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Vettel

© AFP

Motorsport: Heppenheim bleibt in der Formel 1

Der 21-jährige Sebastian Vettel wird nächste Saison bei Red Bull Nachfolger von David Coulthard.

Im Bereich Automobile ist der Großraum Mannheim derzeit nicht unbedingt vom Glück verfolgt. Am Donnerstagmorgen hat die ärgerliche Dauerbaustelle auf der A67 Richtung Darmstadt wieder kilometerweise Stop-and-Go produziert, tags zuvor wurde ein Bauer auf einem Getreidefeld in Ausübung seiner Tätigkeit von seinem umstürzenden Trecker erschlagen. Und das nahe gelegene Hockenheim darf zumindest in Formel-1-Hinsicht nur noch alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Nürburgring seinen selbst auferlegten Status als Rennstadt ausüben. Zumindest ein Stück Autoglück aus der Region gibt es aber zu vermelden: Heppenheim bleibt in der Formel 1.

Sebastian Vettel, Sohn der 40 Kilometer nördlich von Hockenheim gelegenen Gemeinde, wird in der kommenden Saison für das Team Red Bull an den Start gehen. „Es war keine schwierige Entscheidung, schließlich war Sebastian schon lange Teil der Red-Bull-Familie“, sagte Vettels künftiger Teamchef Christian Horner. „Er hat eine Menge Fähigkeiten und Geschwindigkeit, und wir geben ihm das Umfeld, sein Potenzial voll zu entfalten.“ Auch Vettel verspricht sich einiges: „Red Bull war mein Ziel. Wenn man die Resultate aus den letzten Jahren nimmt, sieht man klar, dass das Team auf dem aufsteigenden Ast ist.“

Mit dem Wechsel von seinem jetzigen Team Toro Rosso steigt Vettel sowohl in der Formel-1- als auch in der internen Red-Bull-Hierarchie auf und lässt die Verwirrungen um die unsichere Zukunft des Konzernzweitteams Toro Rosso hinter sich. Vettel erbt das Cockpit von David Coulthard, der zurücktreten wird und seinen Nachfolger selbst vorgeschlagen hatte: „Sebastian hat alles, was ein künftiger Sieger in der Formel 1 braucht.“ Mit dieser Meinung steht er nicht alleine da. Auch Michael Schumacher sieht in dem 21-Jährigen einen „künftigen Weltmeister“. Der Rekordchampion hatte dem jetzigen Toro-Rosso-Teamchef Gerhard Berger einst während eines gemeinsamen Mauritius-Urlaubs empfohlen, auf einen Kartfahrer namens Sebastian Vettel zu achten.

Jahre später gehört der Kartfahrer trotz seines jugendlichen Alters zum Establishment der Grand-Prix-Szene. „Er ist unglaublich motiviert und reißt das ganze Team mit“, sagt Gerhard Berger. Allerdings muss auch erwähnt werden, dass Sebastian Vettel die hohen Erwartungen bisher eher auf sporadischer Basis erfüllen konnte. Horner gibt zu: „Er ist noch immer auf der Lernkurve.“ Und die verläuft durchaus wellenförmig. Zwar holte Vettel als Ersatzpilot für BMW 2007 in Indianapolis als jüngster Fahrer aller Zeiten einen WM-Punkt. Doch nach seinem Wechsel zu Toro Rosso mischten sich die glamourösen mit den skurrilen Momenten, als führte er einen Rennfahrersketch seiner Lieblingskomikertruppe Monty Python auf: So knallte er im Regen von Fuji auf einem sensationellen dritten Rang liegend auf äußerst lächerliche Weise seinem Vordermann Mark Webber ins Heck, der künftig sein Teamkollege sein wird. Nur ein Rennen später raste Vettel in Schanghai mit ohrenbetäubendem Gebrüll auf den vierten Rang.

Seine erste vollständige Saison als Formel-1-Pilot begann Sebastian Vettel dafür gleich mit Fettnäpfchentritten in Serie. Gegen seinen Teamkollegen Sébastien Bourdais sah er lange nicht gut aus und fiel in den ersten vier Rennen viermal aus, davon dreimal in der ersten Runde. „Es gab einfach zu viele Zwischenfälle in der ersten Runde“, sagt er trocken, „da kann man nichts machen.“ Diese Art von Gelassenheit hat ihm dabei geholfen, sich wieder zu fangen – inzwischen ist er unter anderem mit einem fünften Platz in Monaco an Bourdais vorbeigezogen. Auch im Duell um den vakanten Red-Bull-Platz.

Seinen ersten Grand Prix in Deutschland wird Sebastian Vettel am Wochenende aber noch im Toro Rosso absolvieren. Dennoch freut er sich darauf. „Das ist etwas ganz Besonderes, ich bin ja nur eine halbe Stunde von Hockenheim entfernt aufgewachsen.“ Wer weiß, vielleicht gibt es ja am Sonntag im Großraum Mannheim noch eine gute Nachricht aus dem Themenbereich Automobile.

Christian Hönicke

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