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Sport: Mönchengladbach vor Augen, London im Sinn

Die deutschen Hockey-Frauen spielen bei der Europameisterschaft auch um die Olympia-Qualifikation: Im schlimmsten Fall könnte sogar Platz drei nicht reichen

Berlin - Michael Behrmann hat in dieser Woche ein paar wichtige Termine, den vielleicht wichtigsten hat er am Dienstag hinter sich gebracht. Sein Sohn Tim wurde eingeschult, und die ganze Familien hatte sich zu diesem freudigen Ereignis angesagt. Der Termin lag günstig, mittendrin zwischen diversen beruflichen Verpflichtungen des Vaters. Ob die Hockey-Europameisterschaft, bei der Behrmann ab Samstag die deutschen Frauen trainieren wird, auch so günstig liegt, war zuletzt ein bisschen zweifelhaft. Bei der Champions Trophy im Juni sind die Deutschen Letzter geworden, viele Dinge haben noch nicht so funktioniert, wie sie hätten funktionieren sollen – und jetzt die EM im eigenen Land. „Ziel ist es, zu Hause Europameister zu werden“, sagt Behrmann.

Die Zuversicht bei den deutschen Hockeyspielerinnen ist zurück, was schon deshalb von Vorteil ist, weil es bei der EM in Mönchengladbach nicht nur um den kontinentalen Titel geht, sondern auch um die Qualifikation für die Olympischen Spiele in London. Und die könnte sich als ziemlich knifflige Angelegenheit erweisen. Da England als Gastgeber bereits für Olympia qualifiziert ist, werden nur noch zwei weitere Plätze an europäische Teams vergeben. Bei ungünstigem Verlauf des Turniers müssten die Deutschen also mindestens ins Finale kommen. Bei den Männern, die am Samstag gegen Belgien (14 Uhr, live in der ARD) ins Turnier starten, stellt sich die Situation etwas komfortabler dar. Da den Europäern ein Startplatz mehr zusteht, würde den Deutschen schon die Qualifikation fürs Halbfinale reichen, falls England, wie erwartet, unter die letzten vier kommt.

Bei den Frauen sieht der schlimmste Fall so aus: Nach dem Auftakt gegen Irland (Samstag, 15.50 Uhr, live im WDR) verlieren die Gastgeberinnen am Sonntag ihr zweites Spiel gegen England, werden Gruppenzweiter – und treffen im Halbfinale auf den großen Favoriten Holland. Bei einer Niederlage könnte schon alles vorbei sein, sollte England das zweite Halbfinale (vermutlich gegen Spanien) verlieren. Völlig unrealistisch ist dieses Szenario nicht, aber Michael Behrmann sagt, dass er sich „gar nicht so viele Gedanken“ darüber mache, „was wäre wenn“.

Seine Spielerinnen haben es ähnlich gesehen und den Titel zum Ziel ausgegeben. Das Schlüsselspiel wird das Duell mit den Engländerinnen werden. „Die muss man auch mal schlagen können“, sagt Behrmann, obwohl England für seine Mannschaft so etwas wie der aktuelle Angstgegner ist und zuletzt sieben Spiele hintereinander gewonnen hat, unter anderem bei der Champions Trophy. Doch genau diese Niederlage (0:1) macht dem Bundestrainer Mut. „Wir waren eigentlich die bessere Mannschaft“, sagt er. Überhaupt hat er bei der Champions Trophy mehr gute Dinge gesehen, als es die dürftigen Ergebnisse vermuten lassen. „Unsere Kurve zeigt nach oben“, sagt Behrmann. Bei seiner Mannschaft war zuletzt deutlich mehr Dynamik und Zielstrebigkeit zu sehen, in den letzten Tests war auch die Torquote bei Strafecken besser, zudem ist Maike Stöckel als „Taktgeberin im Sturm“ rechtzeitig fit geworden. Und dass die Resultate trotz guter Leistungen nicht immer stimmten, „hat die Mannschaft eher noch mehr motiviert“, glaubt Behrmann.

Sollte es trotzdem nicht klappen, gäbe es zumindest noch einen Umweg nach London. Die Deutschen müssten dann ein Qualifikationsturnier bestreiten (und gewinnen), so wie es auch die Männer vor vier Jahren gemacht haben. Am Ende wurden sie Olympiasieger.

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