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Sport: Mittendrin und doch allein Manager Klaus Allofs kämpft in Bremen um Akzeptanz

Bremen. Vergangene Woche war der Mentaltrainer in der Kabine des SV Werder Bremen.

Bremen. Vergangene Woche war der Mentaltrainer in der Kabine des SV Werder Bremen. Wilfried Sondag hat mit den Kickern Entspannungsübungen durchgeführt. „Turnusgemäß“, sagt Klaus Allofs. „Das war nicht das erste Mal.“ Aber noch nie so dringend, denn Bremens Profis befinden sich „am Tiefpunkt“, wie der Sportdirektor einräumt. Die fantastische Ausgangslage nach einer furiosen Vorrunde ist verspielt. Genau wie im Vorjahr: vier Spiele, ein Punkt, Absturz auf Platz fünf. „Mit der Leistung haben wir nicht mal Anspruch auf den Uefa-Cup“, klagt Allofs. Ausgerechnet in dieser angespannten Situation kommt mit Energie Cottbus am Samstag das beste Team der Rückrunde ins Weserstadion.

Die Hauptschuldigen für den Abschwung hat das Bremer Publikum längst ausgemacht: die Torhüter. Durch Fehler und Pfiffe verunsichert, wirken sowohl Pascal Borel als auch Jakub Wiezchowski schon im Training kaum bundesligatauglich. Trainer Thomas Schaaf hat seine Treue zu Zögling Borel erst nach Druck aus den eigenen Reihen aufgegeben. Allofs wird nun angelastet, die Verpflichtung eines Klasse-Keepers versäumt zu haben. „Da griffen unsere wirtschaftlichen Zwänge“, verteidigt sich der Sportdirektor. Roman Weidenfeller wollte nicht, Robert Enke sollte nicht kommen. Nunmehr wird intensiv gefahndet. „Egal ob erfahren oder talentiert: Wir brauchen einen guten Torhüter.“ Torwart-Trainer Dieter Burdenski plädiert „für eine echte Persönlichkeit“.

So wird an der Weser wieder das Wirken des Sportdirektors hinterfragt. Als die Bremer im Oktober 1999 Allofs präsentierten, war er eigentlich nur zweite Wahl. Der bescheidene Bundesliga-Standort Bremen hat Schwierigkeiten, den Düsseldorfer zu akzeptieren. Noch immer muss der EM-Torschützenkönig von 1980 neben Aufbau- auch viel Überzeugungsarbeit leisten. Dabei stehen auf seiner Liste mehr Tops als Flops. „Ernst, Lisztes, Cesar, Kristajic, Charisteas oder Micoud“, zählt der 46-Jährige selbst auf. „Ich glaube, dass ich dem Verein einiges gebracht habe.“ Kritiker rechnen ihm Fehleinkäufe wie Blank, Reich oder dem vermeintlichen Pizarro-Nachfolger da Silva entgegen, bemängeln, dass er wie jüngst bei Paul Stalteri oder Frank Baumann dazu neigt, überteuerte Vertragsverlängerungen abzuschließen.

Allofs eigener Vertrag läuft im Sommer aus, erst im Mai kann der Aufsichtsrat darüber beschließen. „Das ist nicht ganz erfreulich“, sagt das Vorstandsmitglied. Sein Weggang ist indes nicht zu befürchten. Mit Frau Ute und den Kindern Niklas und Leonie wohnt Allofs im feinen Oberneuland. „Wir haben uns bestens eingelebt.“ Zumal er die letzten dreieinhalb Jahre seiner aktiven Karriere bereits in Bremen verbrachte.

Den aktiven Fußball liebt Allofs nach wie vor. In so manchem Trainingsspiel mischt er wie früher als Linksaußen mit. Das sind die Momente, in denen der Sportdirektor in turbulenten Tagen entspannt. Früher gelang das dem Pferde-Besitzer auf der Rennbahn oder Golf, „beides sind in Bremen unerfüllte Hobbys geblieben“, sagt Allofs. Bereuen tut er es nicht. Trotz aller Schwierigkeiten. „Der Job macht mir Spaß.“ Auch ganz ohne mentale Hilfe.

Horst Böker

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