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Sport: Moralisch abgestiegen

Mintal trifft in letzter Sekunde zum 3:2-Sieg von Nürnberg und bringt Freiburg der Zweiten Liga näher

In fünf Minuten, zwischen der 85. und der Schlussminute, ist dem SC Freiburg gestern die letzte Hoffnung entglitten. Der 1. FC Nürnberg und seine EinMann-Show Marek Mintal haben ihre Position im Abstiegskampf gefestigt mit einem 3:2 (1:1)-Auswärtssieg im Breisgau, während die Situation der Freiburger am Tabellenende nur einen Schluss zulässt: Der Weg wird nach 1997 und 2002 zum dritten Mal in die Zweite Liga führen – die Dramaturgie der Partie trug alle Züge einer Mannschaft, die das Schicksal nicht mehr wird abwenden können.

Um es vorwegzunehmen: Den dritten Anlauf werden die Freiburger mit Volker Finke unternehmen. Auch wenn die Kritik am Freiburger Langzeittrainer wächst und der Vorsitzende Achim Stocker in den vergangenen Tagen seine Sorge zum Ausdruck brachte, der bald 57-jährige Finke werde die Angriffe irgendwann nicht mehr ertragen wollen, gab sich der Hauptdarsteller des Freiburger Modells auch gestern kämpferisch: „Ich kann das gut ab. Und ich kann trennen: Die Fratze, die da gemalt wird – das bin ich nicht, und deshalb trifft es mich auch nicht.“

Seine Mannschaft hatte auf dem Platz eine angemessene Reaktion gezeigt nach den beiden „unmöglichen Auftritten“ (Finke) bei den Kanterniederlagen gegen die Bayern und in Mainz. Sie lag sogar zweimal in Führung durch Tore von Sammy Koejoe und Zlatan Bajramovic. Am Ende aber stand sie zum 15. Mal in dieser Saison als Verlierer da, weil sie in der Schlussphase zu naiv agierte.

Erst spielten die Freiburger auf Abseits, was Sven Müller durchschaute und Marek Mintal den Ausgleich auflegte, dann geriet Kruppke bei einem hohen Befreiungsschlag aus der Nürnberger Deckung in Panik, Kapitän Tommy Larsen erkannte die Situation. Mintals anschließenden Heber über Golz hinweg nannte Nürnbergs Trainer Wolfgang Wolf schlicht „sensationell“.

Trotzdem war Wolf „sehr enttäuscht“ über die Leistung seiner Mannschaft, „weil wir nie in die Zweikämpfe gekommen sind und keine Courage im Spiel nach vorne hatten“. Glücklicherweise haben die Franken in dieser Saison ihre personifizierte Lebensversicherung mit Namen Marek Mintal. Mit inzwischen 21 Saisontreffern hat der Slowake mehr Treffer erzielt hat als die gesamte Freiburger Mannschaft – und womit sich der Wert dieser Lebensversicherung ungefähr erschließen lässt. Dass die Torgarantie des 27-Jährigen anderswo Begehrlichkeiten weckt, ist auch Nürnbergs Präsident Michael A. Roth bewusst: „Alles ist käuflich.“

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