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Neuer Fixpunkt. Viktoria Rebensburg muss in ihre neue Rolle als Führungsfigur erst noch hineinwachsen.

© dpa

Nach dem Karriere-Ende von Maria Höfl-Riesch: Viktoria Rebensburg: Die neue erste Frau im Staate

Nach dem Karriereende von Maria Höfl-Riesch führt Viktoria Rebensburg das Ski-Alpin-Team der Frauen als neue deutsche Nummer eins in die Saison. Auch im Trainerstab wurden ein Großteil der zentralen Posten neu besetzt.

Die Ski-Königin ist wieder da, die ehemalige Ski-Königin Maria Höfl-Riesch – allerdings nur als Fernsehexpertin. Wenn am Samstag der alpine Weltcup mit dem Riesenslalom der Frauen in Sölden startet, muss die deutsche Mannschaft zum ersten Mal seit acht Jahren ohne sie, ohne ihre Anführerin auskommen. Jedoch waren beim ersten Rennen des Winters eigentlich immer andere im Team der Orientierungspunkt gewesen, auch für Maria Höfl-Riesch.

Viktoria Rebensburg zum Beispiel, seit Jahren die beste Riesenslalomfahrerin Deutschlands. Aber trotzdem stand sie im Schatten von Maria Höfl-Riesch. Nun ist sie aufgestiegen zur deutschen Nummer eins. „Jetzt bin ich halt ein bisschen der Anhaltspunkt“, weiß sie. Ein Rolle, „mit der ich Stück für Stück zurechtkommen muss“. An die steigende Aufmerksamkeit beginnt sie sich gerade zu gewöhnen, eine andere Umstellung, so findet sie, ist ihr schon ganz gut gelungen. Rebensburg hat die Ski-Marke gewechselt, fährt nun auf Brettern einer kleinen Schweizer Privatfirma, genau wie die Slowenin Tina Maze, die vor zwei Jahren die Konkurrenz dominierte und im vergangenen Jahr zweimal Gold bei Olympia holte. Das habe sie bei der Wahl schon beeinflusst, gibt sie zu, aber der alleinige Grund sei es nicht gewesen. „Neues Material bringt neue Impulse“, sagte sie der „Süddeutschen Zeitung“.

Mit dem Rückzug der deutschen Ski-Königin begann ein Umbruch im deutschen Frauenteam, ein notwendiger, wie Alpindirektor Wolfgang Maier findet. Die Mannschaft sei hinter Höfl-Riesch und Rebensburg in einem „ziemlich schlechten Zustand“ gewesen. Das Team in den technischen Disziplinen, einst als bestes der Welt gerühmt, hatte sich in den vergangenen Jahren zurück- statt nach vorne entwickelt. Die Gründe waren nur zum Teil in Verletzungen zu sehen. Und in den schnellen Disziplinen lebt das Frauenteam seit Jahren von Solistinnen, früher überdeckte Hilde Gerg, zuletzt Maria Höfl-Riesch die Probleme in Abfahrt und Super-G. Veronique Hronek, das unerschrockene Energiebündel aus dem Chiemgau, war auf dem besten Weg, sich immerhin in der Weltelite zu etablieren, als ihr im vergangenen Jahr das Kreuzband riss. Nun ist sie zwar zurück, aber dass sie sofort an die früheren Leistungen anknüpft, ist eher unwahrscheinlich.

Nach dem Karriereende von Maria Höfl-Riesch wurden das Trainerteam neu besetzt

Alpindirektor Maier besetzte mit Ausnahme von Abfahrtstrainer Andreas Fürbeck „die zentralen Köpfe“ neu, wie er es bezeichnet. Die Nachfolge von Cheftrainer Tom Stauffer trat Markus Anwander an. Der leitete bisher den Olympiastützpunkt in Garmisch-Partenkirchen und gehörte früher schon einmal dem Weltcupteam an, ehe er im Europacup die Entwicklung von Talenten wie Kathrin Hölzl oder Maria Höfl-Riesch übernahm. Der bisherige Techniktrainer Christian Schwaiger wechselte als Abfahrtscoach zu den Männern, seinen Posten übernahm Herbert Renoth, der Vertrauensmann von Viktoria Rebensburg . „Ab und zu braucht man Veränderungen“, sagt Maier.

Nach der vergangenen Saison hatte Maier viele Diskussionen geführt, warum die Lücke hinter Höfl-Riesch nicht zu schließen sei. „Wir stellten uns die Frage, ob es tatsächlich ein genetisches Thema ist, oder ob das Betreuungssystem nicht passt.“ Sie kamen zum Entschluss, dass es eine Mischung sei. Das eine war erst einmal hinzunehmen, denn Talente kann man nicht basteln, nur früh erkennen, formen und hoffen, dass nicht Verletzungen die Entwicklung bremsen. Also probierten sie es mit neuen Trainern, um eingefahrene Wege zu verlassen. „Man muss sich jetzt mit neuen Leuten auseinandersetzen“, sagt Maier, mit einem anderen Führungsstil, einer anderen Ansprache.

Schon in seiner Zeit als Cheftrainer hatte er darauf geachtet, dass alle im Betreuerstab eine einheitliche Linie fahren und „kein Staat im Staat entsteht“. Nun musste er feststellen, dass genau das passiert war in den vergangenen Jahren. „Wenn du in einem Team keine gemeinsame Schlagrichtung mehr hast, hast du schon verloren.“ Anwander gibt die nun vor – mit Viktoria Rebensburg als sportlicher Anführerin auf Schnee.

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