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Am Sonntag verlor Manchester United unter Trainer Louis van Gaal bei Aufsteiger Leicester City mit 3:5.

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Nach dem Fehlstart unter Louis van Gaal: Schadenfreudegasm: Viel Spott für Manchester United

Nach dem Fehlstart steht Manchester United in der Premier League so schlecht da wie noch nie. In der Stadt mehren sich nun die Zweifel an Trainer Louis van Gaal – der Rest des Landes amüsiert sich darüber.

„Niemand ist ein Nichtsnutz – er kann immer noch ein schlechtes Beispiel sein.“ Das alte Sprichwort erfährt im englischen Fußball seit der vergangenen Saison eine Renaissance und ist verknüpft mit dem Namen David Moyes. Der Trainer verantwortete in der Spielzeit 2013/14 eine der schlechtesten Spielzeiten von Manchester United in der Premier League. Moyes ist die negative Referenzgröße schlechthin, besonders aber für den aktuellen United-Trainer Louis van Gaal.

Nach nur fünf Punkten in fünf Spielen und einem blamablen Pokalaus bei einem Drittligisten steht der Niederländer nicht minder in der Kritik als sein Vorgänger – und das trotz immenser Transferausgaben. Das Boulevardblatt „The Sun“ zog dann auch den sportlichen Horrorvergleich auf dem Titel: „Du gibst 157 Millionen Pfund aus und bist sogar schlechter als Moyes.“

Der Horrorvergleich mit Moyes

Am Sonntag verlor Manchester bei Aufsteiger Leicester City mit 3:5 – nach einer 2:0- und 3:1-Führung. Nach insgesamt 853 Premier League-Spielen ist es die erste Niederlage nach einem Zwei-Tore-Vorsprung. Doch es gibt weitere unbarmherzige Statistiken: United hatte nach fünf Spieltagen noch nie so wenig Punkte in der Premier League. Zuletzt vor 22 Jahren standen sie zu diesem Zeitpunkt der Saison so schlecht da. Und: Sie haben bereits zwölf Gegentore kassiert – unter Moyes hatte United erst nach elf Spielen derart viele Gegentreffer.

Die jüngste Negativbilanz regte sogleich unzählige englische Fans zum Photoshoppen an. Besonders beliebt in den Internet-Grafiken: David Moyes. Moyes lachend vor der Anzeigetafel vom Sonntag. Moyes als Kopf hinter der Maske von van Gaal. Moyes am Telefon, untermalt mit dem Spruch: „Louis, hör auf mich anzurufen, ich bin jetzt Schwimmlehrer.“

„Man utd … LOL“

Doch damit nicht genug des Hohns für van Gaals Team. Liam Gallagher, vormals Sänger von Oasis und als ManCity-Fan mit glühender Antipathie für den Lokalrivalen, bedankte sich auf Twitter bei Leicester City, ihm den Geburtstag versüßt zu haben. Liverpools Stürmer Mario Balotelli schrieb amüsiert: „Man utd … LOL“. Der Eintrag rief heftige Reaktionen hervor, viele Nutzer beleidigten Balotelli rassistisch, die Polizei will gegen sie ermitteln.

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Außerdem kursiert auf englischen Seiten ein Witz und ein Video: „Was haben Richard III und Manchester United gemeinsam?“, fragen die User. „Beide wurden in Leicester begraben.“ Das Video zeigt eine Szene vom 5:3, als die Spieler von Leicester City drei Mal binnen zehn Sekunden ihren Gegenspielern den Ball durch die Beine spielten.

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Viel schlimmer kann eine Mannschaft nicht gedemütigt werden. Der »Independent« nutzte ein passendes Wort für die Häme gegenüber dem englischen Rekordmeister: „Schadenfreudegasm“ – eine Steigerung des aus dem Deutschen entlehnten Wortes. Darunter versammelten sich die besten Witze über ManUnited.

Ein Schiedsrichter als Legende

Fernab des landesweiten Spotts dürften Manchester United aber vielmehr die sportlichen Mängel zu schaffen machen. Die Mannschaft deckte sich auf dem Transfermarkt mit exzellenten Einzelkönnern ein, die Offensive schmücken Namen wie van Persie, Rooney, Falcao und di Maria. Letzterer traf gegen Leicester mit einem genialen Lupfer zum zwischenzeitlichen 2:0. Doch dem Team scheint die Balance zu fehlen, in der Defensive agiert die Mannschaft vogelwild. In der Schlussphase gegen Leicester gewann United nahezu keinen einzigen Ball mehr.

