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Sport: Mit Präzision zum Double

Im Frauenfinale schlägt der 1. FFC Frankfurt den FCR Duisburg im Elfmeterschießen – und will noch mehr

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Selbst ein schmales Gedichtbändchen hätte nicht mehr zwischen Torlatte und Ball gepasst. Für Torhüterin Lena Hohlfeld war der Elfmeterschuss unerreichbar. Petra Wimbersky hatte sehr genau Maß genommen. Oder einfach nur Glück gehabt? „Was für eine Frage. Natürlich sollte der Ball genau da hin“, ereiferte sich Wimbersky nach dem Abpfiff mit leicht gespielter Empörung. Egal, ob Glück oder Präzision: Ihr Tor zum 4:1 im Elfmeterschießen besiegelte den Sieg des Favoriten 1. FFC Frankfurt im DFB-Pokalfinale der Frauen gegen den FCR Duisburg.

Nach 90 Minuten, in denen die 22 Spielerinnen auf dem Rasen des Berliner Olympiastadions heftigsten Regenschauern ausgesetzt waren, hatte das Spiel 1:1 gestanden. Eine Verlängerung bei unentschiedenem Ausgang gibt es seit diesem Jahr im Frauenfinale nicht mehr. Mit fünf Punkten Vorsprung vor Verfolger FCR Duisburg wollen die Frankfurterinnen nun auch noch an den letzten beiden Bundesliga-Spieltagen die deutsche Meisterschaft perfekt machen und damit das Double schaffen.

Elfmeterschießen bringen oft Helden hervor. Und neben Petra Wimbersky feierten die Frankfurterinnen auch noch ihre Torhüterin. Ursula Holl hatte zwei nicht einfach zu haltende Elfmeter von Vanessa Martini und Patricia Hanebeck mit mächtigen Hechtsprüngen abgewehrt. Ihr selbst schien nachher der Rummel um ihre Person fast ein wenig peinlich. „Eigentlich bin ich gar keine Elfmetertöterin“, gestand sie. Und verriet danach ihr Erfolgsgeheimnis, das ganz und gar unspektakulär ist: „Ich entscheide mich vor dem Schuss für eine Ecke und da habe ich diesmal eben zweimal richtig gelegen.“ So einfach ist das also, Fußball als Lotteriespiel.

Die Duisburgerinnen waren früh in Rückstand geraten. Einen Foulelfmeter verwandelte Frankfurts Renate Lingor nach 180 Sekunden sicher zum 1:0 für den Favoriten, der zum neunten Mal in Serie im Endspiel in Berlin stand, aber die letzten drei Finals allesamt verloren hatte, alle übrigens gegen Turbine Potsdam. Bei Potsdam spielte bis zum Ende der letzten Saison übrigens noch – Petra Wimbersky. Der Vereinswechsel nach Frankfurt ließ für sie also alles beim alten: Nun ist sie schon wieder Pokalsiegerin geworden.

Der FCR Duisburg hätte aber das Frankfurter Freudenfest beinahe gründlich verdorben. Nach dem Rückstand fing sich die Mannschaft von Trainer Thomas Obliers alsbald und arbeitete sich auch kleinere Chancen heraus. Vor allem die wendige Lira Bajramaj imponierte durch ihre fast brasilianische Spielkunst. Der Ausgleich in der Nachspielzeit der ersten Hälfte durch Sonja Fuss war für die Duisburgerinnen bereits hoch verdient.

Nach der Pause hielten beide Seiten die Partie in der Waage, an wirklich packenden Torraumszenen mangelte es auf dem regennassen Rasen allerdings. „Der letzte Biss hat uns wieder einmal gefehlt“, monierte Duisburgs Torjägerin Inka Grings.

Unmittelbar vor dem Elfmeterschießen wagte Duisburgs Trainer Obliers Spektakuläres. Nach kurzem verbalen Austausch mit seinem Torwarttrainer wechselte er noch schnell die Torhüterinnen aus. Kathrin Längert musste Platz machen für Ersatztorhüterin Lena Hohlfeld. „Ich war geschockt“, wertete Längert die für sie offenbar völlig überraschende Maßnahme, fügte aber fairerweise noch an: „Ich habe es Lena auch gegönnt.“ Lena Hohlfeld erreichte allerdings keinen der vier auf ihr Tor geschossenen Elfmeter. Die fielen allerdings auch allesamt unter die Kategorie: unhaltbar. Ihre draußen zuschauende Torwartkollegin Kathrin Längert blieb nach der Niederlage nur die abschließende Feststellung: „Wir müssen eben alles daransetzen, noch einmal wiederzukommen.“

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