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Ohne Fortune. Seit dem Wimbledon-Finale sucht Sabine Lisicki ihre Form.

© dpa

Nach dem Aus bei den US Open: Sabine Lisicki: Abgeschoben ins Kabuff

Das frühe Aus von Sabine Lisicki bei den US Open bestätigt das große Problem der 23-Jährigen: Ihrem Tennis fehlt es an Konstanz.

New York - Der tröstliche Applaus, mit dem Sabine Lisicki aus Flushing Meadows verabschiedet wurde, war längst verhallt, als sie in einem der kleinen, kargen Interviewräume in den Katakomben des Arthur-Ashe-Stadiums auf einem der zweckmäßigen Stahlrohrstühle Platz nahm. Die ernüchternde Atmosphäre passte zu der Enttäuschung, mit der sich die Berlinerin in der dritten Runde der US Open mit 4:6 und 5:7 gegen Jekaterina Makarowa verabschiedet hatte. „Ich habe nicht gut genug gespielt“, sagte sie. Lisicki war als Wimbledon-Finalistin beim letzten Grand Slam der Saison angetreten – und das hatte neue Begehrlichkeiten geweckt. Das Erreichen der zweiten Turnierwoche hätte den Rummel um die 23-Jährige und damit auch um das deutsche Tennis wohl wieder angeheizt, war es doch nach Wimbledon bald wieder ruhiger geworden um die Berlinerin, die immer so schön lächelt. Doch das sollte nicht sein.

Lisickis frühes Scheitern hatte die internationalen Medienvertreter bei den US Open weitgehend kalt gelassen: Es war keine große Schlagzeile wert. Als eine der Topfavoritinnen auf den Titel sah man die Weltranglisten-18. nicht. Dafür hatte sie bei den Vorbereitungsturnieren in Amerika nicht gut genug gespielt. Und so wurde Lisicki nach dem Aus auch nicht mehr wie die Stars der Branche im größten Interviewraum mit viel Tamtam befragt, sondern in ein Kabuff abgeschoben, das dem Fußvolk genügen muss.

Eben war sie noch eine Attraktion, doch im täglichen Turniergeschäft ist man schnell die Nachricht von gestern. „Ich merke die Erwartungshaltung, aber ich spüre keinen besonderen Druck“, sagte Lisicki, doch sie wusste, dass die Ansprüche an sie gestiegen sind. Nicht zuletzt nach ihrem grandiosen Sieg über die schier unbezwingbare Serena Williams. Eigentlich gefällt sich Lisicki in dieser Rolle. Aber auf dem Rasen im All England Club, da fiel ihr eben vieles leichter. Die gediegene Atmosphäre beflügelte sie, der natürliche Untergrund behagt ihr von jeher. Doch außerhalb der Clubmauern stehen für Lisicki bei den Grand Slams bisher lediglich zwei Achtelfinals in Melbourne und New York zu Buche. Noch ist die Berlinerin den Beweis schuldig geblieben, dass sie über die gesamte Saison hinweg bei den großen Turnieren konstant spielen kann, wie es die Besten Woche für Woche vormachen. „Wenn man die ersten vier Monate der Saison verpatzt, dann wird es schwer“, sagte Lisicki und hakte den Traum vom Tourfinale in Istanbul ab. Zur Elite der stärksten acht Spielerinnen wird sie dieses Mal nicht zählen.

Mit dem Spiel von Makarowa hatte Lisicki Probleme. „Ich kam mit ihrem Linkshänder-Spin lange nicht klar“, erklärte sie, „ich habe zu schlecht aufgeschlagen und bin irgendwie vor dem Match nervös geworden.“ Keine idealen Voraussetzungen, um beim körperlich forderndsten Turnier für Furore zu sorgen. Doch sie sei auf einem guten Weg, betonte Lisicki in New York immer wieder. Zeit brauche sie, auch um sich an den neuen Trubel um sie zu gewöhnen. Doch wie lange wird das gesteigerte Interesse noch da sein, wenn sie keine Erfolge nachlegen kann?

Angelique Kerber kennt das schon. Vor zwei Jahren stürmte sie bei den US Open überraschend ins Halbfinale, schaffte das Gleiche nochmals in Wimbledon und knackte die Top Ten. Die Kielerin war plötzlich die neue Anführerin im deutschen Tennis, doch seit sie sich in dieser Saison schwer tat, wurde es still um sie. Nun hat sich Kerber rechtzeitig an jenem Ort, an dem alles begann, wieder gefangen. Sie hat sich vom übermäßigen Druck, den sie sich selbst auferlegt hatte, endlich befreien können. „Ich habe wieder zu mir selbst gefunden“, freute sie sich nach dem Einzug ins Achtelfinale, „ich spiele endlich wieder locker und mit Spaß.“ Vielleicht gelingt das auch Lisicki wieder. Einstweilen aber ist es an Kerber, dem Aufschwung im deutschen Tennis ein Gesicht zu geben. Petra Philippsen

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