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Mönchengladbach: Hans Meyer: Das Ende der Freundlichkeit

Nach dem ersten Sieg mit Borussia Mönchengladbach gibt sich Trainer Hans Meyer milde – will aber den Kader ausmisten.

Es fehlte nur noch, dass im Mönchengladbacher Presseraum Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie als Hintergrundmusik eingespielt worden wäre. „Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt“ – diese Textzeile lag Meister Beethoven einst besonders am Herzen. Und getreu diesem Motto versäumte es Hans Meyer nach seinem erfolgreichen Start im Borussia-Park nicht, einige salbungsvolle Worte über seine einstige persönliche Nervensäge Joshua Kennedy und vor allem über dessen Förderer Edmund Becker loszuwerden.

Dessen Karlsruher SC hatte Meyer beim glücklichen Gladbacher 1:0-Erfolg gerade ein nettes Einstandsgeschenk gemacht. Vermutlich aus Dankbarkeit widmete sich der neue alte Borussen-Coach also dem hoch gewachsenen Stürmer aus Australien, der ihn vor einem Jahr in Nürnberg noch an den Rand des Wahnsinns getrieben hatte. „Ich habe viele Spieler trainiert, die ich nicht unbedingt ein zweites Mal trainieren wollte. Und der Kennedy“, erinnerte sich Meyer, „gehörte auch dazu.“

Doch noch ehe er selbst im Februar bei den Franken entlassen wurde, wechselte Kennedy zum KSC. „Er hat mich in Nürnberg den Job gekostet“, witzelte Meyer, malte dann aber in großem Ernst das Bild des unter Beckers einfühlsamer Trainerhand geläuterten Stürmers. Speziell Kennedy habe der Gladbacher Verteidigung am Samstag mächtig Probleme gemacht, betonte Meyer und erklärte ausgesprochen altersmilde: „Unter den Händen meines Kollegen Edmund Becker blüht er jetzt richtig auf. Und ich gebe gerne zu: In ihm habe ich mich geirrt.“ Aber nicht nur Kennedy hatte die Gladbacher vor eine schwierige Aufgabe nach der anderen gestellt, die überlegenen Karlsruher scheiterten mehr an sich selbst als am Gegner.

Hans Meyer sprach den Gästen, für die es nach der dritten Niederlage in Serie in Richtung Tabellenende geht, seine „Hochachtung“ dafür aus, was „der KSC seit zweieinhalb Jahren macht“. Offensichtlich will der Mann, der den 1. FC Nürnberg zuletzt vom Abstiegsaspiranten zum DFB-Pokalsieger und anschließend wieder in Richtung Zweite Liga trainiert hat und der sich mit dem FCN bis vor kurzem vor dem Nürnberger Arbeitsgericht um ausstehende Gehaltszahlungen stritt, seinen ramponierten Ruf gerade ein wenig aufpolieren.

Die ihn verehrende Borussia vom Niederrhein ist dabei genau die richtige Adresse für Hans Meyer. Vergessen ist fürs Erste, dass ihn die Klubspitze mit dem damaligen Vizepräsidenten – und heutigen Vereinsboss – Rolf Königs zum Ende seiner ersten Gladbacher Amtszeit bei seiner Dauerfehde mit den Boulevardmedien im Regen stehen ließ. Von einer „Herzensangelegenheit“ hatte Meyer im Zusammenhang mit Borussia Mönchengladbach sogar gesprochen, wollte von diesem Ausdruck bei seiner Vorstellung vor einer Woche allerdings nicht mehr so viel wissen.

Das Ende der Freundlichkeiten ist aber ohnehin längst in Sicht. Zu Beginn seiner zweiten Rettungsaktion hat Hans Meyer bereits angedeutet, dass ihm der aktuelle Profikader von 28 Mann eindeutig zu umfangreich ist. Gleichzeitig will er in Gladbach nicht nur ausmisten, sondern womöglich auch personell nachbessern. „Bauchschmerzen“ habe er beim Spiel seiner Mannschaft am Samstag gehabt, räumte Meyer ein und sprach: „Wir wissen, dass wir anders spielen müssen, um die Klasse zu halten.“ Andererseits: „Nach diesem Erfolgserlebnis wäre es selbstverständlich, dass wir am Dienstag in Wolfsburg 3:0 gewinnen.“ Das allerdings war keine Altersmilde, sondern einer von Meyers Scherzen.

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