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Sport: Nach dem Erfolg beim FC Barcelona ist dem Verein in der Basketball-Europaliga alles zuzutrauen

Er sagt über sich selbst, dass er nicht richtig feiern kann. Und dass er eigentlich nie so rundum zufrieden sein kann, weil es immer noch etwas zu verbessern gibt.

Er sagt über sich selbst, dass er nicht richtig feiern kann. Und dass er eigentlich nie so rundum zufrieden sein kann, weil es immer noch etwas zu verbessern gibt. Nobody is perfect - und ein Basketballspieler sowieso nicht. Doch wie er da so saß in den Katakomben des Palau Blaugrana in Barcelona und genüsslich den Rauch seines Zigarrillos langsam nach oben blies, da merkte man, dass Svetislav Pesic einen Gefühlszustand erreicht hatte, der der Zufriedenheit schon ziemlich nahe kam. Zugeben muss er es ja nicht. Der Cheftrainer von Alba Berlin ließ das letzte Zwischenrundenspiel seiner Mannschaft in der Europaliga noch einmal innerhalb einer Minute Revue passieren. Und es war offensichtlich, dass es ihm Spaß machte, den 67:66-Erfolg Albas beim FC Barcelona zu analysieren: Einen 13-Punkte-Vorsprung herausgespielt ("In der ersten Halbzeit haben wir keinen Fehler gemacht"), als kurz vor Ende alles vorbei schien, doch noch zurückgeschlagen ("Wir haben nie die Nerven verloren"), eine starke Vorstellung des erstmals in der Start-Formation aufgebotenen Stipo Papic ("Er hat Akzente gesetzt"), dazu sich gegen die Center-Elite der Katalanen bei den Rebounds mit 40:32 behauptet ("Das ist besonders erfreulich") - an diesem Abend wusste der 50-jährige Basketball-Lehrer, dass seine Spieler verstanden haben, was er tagtäglich im Training versucht zu vermitteln. Und seine Lektionen tun oft verdammt weh. Körperlich und - wie es so schön heißt - mental. Wer da nicht die Gabe besitzt, zu vergessen oder einfach mal wegzuhören, geht unter.

Die Seele. "Wir haben immer an uns geglaubt", sagte Center Geert Hammink. Auch als man nach einer Serie von 7:21 Punkten kurz vor Schluss in Rückstand (65:66) lag. "Cool" sei man in dieser vertrackten Situation geblieben, meinte Wendell Alexis, der lange brauchte, um sich durchzusetzen. "Wir sind mit der Einstellung ins Spiel gegangen, unbedingt gewinnen zu wollen - und das haben wir umgesetzt", sagte der US-Amerikaner. Keine Ahnung habe man davon gehabt, dass Moskau sein Spiel gegen Kaunas gewonnen hatte, berichtete Hammink. Damit hatte schon vor der Partie des Deutschen Meisters bei Barca festgestanden, dass die Berliner in der Endabrechnung Platz vier belegen würden. So kurios kann die Europaliga-Arithmetik sein, in der bei Punktgleichheit direkte Vergleiche untereinander den Ausschlag geben: Als Gruppendritter trat Alba beim längst als Erster feststehenden FC Barcelona an, um für den Erfolg dort anschließend mit Platz vier hinter Barcelona, Moskau und Treviso "belohnt" zu werden.

Jetzt bekommen es die Berliner im Play-off-Achtelfinale mit dem türkischen Vizemeister Efes Pilsen Istanbul zu tun. Am 29. Februar in Istanbul, am 2. März in der Max-Schmeling-Halle und - nach dem Modus "best of three" - im Zweifelsfall am 9. März noch einmal in der Türkei. "Efes ist Favorit", sagte Pesic. Vor allem eben auch deshalb, weil die Türken im Achtelfinale den großen Vorteil eines eventuellen zweiten Heimspiels haben. Und die Halle "Abdi Ipekci", die 12 000 Zuschauer fasst, gilt als das wohl heißeste Pflaster in der Europaliga. Besonders gerne entledigen sich dort zum Beispiel die ganz harten türkischen Fans nicht mehr benötigter Mundflüssigkeiten. Schiedsrichter und gegnerische Spieler müssen hier Rückgrat zeigen.

Aber Alba sieht sich auf Grund des Sieges in Barcelona gestärkt. "Wir wollten alles unternehmen, um mit einem Erfolgserlebnis in die Play-offs zu gehen - und das ist uns gelungen. Das bedeutet Selbstvertrauen für uns und Respekt vor uns beim Gegner", meinte Pesic. Mannschaftskapitän Henrik Rödl wertete den Auswärtssieg als "gute Generalprobe" für die Aufgabe(n) in Istanbul. Angst muss diese Alba-Mannschaft (Alexis: "Das Team ist inzwischen sehr erfahren, das hilft uns") nicht haben. Wer in Ljubljana, in Moskau, bei Panathinaikos Athen und eben beim FC Barcelona gewinnt, der hat auch am Bosporus eine Chance. Der Donnerstagabend in Barcelona hat gezeigt: Alba 2000 ist alles zuzutrauen.

Sebastian Arlt

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