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Sport: Mut zum Schnäppchen

Der Japaner Shinji Kagawa kam für gerade mal 350 000 Euro zu Dortmund – und ist schon jetzt ein kleiner Star

Der Reporter aus Japan war neugierig. Von allen möglichen Leuten wollte er am Samstag in Dortmund wissen, was sie von Shinji Kagawa halten. Er bekam viele Lobeshymnen als Antwort – und verbeugte sich dann in Ehrfurcht. Immer wieder, als gelte ihm die Wertschätzung persönlich. Shinji Kagawa ist die Neuentdeckung der Fußball-Bundesliga; er ist jetzt schon ein kleiner Star. Schnell ist der 21-Jährige, wendig, trickreich und torgefährlich. „Aber“, so gab der japanische Reporter besorgt zu bedenken, „ist er denn kräftig genug, um in der Bundesliga zu bestehen?“

Die Sorge hatten sie bei Borussia Dortmund auch. Sie hat sich als unbegründet erwiesen. Spätestens nach seiner Galavorstellung beim 4:0-Heimsieg im Qualifikationsspiel zur Europa League gegen das Team von Qarabag Agdam aus Aserbaidschan hat sich Kagawa in die Herzen der Dortmunder Fans gedribbelt. Kagawa ist ein Spaßfußballer. Und er ist ein echtes Schnäppchen. Gerade mal 350 000 Euro haben die Dortmunder an Cerezo Osaka überwiesen. Schon nach wenigen Wochen in der neuen Heimat hat sich der Wert des offensiven Mittelfeldspielers verzehnfacht. Mindestens. Beim 2:0-Sieg der Borussia gegen den VfL Wolfsburg erzielte er seinen ersten Bundesligatreffer.

Obwohl er nach der Länderspielreise und den damit verbundenen Langstreckenflügen ein wenig müde wirkte, war Dortmunds Neuer weit auffälliger als Wolfsburgs Star Diego. Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc war von der Personalie Kagawa schon lange überzeugt. Als er gefragt wurde, warum um Himmels willen er einen Nobody aus der zweiten japanischen Liga hole, antwortete er: „Wir haben Kagawa nicht aus Marketinggründen verpflichtet, sondern aus sportlichen.“ Es sei ihm ein Rätsel, warum solch ein Mann von den Japanern nicht für die WM nominiert worden sei.

Das Versäumnis haben sie in Kagawas Heimat inzwischen eingesehen, mittlerweile darf er für die Auswahl seines Landes wirbeln. „Es ist schon erstaunlich, was Shinji drauf hat“, sagt Dortmunds Trainer Jürgen Klopp. Und: „Shinji war als Typ von Anfang an offen und nicht so zurückhaltend, wie man es von Japanern zu kennen meint.“ Mit seinem Dolmetscher paukt der Angreifer stundenlang die unbekannte Sprache und bemüht sich, den einen oder anderen Satz auf Deutsch loszuwerden. Erst vor kurzem hat Kagawa verkündet: „Ich liebe eure deutschen Würstchen, die sind wirklich überragend.“

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