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Ende schlecht, alles schlecht. Aalens Michael Klauß schließt einen Konter zum 1:3 aus Sicht des 1. FC Union ab. Die Berliner um Christopher Quiring und Torhüter Daniel Haas konnten im November kein Spiel gewinnen.

© dpa

Nach dem 1:3 gegen Aalen: Unions Krise in den Köpfen

Zweitligist 1. FC Union stürzt auch ab, weil die Spieler mit dem Druck der Favoritenrolle als Aufstiegskandidat nicht zurechtkommen. "Vor einigen Wochen hätten wir nicht so unruhig nach dem Rückstand reagiert", sagt Trainer Neuhaus.

Berlin - Mit dem Lob seines Kollegen konnte Uwe Neuhaus nicht viel anfangen. „Wir haben bei einer der stärksten Mannschaften der Liga gespielt“, sagte Stefan Ruthenbeck. Aalens Trainer war nach dem 3:1 seines Teams im Stadion An der Alten Försterei sichtlich erfreut. Neuhaus verzog in diesem Moment keine Miene. Kein Lächeln, nichts. Sein Blick war leer. Unions Trainer wusste, dass es sich lediglich um eine nette Schmeichelei handelte. Mit der aktuellen Realität hatte Ruthenbecks Aussage wenig zu tun. Die Berliner sind derzeit weit davon entfernt, eine Spitzenmannschaft zu sein. Das wurde im Heimspiel gegen Aalen deutlich. Es war das vierte Spiel in Folge ohne Sieg – längst ist der 1. FC Union in einer sportlichen Krise angekommen. Die Symptome sind seit Wochen sichtbar und kulminierten gegen Aalen in einer mutlosen Vorstellung. „Wir spielen nicht unseren besten Fußball und sind weit von unserer Bestform entfernt“, sagte Neuhaus. Das ist auch in Zahlen belegbar. Im November holte die Mannschaft nur einen Punkt aus vier Spielen und fiel auf den sechsten Tabellenplatz zurück. Der Klub droht sein Ziel, den Aufstieg in die Bundesliga, aus den Augen zu verlieren.

Ein gewichtiger Grund dafür liegt im Offensivspiel. Die einstmals beste Angriffsabteilung der Zweiten Liga präsentierte sich gegen Aalen erneut ideenlos. Obwohl Neuhaus mit den beiden Stürmern Adam Nemec und Simon Terodde spielen ließ, kamen die Berliner nicht oft genug zu Abschlüssen. Am Ende war es wieder einmal Torsten Mattuschka, der mit einem direkt verwandelten Freistoß für einen Erfolg sorgen musste. Aus dem Spiel heraus ist Union nun schon seit sechs Spielen ohne Tor. Die Mannschaft bekommt immer dann Probleme, wenn der Kontrahent geschickt die Räume verengt und sich tief staffelt, was in dieser Saison recht häufig vorkommt. Weil Union in viele Spiele als Favorit geht, versuchen die meisten Teams, den Berlinern erst einmal aus einer defensiven Grundordnung heraus zu begegnen. So wie Aalen, wo Trainer Ruthenbeck vor der Viererkette eine weitere Dreierkette aufbaute. In den Strafraum der Aalener gelangten die Gastgeber zu selten „Wir kommen recht einfach in die Hälfte des Gegners, aber dann brauchen wir mehr Präzision“, bemängelt Neuhaus. Meist wird der Ball vorn zu ungenau gespielt, der letzte Pass landet zu oft beim Gegner.

Die Krise ist inzwischen in den Köpfen der Spieler angekommen. Mit jeder Minute, in denen kein Treffer gelang, wurden die Berliner verkrampfter. „Wir wollten vielleicht zu viel und haben aus dem Willen heraus zu viele Fehler gemacht“, sagte Neuhaus. Bestes Beispiel dafür war Martin Dausch. Gegen sein altes Team bekam er eine Chance von Beginn an, weil er die kopfballstarken Nemec und Terodde mit Flanken versorgen sollte. Doch kaum ein Ball kam an. „Im Training schlägt er die gefährlichsten Bälle und heute? Nichts“, sagte Neuhaus.

Dass seine Spieler mittlerweile mental angeschlagen sind, machte Unions Trainer am Verhalten nach den Gegentoren fest. „Vor einigen Wochen hätten wir nicht so unruhig nach dem Rückstand reagiert“, sagte Neuhaus.

Das überrascht, weil Union über ein erfahrenes Team verfügt. Viele Spieler haben bereits in der Bundesliga gespielt oder kommen auf sehr viele Einsätze in der Zweiten Liga. Neuhaus zeigte dennoch Verständnis. „Wenn es nicht läuft, wird man unruhig, je länger die Null steht.“

Am Dienstag spielt Union im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Kaiserslautern. Das Gute: Dort könnten die Berliner auch ohne Torerfolg nach 90 oder 120 Minuten weiterkommen.

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