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Sport: Mühelos unterlegen

DFB-Elf verliert 1:2 in der Türkei und entfernt sich immer weiter vom Anspruch, Weltmeister zu werden

Um das Interesse der Türken am gestrigen Länderspiel gegen Deutschland zu illustrieren, darf auf Deniz Baris verwiesen werden. Der 28 Jahre alte türkische Nationalspieler (20 Einsätze) von Fenerbahce Istanbul, der gerade gesperrt ist, wollte das Länderspiel eigentlich live im Stadion „Atatürk Olimpiyat“ verfolgen. Doch dann zog es ihn zusammen mit ein paar Spielern von Fenerbahce in ein Istanbuler Restaurant, wo das WMQualifikationsspiel zwischen Dänemark und Griechenland im Fernsehen lief. Der Ausgang dieses Spiels war für sie weit wichtiger als der Test gegen den WM-Gastgeber, den die Türken mühelos mit 2:1 (1:0) gewannen. Die Tore schossen Halil Altintop und der 17-jährige Nuri Sahin. In der Nachspielzeit verkürzte Oliver Neuville.

Dass die Türkei, der WM-Dritte von 2002, überhaupt noch Chancen auf eine WM-Teilnahme hat, verdanken sie Dänemark, das gestern den Europameister Griechenland mit 1:0 schlug. Gestern waren nur 18 000 ins knapp 80 000 Zuschauer fassende Olympiastadion gekommen. Und die sahen, dass der WM-Gastgeber von seinem Anspruch, den Titel zu gewinnen, weiter entfernt ist als je zuvor. Eine Halbzeit lang fand die Mannschaft von Jürgen Klinsmann keinen Rhythmus und kam überhaupt nicht ins Spiel, weshalb die Kritik am Bundestrainer lauter wird. „Man steht an der Seitenlinie und hat die Faust in der Tasche. In der ersten Halbzeit war das gar nichts“, sagte Klinsmann. „Die Kritik ist gerechtfertigt, aber wir werden von unserem Ziel nicht abweichen.“ Bei der einzigen vernünftigen Chance fünf Minuten vor dem Pausenpfiff brandete im Stadion sogar Jubel auf. Der galt aber nicht dem gescheiterten Versuch des Kölners Lukas Podolski, dessen Schuss vom türkischen Torwart pariert wurde, sondern der Kunde von der Führung der Dänen im fernen Kopenhagen. Zu diesem Zeitpunkt hätten die Türken deutlicher führen können als mit 1:0. Halil Altintop (Kaiserslautern) hatte Oliver Kahn keine Chance gelassen, nachdem Tümer (Besiktas Istanbul) den Pfosten getroffen und der Ball Altintop vor die Füße gefallen war. Davor hätten sowohl Tümer als auch Altintop erfolgreich sein können.

Erneut hinterließ die deutsche Abwehr (Owomoyela, Mertesacker, Sinkiewicz, Jansen) einen desolaten Eindruck. Doch diesmal versagte auch das Mittelfeld, in dem Michael Ballack wegen einer Grippe vermisst wurde. Der Bremer Tim Borowski, der den Münchner ersetzen sollte, konnte keine Akzente setzen.

Für den schwachen Kevin Kuranyi und den lustlosen Torsten Frings kamen der Gladbacher Oliver Neuville und Sebastian Deisler. Der Münchner Mittelfeldspieler belebte zumindest das deutsche Spiel, Neuville erzielte in seinem 50. Länderspiel in der Nachspielzeit das 1:2. Kurz zuvor hatte der im Sauerland geborene Türke Nuri Sahin auf 2:0 erhöht. Der erst 17 Jahre alte Profi von Borussia Dortmund stand gerade einmal zwei Minuten bei seinem Länderspieldebüt für die türkische A-Nationalmannschaft auf dem Platz.

Dass das Spiel im zweiten Abschnitt ausgeglichener war, lag vor allem am Gegner, der nur noch das Nötigste tat. Der türkische Trainer Fatih Terim hatte wertvolle Spieler wie Yildiray Bastürk von Hertha BSC und den Torschützen Altintop ausgewechselt. Für die Türken war Schonung für das WM-Qualifikationsspiel am Mittwoch in Albanien angesagt. Am selben Tag empfängt Deutschland in Hamburg China. Die Mannschaft aus der Volksrepublik konnte sich nicht für die WM qualifizieren, und hat daher nichts zu verlieren.

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