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Vier gewinnt. Stefan Kuntz (Zweiter von rechts) mit seinem Trainer-Gespann - und dem EM-Pokal.

© dpa

Nach dem EM-Titel der U 21: Lobeshymnen für Trainer Stefan Kuntz

Als er die U 21 übernahm, gab es viele Zweifler - nun erntet der Trainer großes Lob für den Titel mit dem Nachwuchs.

Seine Mannschaft hüpfte im Konfettiregen über den Rasen des Cracovia-Stadions, Stefan Kuntz stand ganz alleine ein paar Meter entfernt und schaute glücklich lächelnd zu. Der 54-Jährige hat das geschafft, was ihm bei seinem Amtsantritt als U21-Trainer vor zehn Monaten wohl nur wenige zugetraut hätten: Er hat die DFB-Auswahl zum Europameistertitel geführt. „Ich bin stolz auf das Team“, sagte Kuntz lächelnd. In der Nacht des Triumphs stellte ihm DFB-Präsident Reinhard Grindel einen neuen Vertrag bis 2020 in Aussicht.

Denn an dem 1:0-Finalerfolg gegen Spanien hatten Kuntz und sein Trainerteam großen Anteil. Der Saarländer beschwerte sich nicht, dass acht seiner U21-Profis mit Bundestrainer Joachim Löw zum Confed Cup reisten und formte stattdessen ein Team mit einem bemerkenswerten Zusammenhalt. „Wir haben jetzt einen ganz tollen Mannschaftsgeist hinbekommen, das war zu sehen in der Kabine“, sagte Kuntz. Und auch die mutige Taktik von Kuntz und Co. im Endspiel sorgte dafür, dass die deutsche Elf den großen Favoriten Spanien stürzen konnte.

Als Kuntz vor knapp zehn Monaten die U21-Nationalelf übernahm, gab es nicht nur Zustimmung. Zwölf Jahre lag sein letzter Trainerjob bei LR Ahlen zurück, überaus erfolgreich war Kuntz als Coach nicht gewesen. „Es gab damals nicht nur Jubel, auch viele Zweifel. Da muss man den Leuten danken, die über diese Zweifel hinweg eine Entscheidung getroffen haben und heute stolz zu Hause sitzen“, sagte Kuntz.

Kuntz holte den Titel auf den Tag genau 21 Jahre nach dem A-Team

Trotz aller Kritik ging der 54-Jährige mit der U21 seinen Weg - und wurde nun belohnt, auf den Tag genau 21 Jahre nach seinem EM-Triumph mit dem A-Nationalteam. Die Geschichte von seinem Erfolg in London musste Kuntz während der Europameisterschaft einige Male erzählen. Auch mit anderen Anekdoten von seiner Großmutter unterhielt er die Öffentlichkeit, berichtete von schlaflosen Nächten, riss auf eigene Kosten Witze oder trällerte vor den Kameras auch mal ein Lied.

Nach dem Halbfinal-Sieg gegen England erlebt man Kuntz extrem emotional, vor dem Endspiel gegen Spanien angespannt - ansonsten trat er in Krakau meist gut gelaunt und grinsend auf. „Die Arbeit macht mir unglaublich Spaß“, sagte er. Der 54-Jährige kokettiert immer wieder mit dem Altersunterschied - arbeitet aber auch extrem gerne mit jungen Talenten zusammen. „Wenn ich mit den Spielern über 1996 spreche, muss ich es erklären, weil die meisten noch nicht geboren waren“, sagte er grinsend. „Dann fühle ich mich alt.“

Dem Wunsch seiner Profis nach einem Frisör im Teamcamp begegnete Kuntz mit Unglauben, die Musik im Teambus muss schon mal auf seinen Wunsch umgestellt werden. Playstation oder Hip Hop kommen für Kuntz nach eigener Aussage gar nicht infrage, aber trotzdem findet er einen Draht zu seinen Profis. Nach dem Titel feierte ihn sein Team mit „Meistertrainer“-Rufen. „Er ist ein Kumpel-Typ, sehr nah an der Mannschaft dran, versucht viel mit den Spielern zu reden, ist aber auch taktisch sehr, sehr gut“, lobte Mittelfeldspieler Max Meyer. Davie Selke urteilte: „Er ist sehr akribisch mit seinem Trainerteam.“

Eigenschaften, die auch der Deutsche Fußball-Bund zu schätzen weiß - und den U21-Trainer daher gerne bis zu den Olympischen Spielen 2020 binden möchte. Sportdirektor Horst Hrubesch bescheinigte Kuntz, einen „Riesen-Job“. Die angebotene Vertragsverlängerung wird der Coach wohl annehmen. „Jemand hat zu mir gesagt, normalerweise muss man auf dem Höhepunkt aufhören“, sagte er nach dem großen Triumph gegen Spanien grinsend. „Da kann ich mich jetzt nicht so mit anfreunden.“

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