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Nicht reich genug. Timo Glock verliert seinen Platz im Marussia-Team.

© AFP

Motorsport: Schluss mit der Formel Deutschland

In der kommenden Saison wird es einige prominente deutsche Namen weniger in der Formel 1 geben. Nach Michael Schumacher und Norbert Haug ist auch Timo Glock 2013 nicht mehr im Fahrerlager zu finden.

In den letzten Jahren herrschte in der Formel 1 immer wieder mal die Angst vor der Formel D. Auffällig viele deutsche Piloten, Rennställe und Teammanager tummelten sich in der Rennserie. Doch in der kommenden Saison wird es einige prominente deutsche Namen weniger geben. Nach Michael Schumacher und dem Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug wird auch Timo Glock 2013 nicht mehr im Fahrerlager zu finden sein. Der Vertrag des Piloten aus dem Odenwald mit dem Team Marussia wurde „einvernehmlich aufgelöst“, wie es offiziell hieß. Der Hintergrund: Das Team, das im letzten Rennen 2012 noch den wertvollen zehnten Platz in der Konstrukteurs-WM und damit mindestens acht Millionen Euro an den Rivalen Caterham verlor, kann sich den 30 Jahre alten Wersauer nicht mehr leisten. Man sucht jetzt einen Fahrer, der einen zweistelligen Millionenbetrag an Sponsorgeldern mitbringt. Über seine eigene Zukunft wollte sich Glock noch nicht äußern, wahrscheinlich wird er seine Karriere aber bei BMW in der DTM fortsetzen.

Auch bei Mercedes, dem Inbegriff des deutschen Motorsports, ist die Deutschen-Quote in jüngster Zeit rapide gesunken. Im Formel-1-Rennstall des Unternehmens haben jetzt endgültig die Österreicher das Sagen. Der Unternehmer, Finanz-Investor und Hobby-Rennfahrer Toto Wolff wird Nachfolger von Norbert Haug als Gesamtverantwortlicher für den Mercedes Motorsport. Gleichzeitig kauft er auch 30 Prozent der Anteile des Mercedes-Formel-1-Teams. Wolffs Landsmann Niki Lauda, der vom Daimler-Vorstand bereits im Herbst als Aufsichtsratsvorsitzender im Team installiert wurde, sichert sich 10 Prozent der Anteile.

Wolff war bisher beim Konkurrenten Williams nicht nur Anteilseigner, sondern auch Geschäftsführer. Dass Lauda intern die Verpflichtung seines Landmanns bei den Silbernen forciert hat, ist anzunehmen. Die beiden zeigten sich schließlich oft im Fahrerlager als gute Kumpels und scheinen auch recht gut zusammenzupassen, auch in Auftreten und Denkweise. Sich selbstbewusst sehr gut nach außen verkaufen können beide jedenfalls perfekt.

Ob Wolff die große Lösung für Mercedes ist, bleibt abzuwarten

Was sie bei Mercedes bewegen werden, diese Frage stellt sich genauso wie bei der Verpflichtung von Lauda im Herbst und sie wird erst in Zukunft beantwortet werden können, auch mit Blick auf bisherige Erfolgsbilanzen. Zwar schreibt sich Wolff den Aufschwung 2012 bei Williams auf seine Fahnen. Doch eine genauere Analyse zeigt: Wolff kaufte zwar seine Anteile am Team schon 2009 und will sie vorerst auch behalten will – nur seine gesamten operativen Funktionen legt er dort nieder. Doch die offizielle Position in der Geschäftsführung bei Williams übernahm der 41-Jährige erst im Frühsommer 2012.

Und im Juni 2012, da waren die Grundsteine für die vergangene Saison schon längst gelegt. Vor allem vom im Frühjahr geschassten langjährigen Williams-Geschäftsführer Adam Parr. Der wurde zwar teamintern von den Führungkräften sehr geschätzt, musste aber gehen, weil er sich mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone angelegt hatte. Teamchef Frank Williams befürchtete deshalb Nachteile für sein Team, sollte Parr bleiben.

Der von Wolff mitverantwortete Ausblick auf die Saison 2013 dagegen sieht für Williams zumindest im Moment nicht so gut aus. Zwei wichtige Techniker, darunter Chefingenieur Mark Gillan, verließen zum Jahresende den Rennstall, auch weil sie mit der Führung unter Wolff nicht unbedingt einverstanden waren. Das neue Auto wird bis zum ersten Test 2013 in Jerez nicht fertig und soll erst Mitte Februar bei den Testfahrten in Barcelona kommen. Und dass Wolff den von ihm selbst gemanagten Finnen Valteri Bottas, der 2012 kein einziges Rennen in irgendeiner Serie fuhr, mit aller Gewalt und gegen den Widerstand von Teamchef Frank Williams ins Cockpit drückte, kostet das Team mindestens 12 Millionen Euro Sponsorgeld.

Ähnlich umstritten war im vergangenen Jahr auch die Besetzung des zweiten Testfahrerpostens bei Williams durch Toto Wolff. Den erhielt nämlich seine Ehefrau Susi. Gut möglich, dass sie künftig auch mal im Silberpfeil fahren wird.

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