Kein System, keine Disziplin

Der „Telegraph“ verfasste am Montag eine Mängelliste. United habe keine Anführer, keine Disziplin, kein System, keine Topspieler in der Defensive. Van Gaal wird vorgeworfen, das Spielsystem zu oft zu variieren und keine klare Linie zu verfolgen. „Spielt United nun mit einer Dreierkette oder ist das Team zu einer Viererkette zurückgekehrt? Van Gaal gibt weiter Rätsel über sein System auf, sowohl die Fans als auch die Spieler auf dem Platz sind verwirrt.“

Der Trainer selbst nahm die Abwehr in Schutz: „Wir haben heute in der zweiten Halbzeit nicht wie eine Mannschaft gespielt. Alle sind für die Defensive verantwortlich, nicht nur einzelne Spieler.“ Van Gaal erzählte nach dem Spiel, dass er schon einmal mit Barcelona ein Spiel gar nach einer Drei-Tore-Führung verloren habe. „Du musst in so einer Situation das Spiel töten und den Ball halten. Aber das haben wir nicht geschafft. Und dann Elfmeter gegen uns bekommen.“

Die besondere Beziehung zum Schiedsrichter

Leicester City traf zwei Mal vom Punkt, besonders der erste Strafstoß zum 2:3-Anschluss war umstritten. Leicesters Jamie Vardy hatte Da Silva umgestoßen und war dann sehr schnell im Sechzehner zu Fall gekommen. Schiedsrichter Mark Clattenburg erregte mit seinem Pfiff die United-Gemüter, eine nicht uninteressante Fußnote eines ohnehin ereignisreichen Spiels.

Die Fans von Manchester United haben eine besondere Beziehung zu Clattenburg. Im Oktober 2012 hatte er beim Spiel zwischen Chelsea und United mehrere umstrittene Entscheidungen zugunsten der „Red Devils“ getroffen: zwei Platzverweise für Spieler der »Blues« und die Anerkennung eines irregulären Tores für United.

Das folgende Auswärtssspiel von United an der Stamford Bridge nutzten die Anhänger zu ausgiebigen Huldigungen. „Clattenburg Referee, leader, legend“, stand auf einem Spruchband in Anlehnung an ein Banner der Chelsea-Fans mit ähnlichem Wortlaut für John Terry. Damit nicht genug: Die Fans dichteten ihren Ryan Giggs-Gesang auf den umjubelten Schiedsrichter um: „Clattenburg running down the wing, feared by the blues, loved by the reds, Clattenburg.“

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Derlei Sympathiebekundungen dürften für Clattenburg seltener werden – es sei denn, sie kommen aus den Reihen von Leicester oder Manchester City. Einzig der sonst selten nach Niederlagen um Ausflüchte verlegene Louis van Gaal sah in dem Referee nicht den Schuldigen: „Ich weiß nicht, ob es ein Elfmeter war, aber wir müssen uns an die eigene Nase fassen.“

„Können wir jede Woche gegen euch spielen?“

Leicester verdankte den historischen Sieg jedoch nicht allein dem Schiedsrichter, sondern einer couragierten Leistung mit einer gehörigen Portion Mut. So bot der Aufsteiger gegen den Rekordmeister drei Stürmer auf und setzte von Beginn an auf Spektakel. „Es ist schwer, sich daran zu erinnern, wann zuletzt bei Anstoß sechs Stürmer auf dem Platz standen“, schrieb der „Guardian“. „Im Fußball geht es darum, den Gegner zu übertreffen. Selten nahmen das zwei Mannschaften so wörtlich wie am Sonntag.“

Die Fans der „Foxes“ erlebten somit den größten Tag ihres Lebens – neben ihrem Hochzeitstag, wie sie bei der BBC noch einmal versicherten. Schon während des Spiels sangen sie in Richtung ManUnited: „Can we play you every week?“ Es scheint, als sei Louis van Gaal derzeit in Leicester beliebter als in Manchester.

Der Text erscheint mit freundlicher Genehmigung von 11FREUNDE.

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