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Der HSV-Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann ließ bei der Versammlung zunächst die Vertragsverlängerung von Dennis Aogo verkünden.

© dpa

Mitgliederversammlung: HSV: Der Widerspenstigen Lähmung

Die große Kritik an Bernd Hoffmann bleibt bei der Mitgliederversammlung des Hamburger SV aus – ein neuer Rat soll künftig die Fan-Interessen vertreten.

In der Medienstadt Hamburg ist es relativ ungewöhnlich, dass Vertragsverlängerungen von wichtigen Spielern des Hamburger SV lange unter Verschluss gehalten werden können. Insofern war es eine beachtliche Leistung der HSV-Vereinsführung um den Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann, was Sportchef Bastian Reinhardt am Sonntagmittag bei der Mitgliederversammlung verkünden durfte: Nationalspieler Dennis Aogo hat seinen Vertrag bis 2015 verlängert. Die fast 3000 Mitglieder klatschten und johlten, es war eine Nachricht, die die Stimmung für einen langen Tag vorgab. Begrüßt worden war die Mannschaft trotz der schwachen Bundesliga-Hinrunde mit freundlichem Beifall. Vielleicht wirkte der 4:2-Testspielsieg von Samstag gegen Ajax Amsterdam noch nach. Vielleicht auch die ewige Hoffnung eines jeden Fußballanhängers, dass es nur besser werden kann.

In der äußerst zähen Versammlung, bei der mit dem Journalisten Manfred Ertel, dem ehemaligen Präsidenten Jürgen Hunke, Schauspieler Marek Erhardt und Volkswirt Hans-Ulrich Klüver vier neue Aufsichtsräte gewählt wurden, ging es anschließend eher zahm zu. Die große Kritik am Vorstandsvorsitzenden blieb aus, hatte Hoffmann doch zwei seiner größten Kritiker in den Tagen vor der Versammlung besänftigt. Hunke hatte moniert, dass Hoffmann den Geschäftsabschluss mit Investor Kühne im Sommer 2010 durchgebracht habe, ohne die Mitglieder zu informieren. Die meisten Fans des HSV sind aus Furcht vor äußerer Einflussnahme gegen den Kühne-Deal. Das hat nun auch Hoffmann verstanden. In seinem Redebeitrag versprach er, über solche Geschäfte in Zukunft erst nach Mitgliederversammlungen und entsprechender Meinungsbildung in einem speziellen Ausschuss entscheiden zu lassen. In diesem Ausschuss soll dann auch der von den Mitgliedern gewählte und für ihre Belange zuständige Vorstand sitzen.

Das gleiche basisdemokratische Verfahren kündigte Hoffmann für die mögliche Verlängerung mit dem HSV-Vermarkter Sportfive an; der Vertrag läuft 2015 aus. Hoffmann war um Harmonie bemüht, sprach von „Austausch“ und „gemeinsamem Vorgehen“. Einigen seiner Kritiker muss er in den Tagen vor der Versammlung so weit entgegengekommen sein, dass sogar Ingo Thiel, einer der eifrigsten Hoffmann-Antipoden in den Versammlungen der letzten Jahre, lobte: „Sie haben verstanden, dass Auseinandersetzung mit kritischen Geistern im Verein möglich ist. Wenn Sie immer so gehandelt hätten, wäre uns manche Auseinandersetzung erspart gewesen.“

Thiel hatte vor ein paar Jahren durch einen Antrag und entsprechende Abstimmung der Mitgliedschaft erreicht, dass die Vorstandsbezüge beim HSV Jahr für Jahr offengelegt werden müssen – in der Spielzeit 2009/2010 waren es für Vorstandschef Hoffmann und die Vorstände Katja Kraus und Oliver Scheel 1,89 Millionen Euro.

Chefkritiker, die geschlossen hinter dem Vereinsboss zu stehen scheinen – Hoffmann muss hinter den Kulissen clever taktiert haben. Auch für ihn geht es ja um einiges; im Frühjahr soll der neue Rat darüber entscheiden, ob sein Ende 2011 auslaufender Vertrag verlängert wird.

Kein bisschen amtsmüde wirkte Hoffmann am Sonntag, und er erhielt Rückendeckung vom aktuellen Chef der Kontrolleure, Alexander Otto: „Der HSV hat im siebten Jahr in Folge Gewinn gemacht, wir haben ausreichend Liquidität und werden unser Stadion 2017 abbezahlt haben. Ich kann die uns nachgesagte Krise nicht erkennen.“ Hoffmann gab zu, dass der Kader, der zu den fünf teuersten der Liga gehört, nur durch Europapokalteilnahmen zu finanzieren sei. Davon ist der Tabellenneunte fünf Punkte entfernt.

Ungeachtet aller warmen Worte gibt es genug Probleme. Noch weiß im Klub niemand, ob Armin Veh über die Saison hinaus Trainer bleibt. Vehs Vertrag läuft bis zum Sommer 2012, allerdings haben der HSV und Veh per Klausel die Möglichkeit, ihn bis zum 31. Mai zu kündigen. Zuletzt hatte Veh seine Zukunft offen gelassen und sie an Hoffmanns Verbleib beim HSV geknüpft. In der Hamburger Führung zeichnet sich eine Zeit der Ungewissheit ab. Es sei denn, das neue Kontrollgremium des HSV entscheidet sich ganz schnell für eine Vertragsverlängerung mit Hoffmann.

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