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Sport: Mit Vollgas ins Risiko

Im WM-Kampf muss Formel-1-Pilot Kimi Räikkönen attackieren und erhöht so die Chance eines Ausfalls

Kimi Räikkönen verzog mal wieder keine Miene. Er sagte in einem Tonfall, als redete er übers Wetter: „Wir müssen gewinnen. Ich gebe den Kampf nicht auf.“ Er hätte im Motorhome von McLaren-Mercedes natürlich auch über das Risiko sprechen können, das er eingehen muss. Und über seine Angst, dass am Auto mal wieder etwas kaputtgeht. Aber so gesprächig ist der Formel-1-Pilot aus Finnland nicht. Sicher ist allerdings: 24 Punkte Rückstand schrecken ihn nicht. 24 Punkte beträgt der Rückstand von Räikkönen auf Fernando Alonso, den Führenden in der WM-Wertung. Und beim Großen Preis von Italien in Monza (Sonntag, 14 Uhr, live bei RTL und Premiere) will der McLaren-Mercedes-Fahrer den Rückstand verringern. Dazu muss er unbedingt gewinnen, und dazu muss er wohl an die Grenzen seines Autos gehen. Alonso dagegen muss in den ausstehenden fünf Rennen nur regelmäßig punkten, um sich seinen ersten Titel zu sichern. Oder auch nicht. Die britische Boulevardzeitung „Sun“ zitiert ihn jedenfalls so: „Wenn wir uns beide berühren und rausfliegen, haben wir auch beide ein Rennen weniger.“ Das würde ihm natürlich entgegenkommen.

Eine solche Taktik in Monza zu verfolgen, wäre allerdings nicht ratsam. Denn die Strecke in der Nähe von Mailand ist ein Hochgeschwindigkeitskurs. 70 Prozent der Zeit fahren die Piloten Vollgas, das Durchschnittstempo liegt bei 260 Stundenkilometern, Räikkönens Teamkollege Juan Pablo Montoya stellte vergangene Woche mit einer Höchstgeschwindigkeit von 372 km/h einen Formel-1-Rekord auf. Und vor der ersten Schikane müssen die Fahrer ihre Geschwindigkeit in kurzer Zeit um fast 300 km/h reduzieren. Schon eine leichte Berührung könnte hier fatale Auswirkungen haben.

Auch ohne Feindkontakt wird es Räikkönen in Monza schwer haben. Sein McLaren ist zweifellos das schnellste Auto, wegen technischer Probleme aber auch schon mehrfach liegen geblieben. Die extremen Belastungen in Monza werden vor allem den Motor bis aufs Letzte fordern – und ein Fahrer, der wie Räikkönen volles Risiko gehen muss, vergrößert diese Belastungen noch. Zudem gilt der Mercedes-Motor bei hohen Temperaturen, wie sie in Italien erwartet werden, als anfällig.

Alonsos Renault ist langsamer, auch in Monza, das haben die Tests in der vergangenen Woche gezeigt. Doch der große Vorteil des Autos ist seine Zuverlässigkeit. Dadurch hat der Spanier in dieser Saison schon einige Rennen gewonnen, in denen Räikkönen schneller war, aber nicht ins Ziel kam. Auch diesmal setzt Alonso darauf, dass Raikkönen stehen bleibt: „Kimi wird mit Sicherheit nicht jedes Rennen beenden. Es ist fast unmöglich, dass einer fünf Rennen ohne Probleme durchfährt.“ Sollte der Finne in Monza ausfallen und Alonso gewinnen, ist dem Spanier der Titel kaum noch zu nehmen.

Michael Schumacher hat dieses Thema bereits abgehakt. Viermal in den vergangenen fünf Jahren hat ein Ferrari den Heim-Grand-Prix in Italien gewinnen können, doch in diesem Jahr wird es wohl kein rotes Fest geben. „Wir sind mit dem Auto so nicht wettbewerbsfähig“, sagt der siebenmalige Weltmeister, und der 12. Rang im Training am Freitag schien ihn zu bestätigen. „Ich bin Realist. Da ist nichts mehr zu machen.“

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