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Sport: Müde nach der Pause

Die Basketballer von Alba Berlin trainieren hart, um in Treviso auch am Ende Kraft zu haben

Berlin. Wie auf dem Pausenhof einer Grundschule geht es in der Max-Schmeling- Halle zu. Drei Jungs sind die Jäger und müssen die anderen fangen. Ein Riesenspaß für alle, Jäger und Gejagte. Wer abgeklatscht wird, bleibt breitbeinig stehen und darf erst wieder mitmachen, wenn ein Mitspieler ihn erlöst und den Ball durch seine Beine dribbelt. Die Sportler, die wie übermütige Lausbuben wirken, heißen Quadre Lollis, Marko Pesic oder Stefano Garris. Es sind die Basketballer des Deutschen Meisters Alba Berlin, das Training ist die Vorbereitung auf das heutige Euroleague-Spiel beim Spitzenreiter Benetton Treviso. Auch am Ende im Kraftraum geht es zu wie in der Schule, der gestrenge Lehrer ist Kotrainer Burkhardt Prigge. Die Spieler wechseln von Gerät zu Gerät, Prigge ruft „Auf die Plätze, fertig, los!“ und steckt seine Trillerpfeife in den Mund.

Das Kinder-Aufwärmprogramm „machen wir etwa einmal pro Woche, wenn wir müde sind. Damit vergisst man die Müdigkeit“, sagt Nationalspieler Mithat Demirel. Erschöpft sind er und seine Kollegen trotz zweiwöchiger Spielpause. Das Training nach Weihnachten war umso härter. Schließlich hatte sich Alba sechs Niederlagen in Folge geleistet, ehe zwei Tage vor dem Weihnachtsfest gegen den Mitteldeutschen BC wieder ein Sieg gelang. In der Euroleague ist Alba in der Gruppe A Sechster mit zwei Siegen weniger als der Fünfte Skipper Bologna. Die ersten fünf jeder Gruppe und der beste Sechste qualifizieren sich für die Zwischenrunde. Alba ist derzeit schlechtester Sechster.

Ohne die Verletzen DeJuan Collins (Fersenbeinbruch), Jörg Lütcke (Kreuzbandriss) und teils auch ohne Marko Pesic (Muskelfaserriss) musste Alba im Dezember antreten. „Wir haben viele Spiele am Ende verloren, auch weil wir nicht genug Kraft hatten. Deshalb haben wir jetzt viel Kraft- und Konditionstraining gemacht“, sagt Trainer Emir Mutapcic. Pesic spielte schon beim Testspielsieg gegen den MBC (109:82) und beim Allstar-Spiel am Sonnabend wieder. „Er wird von Training zu Training besser“, sagt Mutapcic. Aufbauspieler Collins trägt zumindest keinen Gips mehr und trainiert wieder mit der Mannschaft, allerdings noch ohne Körperkontakt. In zwei Wochen soll er wieder mit dem Basketballtraining beginnen. Wenn die Heilung optimal verläuft, muss sich John Celestand, der als Ersatz für Collins verpflichtet wurde, Ende Februar einen neuen Klub suchen. Sein Kurzvertrag wird wohl nicht verlängert. „Collins ist unser erster Aufbauspieler“, sagt Manager Carsten Kerner.

Indirekt profitiert hat von Collins’ Verletzung Spielmacher Mithat Demirel, der seither von Beginn an spielt und mehr Spielzeit bekommt. Er freut sich auf das Duell mit Trevisos Star Tyus Edney, der beim 78:75-Sieg der Italiener im Hinspiel in Berlin fehlte. „Das ist eine große Herausforderung für mich, ich will mich mit den Besten messen“, sagt Demirel. Dazu gehört der Tabellenführer allemal. Nur die Auswärtsspiele in Istanbul und Barcelona hat Treviso verloren, mit je einem Punkt. In eigener Halle gewann das Team alle Begegnungen mit zwölf oder mehr Punkten. Dass Alba ausgerechnet dort der dringend benötigte Sieg gelingt, ist unwahrscheinlich. Auch wenn Henrik Rödl sagt: „Natürlich wollen wir gewinnen. Wir fahren doch nicht nach Italien, um uns dort die Stadt anzuschauen.“ Schließlich sind die Berliner keine Schuljungs auf Klassenfahrt. Auch wenn sie manchmal so trainieren.

Helen Ruwald

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