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Sport: Monique Garbrecht startet in die neue Saison mit Zeiten wie noch nie

Vor zehn Jahren? "Da stand ich vor Beginn meiner internationalen Karriere, hatte meinen ersten WM-Start für die DDR-Mannschaft absolviert.

Vor zehn Jahren? "Da stand ich vor Beginn meiner internationalen Karriere, hatte meinen ersten WM-Start für die DDR-Mannschaft absolviert. Ja, und dann passierte ein kleines Weltwunder. Die Mauer fiel, und ich konnte mir den Westteil Berlins anschauen, den ich trotz mancher Auslandsreisen bis dahin nicht besuchen durfte."

Der Eintritt in die Konsumgesellschaft hat Monique Garbrecht nicht vom entbehrungsreichen Weg im Leistungssport abbringen können. Nun holte sich die Eisschnelläuferin Gesamtdeutsche Meistertitel. Sie eroberte 1991 den Weltmeistertitel im Sprintmehrkampf und wiederholte dieses Kunststück Anfang 1999 mit dem Sahnehäubchen eines Weltrekordes über 1000 m. Die 30-Jährige, die neuerdings für den EHC Eisbären die Stiefel schnürt, ist besser denn je in Form. Mit 39,29 Sekunden über 500 m und 1:19,31 Minuten über 1000 m bei Testrennen im Sportforum in der Vorwoche unterstrich sie, dass bei den Deutschen Einzelstrecken-Meisterschaften am Freitag (Beginn 17.30 Uhr), Sonnabend (13 Uhr) und Sonntag (9 Uhr) an gleicher Stelle die Sprinttitel nur über sie führen. Ihre schärfste Gegnerin dürfte die Weltklasseläuferin Sabine Völker sein, während die frühere Weltmeisterin Franziska Schenk (beide Erfurt) eine Auszeit zugunsten ihrer Ambitionen als TV-Moderatorin nimmt und nicht mitläuft.

Der Schützling des Berliner Erfolgstrainers Joachim Franke aber hat auch in diesem Eiswinter viel vor. Zumal die Zeiten beim erwähnten Saisonaufgalopp so gut wie noch nie ausgefallen sind: "Ich möchte meinen Weltmeistertitel im Mehrkampf erfolgreich verteidigen. Ich möchte den Weltrekord über 1000 m behalten und wenn möglich verbessern. Und ich möchte bei den Einzelstrecken-Weltmeisterschaften auf beiden Distanzen ganz vorn mit dabei sein."

Im Sommer habe sie "sehr gut und so intenisv wie wohl noch nie trainiert", sei ohne Ausfälle über die Runden gekommen und daher ausgeprochen zuversichtlich. Zu diesem Gemütszustand hat sicherlich beigetragen, daß die ausgebildete Werbekauffrau dank Mithilfe des Eisbären-Managers Hans Reker erstmals einen Individualsponsor gefunden hat. Und der Softwareentwickler Lipro aus Mahlsdorf, dessen Personal binnen vier Jahren von vier auf 160 angewachsen und nun auch an der Börse platziert ist, hat ihr mittels eines Arbeitsvertrages Freiräume für die Verwirklichung ihrer sportlichen Ziele eröffnet. Und die reichen bis Olympia 2002 in Salt Lake City. Denn ein grosser sportlicher Traum ist noch unerfüllt - ein Triumph bei Olympischen Winterspielen. 1992 blieb es bei Bronze über 1000 m, 1994 und 1998 schrammte sie jeweils am olympischen Medaillenpodest vorbei.

Vereinswechsel, Umzug von Ahrensfelde nach Hohenschönhausen, anderer Job - hat sich noch etwas geändert bei Monique Garbrecht? "Eigentlich nicht. Mein Trainer ist der alte, die Schlittschuhe sind vom Vorjahr, und auch mein Partner ist der gleiche." Jener heisst Magnus Enfeldt, trainiert wie Deutschlands bester 500-m-Spezialist Michael Künzel auch bei Achim Franke und ist Schwedens bester Eis-Mittelstreckler.

Wie sieht sie heute die deutsch-deutsche Situation? "Ich kann das Geschwafel von der Mauer in den Köpfen und das peinliche Präsentieren von Vorurteilen in Ost und West nicht mehr sehen und hören. Man sollte lieber über die Chancen für die Zukunft reden und sie gemeinsam umsetzen."

Ernst Podeswa

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