zum Hauptinhalt
Spartrainer. Labbadia bekommt nicht viel Geld für neue Spieler.

© Reuters

Nach dem Bundesliga-Klassenerhalt: Was der Hamburger SV jetzt tun muss

Zwei Jahre in Folge hat sich der Hamburger SV erst in der Relegation gerettet. Damit sich das nicht ein drittes Mal wiederholt, muss sich einiges verbessern beim Bundesliga-Dino.

Am Mittwoch beginnt auch für den Hamburger SV die Sommerpause. Das betrifft zumindest die Spieler. Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer und sein Führungsteam werden die Saison aufarbeiten. Das könnte nach dem dramatischen Klassenverbleib durch das 2:1 in Karlsruhe und dem chaotischen Eindruck, den der HSV wieder einmal hinterließ, etwas länger dauern. Es gibt viele offene Fragen, aber auch einige Konstanten. Wir erklären, was sich beim HSV tun muss, um das Relegations-Triple zu umkurven und sich 2016 auf direktem Wege für die dann 54. Bundesliga-Saison zu qualifizieren.

Spielsystem dringend gesucht

Gut 40 Millionen Euro will der HSV für seine Profis ausgeben; zwölf Millionen weniger als diese Saison. Das Trikot mit der Raute ausziehen werden Rafael van der Vaart, Marcell Jansen, Ivo Ilicevic und wohl auch Slobodan Rajkovic. Über die Namen Westermann und Kacar wird trotz auslaufender Verträge noch einmal diskutiert. Bleiben sollen Torwart René Adler, Innenverteidiger Johan Djourou, Lewis Holtby und Spitzenverdiener Pierre-Michel Lasogga. Valon Behrami möchte der HSV gern loswerden. Die verliehenen Jonathan Tah und Kerem Demirbay kommen zurück. Für teure Neue ist kein Geld da, so dass Trainer Bruno Labbadia im Großen und Ganzen die Mannschaft des Fast-Abstiegs anleiten wird. Schnellstens braucht der HSV dann ein verlässliches Spielsystem, das mehr ist als Rennen und Kämpfen.

Beiersdorfer und Knäbel müssen liefern

Die Erwartungen an Labbadia sind nun andere. Seine Leistung in den verbliebenen acht Spielen war hervorragend. Mit Ruhe, Überzeugungskraft und glücklichem Händchen lebte er die Mission Klassenverbleib vor. Nun wird er den HSV beim ersten Training am 26. Juni wiedersehen und soll ihn ins sichere Mittelfeld führen. Zusammenhalt und Torgefahr sind unter dem ehemaligen Stürmer gewachsen. Die Mannschaft respektiert ihn, die Vorgesetzten sind dankbar. Beiersdorfer („Wir sind beeindruckt von ihm“) und Sportchef Peter Knäbel dürften Labbadia genug Ruhe schenken, um nicht nach ein paar Niederlagen schon wieder zur Disposition zu stehen. Auch der Nachwuchsverantwortliche Bernhard Peters wird bleiben, ebenso der umstrittene Aufsichtsratschef Karl Gernandt. Bei Beiersdorfer aber ist der Vertrauensbonus aufgezehrt. Er muss sich endlich entscheiden, ob er wirklich Vorsitzender einer AG sein will oder doch nur Sportchef. Knäbel muss in der folgenden Transferperiode beweisen, dass er mehr ist als höflich und nett. Immerhin war Torschütze Diaz sein Einkauf.

Hamburg braucht bessere Kaufleute

Auch im laufenden Geschäftsjahr wird es wieder ein sattes Minus geben, so ist zu hören. Die Lizenz für die Bundesliga hat der HSV, aber die unverändert hohen Schulden bleiben. Die Suche nach Investoren verläuft sehr zäh. Auf beiden Feldern hat Gernandt mehr versprochen, als er halten konnte. Immerhin bleiben TV-Gelder, Sponsoring-Einnahmen und Zuschauerzahlen auf gewohntem Niveau. Es wird also mit einem für Bundesliga-Verhältnisse gehobenen Etat weitergehen. Doch die Investoren-Träume von Europa dürften kaum aufgehen, solange frisches Geld eher zum Löcherstopfen oder für Einkäufe in größter Not wie bei Olic genutzt werden muss.

Die Fans bleiben erstklassig

13 000 Zuschauer sahen die Liveübertragung im Stadion, 3000 Fans waren in den Karlsruher Wildpark gereist – das Beste am HSV waren auch in dieser Serie wieder seine Anhänger. Trotz schlechter Spiele, desaströser Außendarstellung und einer stümpernden Mannschaft mit wenigen Identifikationsfiguren werden die Fans dem HSV weiter die Treue halten. Ihre Erwartungen sind längst gering. In Bruno Labbadia ist ein neuer Liebling der Massen da. Er dürfte der Angestellte mit dem größten Rückhalt sein. Dass die Arena ab der neuen Spielzeit wieder Volksparkstadion heißt, ist nicht mehr als ein netter Begleiteffekt. Im Volksmund hieß sie eh immer so.

Die Uhr gehört demontiert

Zuletzt schienen Dino-Maskottchen Hermann und das Bundesliga-Chronometer wie ein zentnerschwerer Rucksack auf den Schultern der Spieler. Bei jedem Heimspiel wurden die Profis dadurch an das Alleinstellungsmerkmal erinnert. Doch wer sich nur auf die Vergangenheit fokussiert und auf den „Immer-da“-Status pocht, weil er sonst nichts zu bieten hat, redet sich selbst klein. Die Uhr ist zum Sinnbild des Niedergangs geworden. Der HSV sollte sie demontieren. Und als Maskottchen eignet sich nach diesen beiden Jahren doch kein Tier besser als ein Schwein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false