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Sport: Mit warmen Händen

Am Aufschlag: Bogdan Jalowietzki. Wenn die Hallensprecher diese Ankündigung in ihre Mikrofone sprechen, dann wissen die Zuschauer, die sich in der Volleyball-Bundesliga auskennen, ungefähr, was häufig kommt: Ein wuchtiger Schlag aus dem Sprung heraus, der Ball fliegt knapp, aber scharf über die Netzkante und landet mit mächtigem Aufprall im gegnerischen Feld.

Von Karsten Doneck, dpa

Am Aufschlag: Bogdan Jalowietzki. Wenn die Hallensprecher diese Ankündigung in ihre Mikrofone sprechen, dann wissen die Zuschauer, die sich in der Volleyball-Bundesliga auskennen, ungefähr, was häufig kommt: Ein wuchtiger Schlag aus dem Sprung heraus, der Ball fliegt knapp, aber scharf über die Netzkante und landet mit mächtigem Aufprall im gegnerischen Feld. Bestenfalls erreicht ihn noch eine Hand zum Zwecke der Abwehr, aber dann meist so, dass der Ball auch nicht annähernd vernünftig ins Spiel zurückgebracht werden kann. Ergebnis: Wieder ein Punkt für den VfB Friedrichshafen. Einer von meist vielen.

"Wir müssen die Aufschläge durch eine halbwegs vernünftige Annahme entschärfen", sagt Kaweh Niroomand, der Manager des SC Charlottenburg. Die Carlottenburger stehen heute im ersten Endspiel um die Deutsche Meisterschaft dem VfB Friedrichshafen gegenüber. Die Finalserie "Best of five" beginnt in der Bodenseehalle, ehe dann am Sonnabend und Sonntag der SCC zweimal nacheinander Heimrecht besitzt. Wer als Erster drei Siege hat, ist Meister. Sollte am Sonntag noch keine Entscheidung gefallen sein, wird der Titel nach maximal zwei weiteren Spielen in Friedrichshafen vergeben.

Beim SCC gibt es keinerlei Illusionen. Niroomand betont: "Der VfB ist klarer Favorit." Auch wegen seiner Aufschlagsstärke. Nicht nur Jalowietzki, auch die beiden früher für den SCC punktenden Björn Andrae und Ilja Wiederschein wissen sehr genau, wie man mit Aufschlägen Druck auf den Gegner ausübt. Mit diesem Vorteil klopfen die Friedrichshafener ihre Gegner weich. Das ist beim SCC natürlich hinlänglich bekannt. Und wird gefürchtet.

Wer freilich viele Sprungaufgaben schlägt, geht gewöhnlich das Riskio einer hohen Eigenfehlerquote ein. Nicht aber die Friedrichshafener. "Die bringen ihre Aufgaben ganz gezielt, das können sie wirklich hervorragend", rühmt Niroomand den Gegner und klingt dabei fast ein bisschen ehrfurchtsvoll. Andererseits sagt der SCC-Manager aber auch: "Bei allen anderen Elementen, da müssen wir uns keinesfalls hinter Friedrichshafen verstecken."

So wird viel davon abhängen, inwieweit der SCC in der Annahme stabil steht. Charlottenburgs Vincent Lange, Annahmespezialist der Mannschaft, darf heute also darauf gefasst sein, alsbald mit warmen Händen über den Hallenboden zu hechten. Trainer Mirko Culic wird möglicherweise auch versuchen, durch taktische Winkelzüge Milorad Kovacs, der sich im Verlauf der Saison zu einem Leistungsträger gesteigert hat, mehr in die Annahme einzubinden.

Ohnehin packt der SCC relativ gelassen das Unternehmen Meisterschaftsgewinn an. "Klar", sagt Kaweh Niroomand, "der VfB hat eine Top-Truppe zusammen. Aber die jetzige Mannschaft von denen ist von der Substanz her nicht ganz so stark, wie sie das vorher mit den sieben oder acht Ausländern im Kader war." Und so hofft der SC Charlottenburg, diesmal besser abzuschneiden als im Vorjahr. Da schied der SCC im Halbfinale gegen Friedrichshafen aus. In drei Spielen. Die erste Partie der Serie "Best of three" in der Sömmeringhalle hatte der SCC sogar gewonnen. Mit 3:1. "Wir wollen", sagt Niroomand, "uns gut verkaufen, mithalten und die Play-offs möglichst lange offen gestalten." Ausgang ungewiss, Überraschung nicht ausgeschlossen.

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