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Vergangenheit und Gegenwart. Unions Trainer Norbdert Düwel ärgert sich, weil seine Mannschaft schon wieder eine Führung aus der Hand gab.

© dpa

Nach dem Fehlstart: 1. FC Union: Ist denn schon 2015?

Dem 1. FC Union kosten die gleichen Fehler wie in der vergangenen Saison wertvolle Punkte. Statt oben, steht Union jetzt unten.

Manchem Zuschauer wurden die Sinne trüb, so aufregend verlief die Schlussphase zwischen dem 1. FC Union und Kaiserslautern. „Wo bin ick denn hier? Is det etwa noch die alte Saison?“, fragte ein älterer Herr auf der Haupttribüne, nur um sich kurz darauf die Antwort in bester Klaus-Augenthaler-Manier selbst zu geben: „Na klar is det die alte Saison. Hat sich ja nischt jeändert! Jar nischt!“

Damit lag der vermutlich aus Berlin stammende Besucher zwar falsch, in der Zweiten Liga läuft schon seit mehreren Wochen die neue Spielzeit, im Kern hatte er mit seinem ironischen Ausbruch aber Recht. Der 1. FC Union ist noch nicht in der Saison 2015/16 angekommen, die Mannschaft macht weiterhin die gleichen Fehler wie in der vergangenen Runde. Erneut führte gegen Kaiserslautern eine Standardsituation zu einem späten Gegentreffer. Drei Minuten vor dem Ende köpfte der kurz zuvor eingewechselte Debütant Maurice Deville nach einem hohen Freistoß zum 2:2-Endstand ein – und machte damit die Hoffnungen der Berliner auf den ersten Sieg zunichte. „Im Moment ist das einfach so, wir müssen das akzeptieren“, sagte Unions Trainer Norbert Düwel. Wie in den zwei vorangegangenen Punktspielen gegen Düsseldorf und Sandhausen kostete ein Gegentreffer nach der 80. Minute wichtige Punkte. Statt drei Siege holte Union lediglich zwei Unentschieden und verlor ein Spiel. Statt oben zu stehen, steht Union jetzt unten. Auf Platz dreizehn, aber das ist zu diesem frühen Zeitpunkt eher nebensächlich.

Bei der gesamten Mannschaft stimmt das Defensivverhalten nicht

Gegentore nach ruhenden Bällen waren eines der größten Probleme in der abgelaufenen Saison, immer wieder kam der Gegner nach Ecken oder Freistößen zu Torerfolgen. Nun sollte alles besser werden. Als Hauptgrund für die Schwäche hatten Unions Verantwortliche schnell fehlende Körpergröße in der Hintermannschaft ausgemacht. Im Sommer wurde Benjamin Kessel von Eintracht Braunschweig verpflichtet, ein Verteidiger, über 1, 90 Meter groß.

Kessel sollte als neuer Organisator die Abwehrprobleme der Berliner beheben – was ihm bisher nicht gelang. Union hat nach drei Spielen schon wieder sieben Gegentore kassiert – nur Nürnberg, Paderborn und Duisburg stehen in der Zweiten Liga schlechter da. Kessel, der auch schon in der Bundesliga Erfahrung gesammelt hat, passte sich in den ersten Spielen eher seinen Mitspielern an, statt ihnen mehr Sicherheit zu geben.

Allein an seiner Person oder speziell an den Verteidigern lassen sich die alten Schwächen aber nicht festmachen. Eher stimmt bei der gesamten Mannschaft das Defensivverhalten nicht, die Abstände zwischen den einzelnen Teilen sind oft zu groß. Auch kommt zu viel Druck über die Außenbahnen, egal ob Union mit Dreier- oder Viererkette verteidigt. Dass am Ende wieder eine Standardsituation zum Ausgleich führte, war besonders ernüchternd. „Wir haben jeden Standard gut verteidigt und kurz vor Schluss pennen wir dann wieder“, ärgerte sich Angreifer Sören Brandy. Namentlich waren es Fabian Schönheim und Dennis Daube, die zu weit vom Torschützen Deville entfernt standen. Beide sind eigentlich groß genug, um in Kopfballduellen bestehen zu können, doch im Getümmel verloren sie die Orientierung.

Fehlte im entscheidenden Moment also die Konzentration? „Es scheint so“, sagt Brandy. „Im Fußball gibt es nur Kopf, Körper und Glück. Körperlich sind wir gut dabei, Glück hatten wir auch. Also muss es der Kopf sein.“

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