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Sport: Moralisch im Unrecht

Das Berliner Landgericht hat ein falsches Urteil gefällt. Denn Ingo Steuer, einst Inoffizieller Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit, sollte nicht Teil der deutschen Olympiamannschaft in Turin sein.

Das Berliner Landgericht hat ein falsches Urteil gefällt. Denn Ingo Steuer, einst Inoffizieller Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit, sollte nicht Teil der deutschen Olympiamannschaft in Turin sein. Gerade ein Trainer, der ein junges Eiskunstlaufpaar betreut, muss ein moralisch einwandfreies Zeugnis in seinem Olympiagepäck haben. Das kann Steuer, der als junger Sportler Spitzelberichte über Kollegen verfasste, nicht von sich behaupten. Deshalb hat ihn das Nationale Olympische Komitee (NOK) aus dem Team ausgeschlossen. Der Chemnitzer hat Einspruch dagegen eingelegt – und am Montag vor einem ordentlichen Gericht Recht bekommen.

Das Berliner Landgericht hat ein richtiges Urteil gefällt. Denn das NOK konnte nicht nachweisen, auf welcher formalen Grundlage Steuer aus dem Team ausgeschlossen worden war. Eine unabhängige Kommission von Stasi-Experten hatte die Akten gesichtet und Steuer befragt – und dann eine Empfehlung ausgesprochen. Dieser ist das NOK ohne weitere Anhörung gefolgt. Eigentlich ist die Prüfung durch die Stasi-Kommission der richtige Weg, gerichtsfest ist er ohne entsprechende Dokumentation aber nicht. Dies hätte das NOK bedenken müssen.

Das Berliner Landgericht hat nach formalen Kriterien geurteilt, nicht nach moralischen. Deshalb hat es Steuer nun für die Spiele in Turin nachnominiert. Ein Grund zur Freude ist der juristische Sieg für den Eiskunstlauftrainer jedoch nicht. Seine Integrität steht weiterhin zu Recht in Zweifel – als Mitglied der deutschen Mannschaft bei den Spielen, als Angestellter der Bundeswehr darüber hinaus. Ob ein einstiger Stasi-Mitarbeiter weiterhin junge Athleten betreuen soll und dabei mit öffentlichem Geld unterstützt wird, sollte nach Turin geklärt werden.

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