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Schlüsselspieler. Vladimir Darida führt Hertha wieder. Die beiden Frankfurter Oczipka (links) und Hector können den Berliner nicht halten.

© Odd Andersen/AFP

Nach 2:0 gegen Eintracht Frankfurt: Hertha BSC auf dem Weg zurück nach oben

Hertha BSC hat sich aus einer schwierigen Phase gearbeitet - die Tendenz zeigt, dass es wieder aufwärts geht.

Vladimir Darida war ganz verlegen. Der höflich-leise Tscheche, gerade mal einhundertsiebzig Zentimeter groß, hatte gerade ein schönes Tor erzielt. Es war das Tor zum 2:0, das das Spiel gegen Eintracht Frankfurt zehn Minuten vor dem Ende endgültig zu Gunsten Herthas entschieden hatte. „Ich bin glücklich, dass ich mal wieder getroffen habe. Es war mein erstes Kopfballtor überhaupt“, sagte der 26 Jahre alte Mittelfeldspieler aus Pilsen und schmunzelte im Keller des Olympiastadions ins Fernseh-Mikrofon.

Im vorigen August hatte der Tscheche sein bisher letztes Tor erzielt und sich wenig später einen Außenbandriss im linken Sprunggelenk zugezogen. Darida musste operiert werden. Herthas Schlüsselspieler fiel monatelang aus. Als er zurückkehrte, tat er sich schwer, seinen Rhythmus zu finden. Darida, Herthas bester Spieler der Vorsaison, war längst nicht so präsent und spielprägend wie zuvor. Von Woche zu Woche biss er sich in und durch die Spiele seiner Mannschaft. „Jetzt habe wieder ein gutes Gefühl, ich denke auf dem Feld nicht mehr an meine Verletzung“, sagte Darida.

In gewisser Weise ist seine Entwicklung sinnbildlich für die von Hertha BSC. In dem Maße, wie Darida zu sich kommt und es bei ihm als offensivem Mittelfeldspieler besser läuft, geht es auch mit Hertha vorwärts. Der Klub braucht spielerische Impulse in der Offensive, um sich im oberen Drittel der Liga behaupten zu können. Berlins Bundesligist war Ende des Jahres ins Taumeln geraten und breiig bis schwerfällig in die Rückrunde gekommen, Hertha sackte in der Tabelle etwas durch. Erst durch eine engagierte Energieleistung im Pokal in Dortmund, wo Hertha zwei Stunden lang ein 1:1 hielt, kam Zutrauen zurück. Das 1:1 gegen den FC Bayern vor einer Woche, vor allem aber der Sieg über Eintracht Frankfurt am Samstag, mit dem Hertha die Hessen in der Tabelle überholte, schafften Vertrauen. Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit.

Es war ein wichtiger Sieg gegen einen unmittelbaren Konkurrenten, wie es Sebastian Langkamp hinterher sagte: „Ich denke, es ist eine Tendenz zu erkennen, dass es wieder aufwärts geht.“

Die Berliner hatten letztlich das Momentum auf ihrer Seite

In einem alles andere als aufregenden Spiel hatten die Berliner letztlich das Momentum auf ihrer Seite. „In der ersten Halbzeit hat Frankfurt einen Matchball gehabt für dieses Spiel. Wenn die den machen, wäre es schwierig geworden“, sagte Herthas Trainer Pal Dardai. Der Frankfurter Ante Rebic war am famos reagierenden Torwart Rune Jarstein gescheiterte. „Er hat uns mit seiner Parade im Spiel gehalten“, sagte Manager Michael Preetz. „Die Frankfurter haben ihre erste Chance liegenlassen, wir haben unsere erste Torchance gleich gemacht, darum ist unser Sieg verdient“, sagte Dardai.

„Wir haben die drei Punkte gebraucht“, sagte Jarstein. Auch sein norwegischer Landsmann Per Skjelbred war zufrieden mit dem Resultat, denn schön sei das Spiel nicht gewesen. „Es war kein leichtes Spiel“, sagte Darida. Die Frankfurter hätten die Räume eng gemacht, Hertha schaffte es kaum, sich Torchancen zu erspielen. Erst in der zweiten Halbzeit, nachdem Dardai seine drei zentralen Mittelfeldspieler Skjelbred, Darida und Niklas Stark ermahnt und zu mehr Mumm im Spielaufbau aufgefordert hatte, wurde nicht nur zäh gerungen, sondern auch etwas Fußball gespielt.

Am Ende ist der Fußball ein Ergebnissport. Mit dem neunten Sieg im elften Heimspiel ist Hertha die heimstärkste Mannschaft der Bundesliga und das Olympiastadion zu einer kleinen Festung geworden. Vor allem aber konnten die Berliner ein sogenanntes Big-point-Spiel für sich entscheiden. Bisher versagten den Berliner in solchen Konstellationen, wenn die Konkurrenz vorlegte und patzte, regelmäßig die Nerven. „Auch dieses Mal waren wir in der ersten Halbzeit wie gelähmt“, sagte Dardai. Doch dieses Mal konnte seine Mannschaft sich auf die Effektivität im Torabschluss verlassen. „Man hatte schnell das Gefühl: Wer hier das erste Tor schießt, gewinnt“, wie es später Preetz sagte.

Er sei stolz, wie sich seine Mannschaft „aus einer schwierigen Phase ganz gut rausgearbeitet“ habe, sagte Dardai anderntags. Er strich das Auslaufen und gönnte seinen Spielern einen freien Sonntag. Hinter der Mannschaft lägen harte Trainingseinheiten und heftige Spiele, die viel körperlichen Einsatz einforderten. Natürlich kann niemand Hertha ernsthaft unterstellen, ein Spitzenteam zu sein. Dafür fehlt es der Mannschaft momentan an offensiver Kreativität und spielerischer Leichtigkeit. Vor allem muss Hertha nun auch mal auswärts etwas reißen. Kommenden Sonntag beim HSV. Es gibt schlechtere Aussichten.

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