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Auf den ersten Blick. Die Uefa setzt weiter auf Torrichter (wie hier in der Europa League), auch die DFL verzichtet bis aus weiteres auf ein Torkamera-System.

© picture alliance / dpa

Nach dem Phantomtor: Die Bundesliga zaudert - Hoffenheim akzeptiert Urteil

Obwohl sich selbst der Vorsitzende des Sportgerichts für die Einführung der Torlinientechnologie ausspricht, zögert die DFL weiter. Hoffenheim verzichtet unterdessen auf eine Berufung gegen das Urteil vom Montag.

Eins ist klar: Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien im kommenden Sommer wird Stefan Kießling kein Phantomtor unterlaufen. Das liegt zunächst daran, dass Bundestrainer Joachim Löw den Leverkusener Stürmer wohl kaum in den deutschen WM-Kader berufen wird. Zum anderen setzt der Weltverband Fifa in Brasilien auf technische Hilfsmittel: Der deutsche Hersteller GoalControl rüstet alle zwölf WM-Stadien aus. Laut Firmensprecher Rolf Dittrich hätte das auf Kameras basierende System Kießlings Tor in Hoffenheim auch zweifelsfrei als irregulär erkannt.

„GoalControl-4D überwacht die Torlinie vollständig zwischen beiden Pfosten und der Latte“, sagt Dittrich. „Nur wenn der Ball durch diesen ,virtuellen Vorhang’ von vorne – also nicht durch ein Außennetz von der Seite – ins Tor kommt, wird dem Schiedsrichter das klar als Treffer an seine Spezialuhr gesendet und dort angezeigt.“ Uefa-Präsident Michel Platini hatte beim DFB-Bundestag angezweifelt, ob ein System wie GoalControl den irregulären Treffer überhaupt registriert hätte.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) will sich trotz der Verwirrung um Kießlings Treffer nicht unter Druck setzen lassen. "Wir können die sportlichen Argumente natürlich verstehen. Es gibt aber Statuten, die ein hohes Gut sind und die es zu respektieren gilt", sagte DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig. Das DFB-Sportgericht hatte am Montag den Hoffenheimer Einspruch gegen die Wertung der 1:2-Niederlage gegen Bayer Leverkusen zurückgewiesen, Hoffenheim erklärte einen Tag später, auf einen Einspruch verzichten zu wollen: "Wenn wir auch nur eine kleine Chance gesehen hätten, wären wir den Rechtsweg weitergegangen", sagte Sportdirektor Alexander Rosen. "Dass es diese Möglichkeit im bestehenden System nicht gibt, ist leider bereits in den Tagen vor der Verhandlung deutlich geworden. Es bleibt ein fader Beigeschmack."

Der Vorsitzende Richter Hans Eberhard Lorenz sagte nach seinem Urteil, der Prozess wäre zu vermeiden gewesen, "wenn wir uns dazu durchringen könnten, die Torlinientechnologie einzusetzen". Auch die Fifa hatte der Bundesliga empfohlen, die Technik einzusetzen. Am vergangenen Donnerstag hatte die höchste Regelinstanz des Weltfußballs, das International Football Association Board, die Fehlertoleranz bei den erlaubten Systemen auf 1,5 Zentimeter halbiert. Liga-Präsident Reinhard Rauball nannte diese Entscheidung "sehr positiv", sagte aber auch: "Wir halten an unserem Plan fest, wir lassen uns nicht treiben." Die DFL will frühestens zur Saison 2015/2016 über die Einführung von technischen Hilfsmitteln entscheiden.

Wie in fast allen aktuell brisanten Fragen des Fußballs geben Fifa-Präsident Joseph Blatter und Uefa-Präsident Platini auch beim Thema Torlinientechnologie die Positionen vor. Während Blatter technische Hilfsmittel befürwortet, lehnt Platini sie strikt ab. Er sei für "menschlichen Fußball", betonte der Franzose zuletzt. Wenn er in erster Linie die Fehlbarkeit des Menschen meint, liegt Platini damit sicher richtig. (mit dpa)

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