier die klassischen Privat-Teams, die keinen großen Hersteller im Rücken haben, nicht mithalten können. Aber auch die können, wie das Beispiel von Peter Sauber zeigt, noch gut leben, wenn sie entsprechend seriös geführt werden.

Das Gespräch führte Frank Bachner.

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