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Sport: Mutig? Verrückt!

In der Schweiz kannten bislang nur wenige Simon Ammann, den Bergbauernsohn aus Unterwasser. In den Cafés konnte er unbehelligt sitzen, Autogramme hatten lediglich die Mitschüler in seiner Abiturklasse verlangt.

In der Schweiz kannten bislang nur wenige Simon Ammann, den Bergbauernsohn aus Unterwasser. In den Cafés konnte er unbehelligt sitzen, Autogramme hatten lediglich die Mitschüler in seiner Abiturklasse verlangt. "Zum Glück", sagt der 20-Jährige. Aber er kann auch verstehen, warum keiner etwas von ihm will. "Schlussendlich bin ich nur Ski gesprungen, deswegen müssen die Leute doch nicht zu mir kommen."

Das wird sich ändern. Seit Sonntag ist Simon Ammann der erste Schweizer, der bei den Olympischen Spielen eine Goldmedaille gewann. Wie alle anderen war auch Ammann selber davon überrascht, dass er die beiden Favoriten Sven Hannawald und Adam Malysz auf die Plätze zwei und drei verweisen konnte. "Mein Ziel war, dass ich unter die ersten zehn komme", berichtet er auf der Pressekonferenz fröhlich. Immer wenn ihn ein Fotograf ablichtete, legte er den Kopf schief und schnitt eine Grimmasse. Es ist diese lockere Art, die ihn auch bei seinen Konkurrenten beliebt macht. Sven Hannawald sagt: "Der Simon ist so ein lockerer Typ, da kommt überhaupt kein Neid auf."

Im Zielraum hatte ihm Sven Hannawald schon gratuliert, obwohl noch nicht klar war, wer von ihnen Erster und wer Zweiter war. "Er hat mich zu meiner Leistung beglückwünscht", berichtet Ammann, "das war sehr fair von ihm." Dann blickte er zur Anzeigentafel. "Da kam so lange nichts, und als mein Name aufleuchtete, war das ein überwältigender Moment." Dann kamen seine beiden Schweizer Mannschaftskameraden und trugen ihn auf den Schultern durch den Auslaufraum. "Es geht so schnell, wenn so etwas passiert", sagt Ammann wie ein erfahrener Springer. Dabei hatte er zuvor noch kein Weltcupspringen gewonnen.

Im Sommer hatte Simon Ammann große Probleme in der Schule, beinahe hätte der 20-Jährige vorzeitig abgehen müssen. Dann schob er das Abitur um ein Jahr hinaus, und seitdem läuft es im Weltcup viel besser. Hinzu kommt, dass der Schweizer Skisprungchef Gary Furrer ähnlich wie die Polen einen Trainingswissenschaftler und einen Psychologen ins Team holten. "Ich bin jetzt mental viel besser", sagt Ammann. "Aber dass das reicht, um Olympiasieger zu werden, hätte ich nie gedacht." Nach zwei zweiten Plätzen und einem dritten im Weltcup stürzte er im Januar beim Training in Willingen. "Ich hatte nur eine Gehirnerschütterung und ein paar Kratzer im Gesicht", sagt der extrovertierte Springer. So bald als möglich stieg er wieder auf die Schanze. Ob Skispringer besonders mutig oder besonders verrückt seien, wollte man daraufhin von ihm wissen. Für ihn gilt ganz klar: "Verrückt."

Nach seinem überraschenden Sieg ist nun auch am Mittwoch auf der Großschanze mit ihm zu rechnen. Denn eigentlich liegt ihm diese Aufgabe noch besser als die 90-Meter-Schanze. Was man da von ihm erwarten könne, wurde der 1,70 Meter große Springer gefragt. "Ich werde euch zwei schöne Sprünge zeigen, und das Resultat werden wir dann sehen."

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