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Franck Ribery (links) and David Alaba sind schon in Feierlaune.

© dpa

Nach dem Halbfinaleinzug: Bayern München hat am Mittwoch wohl schon die Champions League gewonnen

Für den Einzug in das Halbfinale genügte dem FC Bayern in Lissabon solide Arbeit. Wichtiger für die Münchner war, was in Madrid passierte. Ein Kommentar.

Vielleicht hat Bayern München am Mittwoch schon die Champions League gewonnen. Nicht wegen dieses 2:2 bei Benfica Lissabon, das war kein großer Akt, es genügten solide Arbeit und ein bisschen Routine. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Der FC Bayern hat das schon gut gemacht, so werden es auch alle ganz und gar nicht unvoreingenommenen portugiesischen Parteigänger bestätigen. Aber richtig wertvoll wurde das Nachtwerk im Estadio da Luz erst durch das, was 600 Kilometer weiter nordöstlich geschah. In Madrid, wo sich der FC Barcelona aus dem Wettbewerb verabschiedete. Die einzige Mannschaft, vor der Pep Guardiola und seine Bayern wahrscheinlich so etwas wie Angst verspürt haben.

Barça war im vergangenen Jahr eine Nummer zu groß für die Bayern. Unter Guardiola findet der FC Bayern gegen alles und jeden eine Lösung, nur nicht gegen die Inspiration und Genialität, wie sie an guten Tagen von Barcelona ausgehen. Gegen die Improvisationskunst von Messi, Neymar, Suarez und Iniesta gibt es kein Konzept. Nur die Hoffnung auf einen schlechten Tag. Es ist Bayerns Glück, dass Barcelonas schlechte Tage in dieser Saison komplett in den April fallen. Das 0:2 am Mittwoch bei Atletico war die dritte Niederlage in Folge binnen zehn Tagen, und die Historiker durchforsten immer noch die Archive auf der Suche nach einer vergleichbaren Krise.

Wer will den Bayern jetzt noch gefährlich werden? Real Madrid – eine durch und durch von Cristiano Ronaldo abhängige Veranstaltung, sie wäre im Viertelfinale beinahe am VfL Wolfsburg gescheitert und zog nur deshalb ins Halbfinale ein, weil die zaghaften Deutschen sich gerade rechtzeitig noch auf ihre Bundesliga-Form besannen. Eine doppelte taktische Fehlleistung, wie sie Guardiola selbst nach dem K.o. gegen Real im Halbfinale von 2014 geißelte, wird ihm nicht noch einmal unterlaufen. Bayern ist damals nicht an Real gescheitert, sondern an sich selbst.

Manchester City  – ist ein auf Jahre hinaus zum Scheitern verurteiltes Kunstprodukt, das gerade mal so das Ein-Mann-Unternehmen PSG Ibrahimovic ausschaltete. Reich, aber unstrukturiert, eben deswegen soll Guardiola dort ja von der nächsten Saison an für Ordnung sorgen. Dessen Ankunft überschattet im Etihad Stadium schon jetzt alles.

Und Atletico Madrid, die Sensationsmannschaft des Viertelfinals – hat den gefühlten Höhepunkt des Jahres schon hinter sich. Bei allem Respekt vor der erarbeiteten Leidenschaft im Estado Vicente Calderon: Die fußballtechnische Qualität ist jenseits von Antoine Griezmann doch sehr überschaubar. Und mehr Adrenalin und Begeisterung als am Mittwoch gegen Barça geht kaum, dazu kam am Ende auch Glück. Ja, es hätte in der Nachspielzeit einen Elfmeter für Barcelona geben müssen, und vielleicht hätte dieses Signal Barças Schaffenskrise zu einem Ende geführt.

In diesem Fall hätten die Bayern der Auslosung am Freitag wohl mit sehr viel größeren Bedenken entgegen geblickt.

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