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Lieblingsspielplatz. Rafael Nadal will Paris zurückerobern. Foto: dpa

© REUTERS

Sport: Mit Wohlgefühl in die Heimat

Tennisstar Rafael Nadal kehrt in Bestform nach Paris zurück, wo er im Vorjahr nach vier Jahren Dominanz schmerzlich scheiterte

Etwas befremdlich muss es für Rafael Nadal gewesen sein, als er in dieser Woche nach Roland Garros, der traditionsreichen Tennisanlage tief im Südwesten von Paris, zurückkehrte. An jenen Ort, an dem vier Jahre lang niemand den 23-jährigen Spanier hatte bezwingen können. Den Ort, der so etwas wie Heimat für den Herrscher der Sandplätze war. Doch im vergangenen Jahr hatte ihn dort einer vertrieben. Ein Schwede namens Robin Söderling, den er ohnehin nicht leiden konnte. Nun kehrt Nadal an den Ort zurück, den er im Vorjahr tief enttäuscht bereits nach der Achtelfinal-Niederlage gegen Söderling verlassen musste: Heute beginnen die French Open.

Schlimmer noch war, dass sich das Publikum im Moment der bitteren Niederlage gegen den Spanier gewendet hatte. Obwohl Rafael Nadal im Grunde immer wusste, dass ihn die Franzosen mehr duldeten als liebten, war ihm anzusehen, wie sehr es ihn traf. Auch wenn er jetzt sagt: „Ich freue mich, wieder hier zu sein.“ Und: „Man kann jeden Tag verlieren.“

Dieses Gefühl aber kennt Nadal nun bereits seit zwei Monaten nicht mehr. Der Mallorquiner gewann nacheinander die Masters-Turniere in Monte Carlo, Rom und Madrid und stellte so zwei neue Rekorde auf: 18 Titel der Masters-Serie hat kein Spieler vor ihm gewonnen, und sechs Mal hintereinander konnte auch noch niemand in Monte Carlo triumphieren. „Ich bin sehr froh, dass ich wieder auf meinem höchsten Level spiele“, sagt Nadal.

Als Favorit bei den French Open sieht er sich jedoch nicht. Trotzdem kann sein Rivale Roger Federer nicht hoffen, dass sich die Geschehnisse des Vorjahres wiederholen. Nadals Leid wurde damals für den Schweizer zu seinem größten Triumph. Federer gewann erstmals in Paris und damit das einzige Grand-Slam-Turnier, das ihm noch in seiner Sammlung fehlte. Anschließend stellte er in Wimbledon durch seinen 15. Grand-Slam-Titel die alleinige Bestmarke auf und holte sich Platz eins der Weltrangliste von Nadal zurück.

Dennoch behielt Federers Serie einen Beigeschmack. Die Erfolge waren ihm nicht gegen seinen größten Rivalen gelungen, in Wimbledon pausierte Nadal wegen Kniebeschwerden. Danach schien Nadal nicht mehr der Alte. Er wirkte kraftlos und haderte mit den Umstellungen, die er an seinem Spiel vorgenommen hatte. Seit Saisonbeginn ist das wieder anders: Nadal hat an Muskelmasse zugelegt und sein Spiel wieder dem Wohlgefühl angepasst. In Melbourne kam er immerhin bis ins Viertelfinale.

Jene, die dachten, Nadal habe seine besten Tage hinter sich, belehrte er nun eines Besseren. „Ich habe erwartet, dass er sich stark zurückmeldet“, sagt Roger Federer. „Für mich war er nie weg.“ Der Respekt ist groß zwischen beiden, dennoch weiß Federer, wie man den Gegner aus der Ruhe bringen kann. „Verliert Rafa in Paris früh, wird alles, was er vorher gewonnen hat, wieder infrage gestellt“, sagte Federer und traf damit Nadals Nerv. Der wiederum behauptete, die drei jüngsten Masters-Siege seien für ihn mehr wert als ein Triumph in Paris. Der Druck jedenfalls ist enorm, für beide. Es geht auch um den Kampf um Platz eins. Die Zeichen stehen auf ein Rendezvous im Finale. Spätestens dort wird sich zeigen, ob sich Nadal in Roland Garros wieder heimisch fühlen kann.

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