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Sport: Mit spektakulärer Leistung sicher sich der Deutsche vorzeitig den Weltcup

Gut, besser, Schmitt! Der Skispringer mit dem Allerweltsnamen ist eben doch etwas ganz Besonderes.

Gut, besser, Schmitt! Der Skispringer mit dem Allerweltsnamen ist eben doch etwas ganz Besonderes. Nach zwei schwachen Wettkämpfen bei den Finnischen Skispielen zeigte der Deutsche beim dritten Auftritt wieder einmal sein wahres Können und machte das, was er am besten kann: spektakulär siegen. Als Gewinner auf der Großschanze sicherte sich Martin Schmitt gestern in Lahti vorzeitig den Weltcup der Skispringer. Über 100 000 Mark Prämien waren der materielle Lohn für die Flug-Show des Mannes, der Skispringen so populär gemacht hat wie Boris Becker das Tennis, Michael Schumacher die Formel 1 oder Henry Maske das Boxen.

Schmitt mischt Talent und Fleiß mit Disziplin und Ehrgeiz wie kein Zweiter. Und er zeigt seinen absoluten Siegeswillen immer dann, wenn ihn die Konkurrenz geschlagen wähnt. Nachdem er die Tournee gegen Andreas Widhölzl und den Titel bei der Skiflug-WM an seinen Zimmerkollegen Sven Hannawald verloren hatte, rappelte sich der Mann aus dem Schwarzwald auf und bewies im Weltcup seine Extraklasse: Mit elf Siegen ist er nun "Weltrekordler" - und die Cupverteidigung war vor ihm erst Armin Kogler, Matti Nykänen, Andreas Goldberger und Primoz Peterka gelungen. Erstaunlich, dass er zu solchen Leistungen fähig ist, wo dem 22-Jährigen doch der Hang zur Unordnung und Unpünktlichkeit nachgesagt wird.

Auf der Schanze weiß der Wassermann jedoch auf die Sekunde genau, wann er siegen muss. "Skispringen ist, wenn alle springen und Schmitt gewinnt", sage die Kollegen über dan Mann, der für die Deutsche Post zu einem wichtigen Kunden geworden ist: Mehrere hundert Briefe muss der Postbote täglich ins Haus Schmitt in Tannheim im Schwarzwald schleppen.

Für die Wirtschaft, deren Zielgruppe die jungen Leute sind, ist Martin Schmitt der Werbeträger Nummer eins. Da flattern die Millionen fast von allein aufs Konto. Doch trotz der Höhenflüge ist Schmitt auf dem Boden geblieben, auch wenn die Popularität manchmal zur Last wird. "Irgendwann reicht es", sagte Schmitt nach den Medien-Tumulten bei der Vierschanzentournee. "Ich sage nicht mehr zu allem Ja und Amen."

Den Rummel um ihn verkraftet Schmitt auch deshalb, weil er sich inzwischen eine Maske aufsetzt. "Martin hat ein Gesicht, das ist immer gleich. Aber wie es drinnen aussieht, sieht niemand. Auch ich nicht", sagt Bundestrainer Reinhard Heß. Sein Inneres kehrt der introvertierte Liebling der Nation selten nach außen. Schmitt ist immer freundlich, auch quälende Fragen versucht er mit stoischer Ruhe und in netter Weise zu beantworten. Grimmig und wütend hat man den jungen (Jahr-)Tausendsassa nur auf der Schanze erlebt, wenn er als Sprecher der Springer auf Fahrlässigkeit der Jury im Umgang mit der Gesundheit der Springer hinweisen muss, den "Scheibenwischer" zeigt und auch schon mal mit Streik droht.

Schmitt lieferte auch in diesem Winter die Top-Leistung ab. "Der Weltcup ist für mich das Größte, denn um ihn zu gewinnen, muss man der Beste einer ganzen Saison sein", stellte er fest. Hinter dem bartlosen Bubengesicht verbirgt sich vor allem seine beste Eigenschaft: Schmitts unbändiger Willen zum totalen Erfolg.

In Lahti verwies er nach Sprüngen von 121,5 und 124,5 m mit der Note 258,2 den Finnen Janne Ahonen (120,5 + 124) um 0,7 Punkte auf den zweiten Platz. "Auch wenn ich immer etwas anderes gesagt habe, im Hinterkopf hat es schon rumort, dass ich hier bereits die Weltcup-Kugel erfolgreich verteidigen kann. Ich habe versucht, das zu verdrängen - und es ist mir gelungen. Mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen", sagte Schmitt. Hinter dem Österreicher Andreas Goldberger belegte Skiflug-Weltmeister Sven Hannawald den vierten Platz. Andreas Widhölzl (Österreich), der als Einziger Schmitt noch den Gesamtsieg hätte streitig machen könnten, wurde Siebter und ist damit aus dem Rennen.

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