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Sport: Mit Vollgas Richtung Langeweile

Alonso liegt beim fünften Saisonsieg 14 Sekunden vor Michael Schumacher

Langsam steigt die Gefahr, dass es langweilig wird in der Formel 1. Dabei war nicht mal schlimm, dass gestern auf dem Podium in Silverstone das gleiche Bild zu sehen war wie in Bahrain beim Saisonauftakt. Schließlich standen mit Fernando Alonso, Michael Schumacher und Kimi Räikkönen die derzeit absolut dominierenden Piloten der Formel-1-Szene auf dem Treppchen. Diese Kombination bürgt für sportliche Qualität. Bedeutsamer war das Programm, das vor diesem Bild geboten worden war: Der Große Preis von Großbritannien in Silverstone war ohne Spannung. Keine Zweikämpfe und prickelnde Überholmanöver auf der schnellen Strecke in England, stattdessen ein ungefährdeter Start-Ziel-Sieg des Spaniers Fernando Alonso. Es war der fünfte Saisonsieg des Renault-Piloten, es war sein dritter Sieg in Folge, es war sein 13. Triumph in seiner Karriere überhaupt. Der Titelverteidiger dominiert in dieser Saison die Formel 1 fast schon zu sehr. Am Ende des gestrigen Rennens hatte er 14 Sekunden Vorsprung auf Michael Schumacher. Der Ferrari-Pilot wurde Zweiter vor Räikkönen im McLaren-Mercedes. Fernando Alonso baute in der Weltmeisterschafts-Wertung seinen Vorsprung auf Schumacher auf 23 Punkte aus. Eine mediale Alternative zur Fußball-WM ist so ein Rennen ganz gewiss nicht.

Alonso war das egal. Er sagte strahlend: „Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Es ist fantastisch, hier zu gewinnen, nur 20 Minuten von meiner Wahlheimat Oxford entfernt.“ Und er warnte gleich mal seine Konkurrenten: „Wir fahren weiter auf Sieg, Angriff ist die beste Verteidigung.“ Sein Teamchef Flavio Briatore sagte selbstbewusst: „Ich habe nie an unserem Erfolg gezweifelt. Wir haben ja nicht einmal unser Optimum ausgeschöpft. Wir wollten nur das Rennen kontrollieren.“

Michael Schumacher, der nach einem sehr vielversprechenden Test in Barcelona mit großen Siegeshoffnungen nach England gekommen war und mit einem Triumph die Kritik an ihm nach seinem umstrittenen Manöver in Monaco zumindest eindämmen wollte, hatte nie eine Chance. „Gut, da ich auf dem dritten Startplatz stand, muss ich mit dem Ergebnis wohl zufrieden sein“, sagte er. „Aber wir waren im Vergleich zu Renault einfach zu langsam. Räikkönen konnte ich zwar durch eine gute Strategie überholen, aber gegen Alonso war nicht wirklich etwas zu machen.“ Trotzdem wollte Schumacher seine WM-Chancen nicht abhaken. „Der Rückstand auf Alonso ist groß, aber es sind noch zehn Rennen zu fahren. Da sind noch viele Punkte zu holen.“

Bei McLaren-Mercedes ärgerte man sich ein wenig, denn das Team hatte den zweiten Platz verloren. Schumacher überholte den Finnen Räikkönen bei dessen zweitem Boxenstopp. Der ehemalige Mercedes-Vorstand Jürgen Hubbert, der das Rennen vor Ort verfolgt hatte, war dennoch nicht unzufrieden: „Es war ein Schritt in die richtige Richtung.“

Große Freude herrschte dagegen bei BMW-Sauber. Das Team brachte beide Autos in die Punkteränge: Nick Heidfeld wurde Siebter, Jacques Villeneuve Achter. Heidfeld war trotzdem nicht ganz glücklich: „Es hätte auch der sechste Platz sein können, wenn ich nicht bei meinem ersten Boxenstopp ein Problem mit der Kupplung gehabt und den Gang nicht reingekriegt hätte.“ Heidfeld hatte wie schon zuletzt in Monaco einen exzellenten Start, machte gleich drei Plätze gut und hielt sich als Sechster vor Juan-Pablo Montoya (McLaren-Mercedes), bevor er durch den verpatzten Stopp hinter den Kolumbianer zurückfiel. „Dafür haben wir mit einem guten zweiten Stopp Jacques Villeneuve noch an Nico Rosberg vorbei und damit auf den letzten Punkterang gebracht“, sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen.

Nico Rosberg war als Neuntplatzierter frustriert: „Ich habe das ganze Rennen über unglaublich gekämpft und alles gegeben. Es war eines meiner besten Rennen. Und dann doch ohne Punkte zu bleiben, das ist schon bitter.“ Toyota-Pilot Ralf Schumacher schied kurz nach dem Start aufgrund einer Kollision aus. „Ich hatte einen sehr schlechten Start, und dann ist mir jemand reingefahren“, sagte der Bruder von Michael Schumacher. Reingefahren ist ihm der Amerikaner Scott Speed. „Da war wohl schon die Vorderrad-Aufhängung kaputt, ich konnte das Auto nicht mehr gerade halten“, sagte Ralf Schumacher. Dann ist Mark Webber noch in mich reingefahren.“ Damit war für ihn das Rennen beendet. Er konnte in aller Ruhe beobachten, wie sein Konkurrent Alonso die Szenerie beherrschte.

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